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Transnet „warnt“ vor Strommangel – oder auch nicht

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

 

Die „Warnung“ von TransnetBW geht momentan in vielen Foren mal wieder wirr durcheinander. Mal werden Erneuerbare für Blackout-Gefahren in BW verantwortlich gemacht, mal werden Kraftwerken die „Verstopfung“ von Leitungen zugeschrieben. Der Spiegel beschreibt es ganz gut, aber leider auch mit ein paar missverständlichen Hinweisen.

 

Der Kern: Kraftwerke werden nach persönlichen ökonomischen Zielen und nicht nach übergeordneten gefahren. Das passiert durch Modelle, die Preisprognosen rechnen. Dabei spielen Wetterdaten eine große Rolle, denn bei viel Wind- oder Solarertrag sinkt der Strompreis. Betreiber fahren dann ihre Kraftwerke runter und das lässt sich außer bei Gaskraftwerken auch nicht so schnell ändern.

 

Wenn nun im Norden sehr viel Windenergie zu erwarten ist, werden überall, also auch im Süden, Kraftwerke runter gefahren. Das ist bereits in den letzten Tagen passiert. Wenn dadurch aber die Leitungskapazitäten für den Transport von Nord nach Süd nicht mehr ausreichen, was nur sehr schwer zu prognostizieren und für die einzelnen Betreiber auch viel zu unsicher ist, kann es passieren, dass im Süden der Bedarf nicht mehr kurzfristig gedeckt werden kann.

 

Das hat NICHTS mit zu geringen Erzeugungskapazitäten im Süden zu tun, die Anlagen dort sind schlicht runter gefahren worden. Das hat NUR mit der unzureichenden Kapazität der überregionalen Netze zu tun – und mit der fehlenden Balance der Erzeugungsarten im Süden.

 

Dem Netzbetreiber bleibt dann nur, vorhandene Kapazitäten einzukaufen. Da die aus dem Norden nicht mehr transportierbar sind, muss er von Nordwesten bis Südwesten im Ausland kurzfristig zukaufen. Das ist möglich und versorgungssicher, genau dafür wurde das europäische Stromnetz ausgebaut, aber es ist meist sehr teuer – derzeit besonders, weil kurzfristiger Bedarf technisch oft nur durch Gaskraftwerke erzeugbar ist.

Deshalb geht es hier nicht um die Versorgungssicherheit, sondern um die Kosten für die Verbraucher, die diesen „Notkauf“ bezahlen müssen. Übrigens über´s Netzentgelt umgelegt und daher trifft es nicht nur die im Süden, so bescheuert – das darf man wohl sagen – ist es leider.

 

Eine kurzfristige Lösung könnte natürlich eine andere Kraftwerksplanungen sein, denn wenngleich dieses Szenario schwer zu prognostizieren ist, so sind die Folgen leider oft so teuer, dass es – vermutlich – besser wäre, ein Anreizsystem für Kraftwerke zu schaffen, bei solchen erkennbaren Asymmetrien trotzdem zu laufen. Denn nochmals: Wir kaufen nun teuren Strom zu, weil bei uns im Süden existierende Kapazitäten still stehen. Das ist ökonomisch sicher die schlechteste Lösung.

 

Langfristig müssen wir die Verteilung über die Netzkapazitäten verbessern und den Ausbau der Erneuerbaren im Süden deutlich steigern. Je symmetrischer die jeweiligen Erzeugungsformen verteilt sind, desto weniger Strom muss großflächig transportiert werden.

 

Das muss mit dezentralen Lösungen ohnehin erreicht werden, denn die zukünftigen Energiemengen sind gar nicht über Leitungen beliebig verteilbar. Wir werden solche Szenarien also viel häufiger sehen, wenn wir zu sehr auf zentrale Lösungen bauen oder Erzeugungsformen zu asymmetrisch verteilen. Beispiele für solche Klumpenrisiken haben wir in der französischen Kernkraft und in der Wasserkraft der Zentralalpen ja bereits gesehen, wenngleich dieser spezifische Fall hier etwas anders liegt.

 

Richtig und klug ist diese App, denn sie hilft Verbrauchern, ihren Verbrauch ggf. anzupassen, um Kosten zu sparen. Leider wird auch das in vielen Foren als Unzumutbarkeit bezeichnet. Auch das ist Teil des Problems, denn die bessere und intelligentere Steuerung unseres Verbrauchs bietet ebenfalls sehr viel Potenzial, das wir unbedingt heben sollten, um die Energieversorgung zu vereinfachen und günstiger zu gestalten. Am besten wird das wohl möglich, indem wir auch dafür Technologien schaffen. Wenn zukünftig eine App in der Waschmaschine oder beim E-Auto ganz automatisch den günstigsten Tarif sucht, um zu laufen, finden die Leute das gewiss ganz prima. Wenn eine App einem dazu Hinweise gibt, es selbst zu machen, ist das unzumutbar.

 

Menschen und ihre Sichtweisen. Muss man nicht immer mögen.

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