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SVP Beitritt von Swiss Life Leader sorgt für hohe Wellen

Rolf Dörig (Foto: Swiss Life)
Rolf Dörig (Foto: Swiss Life)

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                               Rolf Dörig (Foto: Swiss Life)     

KOMMENTAR

 

Rolf Dörig, Verwaltungsratspräsident der Swiss Life Holding AG, der auch schon betonte “Auch ich gehöre zur Elite“, ist der SVP beigetreten, was in den Sozialen Medien für große Wellen gesorgt hat. Vor allem aber auch wegen seiner Stammtisch-Aussagen, die der Swiss Life Philosophie nicht entsprechen: „Mich stört dieses Mainstream-Woke-Gehabe“. Umgehend hat sie SVP ihre Propaganda Maschinerie angeworfen und Dörigs Aussagen stolz gestreut. Dörig, der findet „Die Schweiz hat Christoph Blocher viel zu verdanken“ und dem der Auftritt von Donald Trump am WEF gefallen hat „Ja, sein selbstbewusstes Auftreten!“, sagt etwa zur Einwanderungspolitik, „ob die Schweiz die richtigen Leute hereinholt oder wie sie integriert werden sollen. Und was bedeutet es, wenn wir plötzlich 10 oder 11 Millionen Menschen in der Schweiz haben?“ Was für viele Menschen bereits rassistisch oder zumindest fremdenfeindlich anmutet, ist für die Swiss Life kein Thema.

 

Wir wollten von der Swiss Life, einer seiner Arbeitgeberinnen, wissen, wie Swiss Life zu den Aussagen (die vielfach als rassistisch und untragbar bezeichnet wurden) in den Medien stehen. Denn auch wir befinden, dass zumindest eine Tendenz herauszulesen ist. Dörig sagt u.a. „Ich bin wertkonservativ. Deshalb stören mich dieses Mainstream-Woke-Gehabe und dieses Moralisieren, das dem Zeitgeist einer wohlstandsverwöhnten Minderheit entspricht. Als hätten wir nichts Wichtigeres zu tun.“ Er bedient offen Narrative und steht offenbar auch im Kurs der SVP, wenn es um Menschenleben geht: „Aber die Zuwanderungsdebatte zum Beispiel muss offen geführt werden können: Wie viele Menschen sollen jedes Jahr zusätzlich kommen? Wollen wir eine 10-Millionen-Schweiz? Oder was ist dagegen zu tun? Das macht niemand so konsequent wie die SVP. Da bin auch ich in der Sache knallhart.“

 

Ein Sprecher der Swiss Life teilt uns auf gemachte Anfrage mit, dass es uns frei stehe, „die SVP zu kritisieren. Dabei werden Sie aufgrund Ihrer journalistischen Unabhängigkeit jedoch nicht ausser Acht lassen wollen, dass die SVP eine staatstragende Bundesratspartei ist und ihre Anliegen offen und klar in den demokratischen Prozess einbringt.“ In einem Interview mit Blick habe Herr Dörig erklärt, „warum er jetzt der Partei beigetreten ist. Er spricht sich im Interview auch explizit für eine bürgerliche, parteiübergreifende Zusammenarbeit aus.“ Der Vorwurf, Herrn Dörigs Aussagen seien rassistisch, sei unhaltbar. „Rolf Dörig äußert sich weder in diesem Interview noch sonst in irgendeiner Weise rassistisch.“

 

Wie das alles mit der Firmenideologie vereinbar sei, wollten wir ebenfalls wissen. Denn offenbar sei der Leader der Swiss Life „nicht auf dem Laufenden bei diversen (wichtigen) Debatten“ und streue offen ausländerfeindliche Parolen und Fake News: „Die Zuwanderung. Sie ist der Elefant im Raum. Wir haben nach Luxemburg den zweithöchsten Ausländeranteil in Europa. Wenn wir weiter so wachsen, werden Infrastruktur, Umwelt, Schulen zu stark belastet. Darum müssen wir alle Kraft darauf verwenden, unsere Zuwanderung selber zu lenken.“ Rolf Dörig stellte sich im Interview mit der Zeitung „Schweiz am Sonntag“ dann auch als erster Manager hinter eine Zuwanderungsbeschränkung. Er warnte zudem davor, der EU weiter entgegenzukommen.

