DMZ – KOLUMNE ¦ Alon Renner ¦
Was Rasierschaum mit der Weihnachtszeit, Glücksgefühlen und der Verschönerung des Lebens zu tun hat. Herzlich willkommen zu meiner neuen Kolumne.
Hin und wieder ist der Blick in den Spiegel unvermeidbar. Beim Rasieren zum Beispiel, da geht es nicht ohne. Zumindest nicht, wenn man den lästigen Härchen auch direkt unter der Nase, hoch über den Wangen, versteckt hinter den Ohren und auf der Zunge beikommen möchte. Und dann steht man vor dieser grossen, reflektierenden Fläche und ist erstmals erleichtert, den wilden Auswuchs mit flauschig weissem Schaum übertüncht zu haben.
Dem freundlichen Gesicht des Weihnachtsmannes entgegenstarrend, verfällt man augenblicklich in die Kindheit zurück und setzt sich in Gedanken ganz brav auf das eigene Knie. Das hilft. Denn das, was danach kommt, ist ein Massaker. Das unerbittliche Durchforsten der eigenen Eitelkeit, das Macheten schwingende Urteil über die unwiderlegbare Vergänglichkeit...
Schonungslos blicken einem die blauen, roten und schwarzen Markierungen der Pisten, die Hänge und das steile Gefälle entgegen. Während der Schneepflug in Form der Rasierklinge in aller Ruhe seine Runden dreht. In diesem Skigebiet war schon lange nichts mehr los. Und der künstliche Schnee war ganz bitter nötig.
Es geht nichts über ein frisch rasiertes Gesicht - dieses befreiende Gefühl nackter Sauberkeit. Abgerundet durch einen Spritzer kalten Wassers, den man sich gleich mehrmals aus vollen Händen auf die Wangen klatscht, um dann sein Antlitz in ein Tuch zu drücken und den Duft von Zitronen, Nelken und Lavendel einzuatmen.
Rasierschaum verfügt aber nicht nur über die Gabe, das eigene Erscheinungsbild zu verschönern, sondern auch Töpfe, Pfannen und Teppiche.
Ihr glaubt mir nicht? Dann gebt doch mal den Begriff bei Youtube ein. Was sich da alles findet, nimmt sich aus wie frisch geschlagene Sahne.
Angekohlte Kessel, Töpfe und Pfannen sollte man mit Rasierschaum einschmieren, dreissig Minuten einwirken lassen, mit einem feuchten Lappen abwischen und schon glänzen die Küchenutensilien wie neu. Zumindest die allermeisten. Und wenn nicht, die Prozedur einfach wiederholen. Gleiches gilt für Edelstahlflächen, also die Ablage in Küche und Waschküche, Backöfen, Armaturen im Bad, matten und glanzlosen Schmuckstücken. Da empfiehlt es sich, diese mit einer alten Zahnbürste zu bearbeiten. Und wie angekündigt: verschmutzte Teppiche. Wobei man den Schaum auf dem Boden kniend mit einem Lappen einreibt und über Nacht einwirken lässt.
Der Lifehack funktioniert aber auch bei quietschenden Türen - hier die metallenen Scharniere mit unserem flockigen Wundermittel einschmieren - und gegen beschlagene Spiegel und (Sonnen)Brillen. Bei Letzteren agiert er wie ein Schutzfilm. Einfach die Gläser mit dem Schaum besprühen und dann gut mit einem Tuch abwischen. Abwischen und nicht abwaschen. Der minimale Rest an Chemikalie verhindert dann, dass sich der neblige Dunst breit machen kann.
Rasierschaum kann aber noch weit mehr. Zuviel Salz in der Suppe? Pfeffer, Muskat oder Kümmelkerne? Gebt der Speise einfach einen gehäuften Esslöffel der fluffigen Masse bei. Und schaut welch Wunder sie bewirkt. Bei einem Kater empfiehlt sich eine Ganzkörperbehandlung. Und bei Kopfschmerzen kann ich Euch nur das Gel empfehlen. Einen Tropfen jeweils links und rechts der Schläfe auftragen und dann kräftig einmassieren. Derweil man kurz davor einen weiteren Tropfen unter die Zunge gibt und dort zwei Monate garen lässt.
Auch löst er den Schmutz aus Euren Phantasien, hilft bei Mundgeruch und schlechtem Sex - einfach auf der betreffenden Stelle auftragen - und beseitigt üble Verwandte.
Vor dem ersten Schnee kann man sich übrigens etwas Schaum unter das Kopfkissen schmieren. Dann kommt er früher, öfters und hält länger an.
Probiert es einfach aus. Ihr werdet mir danken!
Ganz liebe Grüsse und bis nächste Woche.
Euer Alon
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