Nein, Drosten sagt mitnichten, dass die Maske nichts mehr bringt

Virologe Christian Drosten
Virologe Christian Drosten

DMZ –  WISSENSCHAFT ¦ Anton Aeberhard ¦                 Virologe Christian Drosten

KOMMENTAR

 

Ein Vorteil hat das sich ständige Wiederholende für uns Schreiber. Man kann auch mal praktisch Copy/Paste-Artikel veröffentlichen. Schöner wäre es allerdings, wenn wir uns nicht dauernd wiederholen müssten -> Nun, denn - auf ein NEUES.

Immer dann, wenn selbsternannte Expertinnen und Experten, Querdenkerinnen und Querdenker sich vor Freude überschlagen und sich bestätigt sehen, muss man genauer hinsehen. Leider verbreiten Leitmedien immer häufiger massive Fake News. Allerdings sehr unterschwellig und meist nur in Titeln und Leittexten. Im Artikel zeigt sich dann gar oft, dass das Gegenteil der Fall ist. Aktuellstes Beispiel von katastrophaler „journalistischer“ Arbeit, die allerdings bewusst so ausgeführt wird, ist die mediale Übernahme einer Aussage Drostens, die aus dem Zusammenhang gerissen, erneut nur Fake News sind. Europaweit behaupten die Medien heute, dass Christian Drosten die Masken nicht mehr so effizient findet. Das ist aber durchaus nicht so, wenn man den Podcast von Drosten anhört.

 

Bereits nach seiner vielbeachteten Äußerung zum Thema Pandemie-Ende von Ende 2022 sieht der Virologe Christian Drosten ein Missverständnis. In dem Interview habe er eigentlich etwas anderes gesagt als das, was in Teilen der Öffentlichkeit angekommen sei. "Was ich gesagt habe, ist: Ich erwarte, dass die jetzt kommende Winterwelle eher eine endemische Welle sein wird (...) und dass damit dann die Pandemie vorbei ist." Das Pandemie-Ende lasse sich nicht vorab ankündigen, man könne dies nur im Nachhinein - also nach dieser Welle - betrachten.

Über die Lesart einiger Medien und Politiker, wonach er die Pandemie für beendet erklärt habe, sagte er: "Ich glaube, alle die mich bisher kommunizieren gehört haben, wissen, dass ich solche forschen Dinge eigentlich nicht in der Öffentlichkeit sage." 

 

Leider haben die meisten Medien auch gestern wieder bewusst falsch zitiert und quasi verkündet, dass Drosten Masken für nutzlos befindet.

 

Zu den Fakten: Christian Drosten sagte lediglich, dass die MAsken bei der Kontrolle der Gesamtübertragung des Coronavirus kaum noch eine Rolle spiele. Nichts weiter.

 

Drosten sprach sich dabei auch dafür aus, die Maskenpflicht in Zügen aufzuheben sei wenig sinnvoll. Zum Schutz der sogenannten vulnerablen Gruppen sei es weiter wichtig, Masken zu tragen. Menschen dieser Gruppe, die etwa wegen Krankheiten besonders gefährdet sind durch das Coronavirus, würden besser geschützt, wenn nicht nur sie, sondern auch ihre Gegenüber eine Maske tragen.

 

Es sei also ein "guter sozialer Gedanke", die Maskenpflicht in Zügen beizubehalten, sagte Drosten. Der Virologe sprach sich auch dagegen aus, alle politischen Vorgaben aufzuheben. Wenn es doch noch einmal hart auf hart komme, sei es sinnvoll, Maßnahmen zur Verfügung zu haben.

 

Man muss sich weiterhin schützen. Wie gefährlich diese Medien, die mit den falschen Überschriften arbeiten, sind, zeigt sich auch diesmal in der Flut an Tweets, Kommentaren, Artikeln, die lediglich die falsche Information des Titels übernommen haben. In Windeseile wurden diese Fake News weltweit in bereits beinahe allen Sprachen und in allen Ländern gestreut. Der Schaden ist angerichtet.

 

Querdenker, Pandemieleugner, Maßnahmengegner – sie alle sehen sich bestätigt und plötzlich ist Drosten, ärgster Feind der letzten drei Jahre, ihr "Hauptargument". Dabei sind sie nur nicht in der Lage, Artikel zu lesen und gemachte Aussagen einzuordnen und zu verstehen. Sie vertrauen blind den Informationen dieser Medien, denen es nur um Klicks geht. So sieht Eigenverantwortung und aufgewacht sein also aus.

 

Dass es auch 2023 keinen Platz für COVID-Endstimmung gibt, zeigt auch ein Nature-Artikel. Vielerorts wurden im Jahr 2022 Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung aufgeben. Maskentragen wurde aufgegeben und der internationale Reiseverkehr wurde wieder aufgenommen. Es hat sich gezeigt. Erneut zu früh.

 

Weltweit ist Corona weiterhin sehr aktiv und von einer Beendigung der Bedrohung kann keine Rede sein. Jetzt kommt noch China dazu, wo leider zu wenig auf die Karte Impfung gesetzt wurde. Modelle deuten darauf hin, dass das Land im nächsten Jahr mit bis zu einer Million Todesfällen konfrontiert sein könnte. Ein realistisches Szenario. Die Menschen, die geimpft wurden, erhielten nur Impfstoffe gegen den ursprünglichen Stamm des Virus. Deshalb ist niemand richtig geschützt.

Sogar weitere Infektions- und Todeswellen werden wahrscheinlich folgen, entweder durch neue Varianten, die in der Bevölkerung auftreten, oder durch Varianten, die importiert werden, wenn das Land seine Grenzen für Besucher öffnet.

 

Die COVID-19-Impfraten sind in vielen Ländern ins Stocken geraten. In einigen Fällen war die Aufnahme von Boostern trostlos, obwohl diese Tod und schwere Krankheiten erheblich reduzieren. Nature befürchtet zudem neue Varianten und weist darauf hin, dass auch Long-Covid und Post-Covid massive Probleme darstellen und man weltweit unbedingt endlich in diese Richtung forschen müsse. Ein Virus ist nichts, das ein Ablaufdatum trägt.

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