 

Der Sprecher der Swiss Life antwortete, dass unsere Aussage, dass Herr Dörig bezüglich der Zuwanderungsthematik «Fake News» verbreite, unhaltbar sei. „Es herrscht weitum Konsens in diesem Land, dass das Thema «Migration» auch im Zusammenhang mit der Frage nach der Entwicklung einer Schweiz zu einer «10 Millionen-Gesellschaft» Fragen aufwirft und auf die politische Agenda gehört. Herr Dörig ist der Meinung, dass im demokratischen Prozess diesem Thema Priorität eingeräumt werden sollte.“

 

Grundsätzlich seien alle Mitarbeitenden der Swiss Life „selbstverständlich frei, sich politisch zu engagieren. Das Unternehmen erachtet derlei Engagements als Privatsache.“ Das Unternehmen förder das Milizsystem, „indem Mitarbeitenden auch Arbeitszeit zur Verfügung gestellt wird, ihrem politischen Engagement nachzugehen. Diese Möglichkeit besteht für alle Mitarbeitenden.“ Allerdings muss man auch festhalten, dass Alleingänge von Dörig immer schon Thema waren.

 

Nicht das erste Mal – Unmut gegen Dörig gab es schon Früher

Bei Economiesuisse und SVV entstand gar der Verdacht, dass Dörig seine Ämter parteipolitisch missbraucht. In der Bilanz hielt ein Mitglied des SVV-Vorstands explizit fest: „Rolf spricht nicht für uns“. Die Bilanz weiter: „Die Frage ist, wie lange sie (Vorstandmitglieder) sich Dörigs Sololäufe noch bieten lassen.“

2020 kündigt die Axa Schweiz die Mitgliedschaft beim Versicherungsverband. Der Krach im Präsidium entzündet sich an den SVP-Positionen von Präsident Rolf Dörig (Handelszeitung). Auslöser waren also erneut kommunikative Sololäufe des Präsidenten, die mit seiner offenen Parteinahme für die SVP begannen.

Für Dörig, einen der größten Ämterkumulierer der Wirtschaft und bekennenden Filzfan ("Filz ist gut"), war der Austritt eine Schlappe.

 

Rassismusvorwürfe gegen Swiss Life

2017 hat Swiss Life eine Rassismusdebatte in der Schweiz ausgelöst. Diverse Zeitungen wiesen darauf hin, dass bei Swiss Life CallCenter-Angestellte mit fremdländisch klingenden Namen mit Schweizer Aliasnamen arbeiten. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) kritisierte das Vorgehen von Swiss Life und zeigte sich besorgt. Gegen den Vorwurf wehrte sich der Versicherer und betonte, dass jeder mit seinem echten Namen in der Kundenbetreuung arbeiten könne.

 

Entrepreneur’s Roundtable

In der Veröffentlichung von Ueli Mäder, Ganga Jey Aratnam, Sarah Schilliger „Wie Reiche denken und lenken“ ist zu lesen, dass Rolf Dörig auch zum Entrepreneur’s Roundtable gehörte. Dem Entrepreneurs’ Roundtable – einem streng informell gehaltenen Klub – gehören gemäß Angaben gegen 80 Führungskräfte an. „Es ist eine erlesene Elite – CEOs von börsenkotierten Unternehmen oder Unternehmer mit einem Privatvermögen ab 100 Millionen. (Handelszeitung).“ Sich bewerben sei zwecklos, „hier wird kooptiert.“ „Frauen sind ausgeschlossen, weil sich Männer „natürlicher und spontaner verhalten“ ohne die Präsenz von Frauen (Bilan)“. Die Entrepreneurs pflegen kein wohltätiges Image wie andere Klubs, sie fungieren vielmehr als ein politisches Diskussionsforum für neoliberale Führungskräfte: Mehr „Freiheit“ und Eigenverantwortung, tiefere Steuern und ein Abbau des Sozialstaates gehören zu ihren Forderungen.

 

Wikipedia listet die Engagements von Dörig

„Von November 2002 bis Mai 2008 war Dörig Präsident der Konzernleitung des Lebensversicherers Rentenanstalt/Swiss Life, von Mai 2008 bis Mai 2009 Delegierter des Verwaltungsrats. Seit Mai 2009 ist er Präsident des Verwaltungsrats der Swiss Life Holding AG. Bei der Emil Frey Holding AG ist er Mitglied des Verwaltungsrats, beim Holzproduzenten Danzer Holding AG ist er Mitglied des Aufsichtsrats. Des Weiteren war er von 2009 bis 2020 Verwaltungsratspräsident beim weltgrößten Personaldienstleister Adecco. Bei dormakaba war er von 2004 bis 2020 Verwaltungsratsmitglied und von 2006 bis 2018 Vizepräsident. Beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ist er Mitglied des Vorstandsausschusses, beim Grasshopper Club Zürich Mitglied des Zentralvorstands, von 2004 bis 2009 präsidierte er ihn. Dörig war Mitglied des Vereins Freunde der FDP. Später wurde er Mitglied der Stiftung für bürgerliche Politik, welche als Zweck die finanzielle Unterstützung der SVP verfolgt, und somit zu einem engen Vertrauten der SVP Führung. Seit 2022 ist er Mitglied in der SVP-Ortspartei von Küsnacht. Von 2003 bis 2008 war er Vorstandsmitglied im Schweizerischen Versicherungsverband (SVV). Im Juni 2017 wurde Rolf Dörig zum Präsidenten des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV) gewählt, per Juni 2023 tritt er zurück. Zudem war Dörig von 2003 bis 2014 Vorstandsmitglied der Zürcher Handelskammer und von 2012 bis 2015 präsidierte er die Zürcher Volkswirtschaftliche Gesellschaft (ZHVG).“

 

Kommentare zur aktuellen Berichterstattung in den Sozialen Medien

Mike Müller: „Und genau das möchte Rolf Dörig, der von der FDP zur SVP übergelaufen ist, wieder einführen. Ein Mann, der wie die von ihm bewunderten Bauern mit beiden Beinen auf dem Boden steht in seiner 20-Mio Villa in Küsnacht.“

 

M. Stucki: „Bin ich froh, habe ich alle meine Policen b. „Swiss-Life“ zurück geholt! Mit dem konservativen Gedankengut dieses Präsidenten Rolf Dörig war mein Entscheid doppelt richtig! Er hat vergessen, wem die Schweiz ihren Reichtum verdankt! Sicher nicht den Sesselkleber in der Chefetage!“

 

K. Hübscher: „Ein Mann mehr welcher Otto Normalverbraucher klar machen müsste, dass die SVP keine Partei des kleinen Mannes ist. Aber manche merken es nie.“

 

H. Loosli: „Klar wo soll er den sonst hin? Ein Bonze mehr bei der angeblichen Volkspartei!“

 

M. Rüdisüli: „Wo war Rolf Dörig die letzten 20 Jahre? Die SVP ist leider alles andere als staatstragend und konkordanzfähig. Sie greift unsere Institutionen immer wieder an und schadet damit dem Schweizer Erfolgsmodell.“

 

E. de Boer: „Rolf Dörig (SVP): „Warum führen wir eigentlich nicht wieder das Saisonnierstatut ein, also eine zeitlich begrenzte Aufenthaltsbewilligung ohne Familien?“ > Weil die dringend benötigten Fachkräfte dann nicht mehr in die Schweiz kommen. Willkommen im 21. Jh.“

 

Account Linke Politik: „Geht es noch einfältiger, menschenverachtender und empathieloser? Alleine die Antworten zu den Migranten geht gar nicht. Und dies von einem, der seine Milliönchen unter anderem von diesen Menschen verdient!“

 

SVP und Ausländerinnen und Ausländer

Keine andere Partei fordert so konsequent und beharrlich die Bestrafung von Kriminellen und die Ausschaffung von Ausländerinnen und Ausländern. Würde die SVP ihre Massstäbe in den eigenen Reihen ansetzen, müssten sehr viele SVPler des Landes verwiesen werden. Denn immer wieder geraten SVP-Exponentinnen und Exponenten mit dem Gesetz in Konflikt. Die Liste ist auf eine unüberschaubare Länge angewachsen. Nach dem Willen der SVP sollten auch die Rassismusstrafnorm und die Rassismuskommission im Interesse der Meinungsäußerungsfreiheit abgeschafft werden. Gemäß diverser Bundesgerichtsentscheide dürfen einige SVP-Politiker gar als „Rassisten“ und „Nazi-Sympathisanten“ bezeichnet werden.

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