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Klartext

DMZ –  BLICKWINKEL ¦ Ruedi Stricker ¦                   

 

In der Anwendung von Fachbegriffen, Fremdwörtern und Abkürzungen werden drei Entwicklungsphasen unterschieden: Am Anfang unterbleibt deren Einsatz infolge Unkenntnis. In der zweiten Phase wird der Bildungsfortschritt intensiv vermarktet, worauf in der dritten Phase wieder deutsch gesprochen wird. Hier ein konkreter Fall aus einem Bauunternehmen.

 

„Ich dir schon sage letzte woch brauche zwei bohrmaschine nichteine.“ So der Bauarbeiter zum Polier. Der Polier, drei Stunden später in seiner Baracke, schreibt einen Zettel an den Bauleiter: „Wie ich Dir schon letzte Woche mitgeteilt hatte, benötigen wir dringend einen zusätzlichen Bohrhammer. Könntest Du dafür sorgen, dass bis Kalenderwoche 42 ein entsprechendes Gerät beschafft und wenn möglich direkt auf die Baustelle „Hard“ geliefert wird? Besten Dank für Deine Bemühungen, Kari.

 

Der Bauleiter nimmt sich sofort der Sache an und schreibt seinem Vorgesetzten: „Lieber Werner, ich erlaube mir erneut, auf unser Gespräch vom 27. ds betreffend die Korrekturen unseres Budgets bzw. der Position Arbeitsgeräte für die Kostenstelle 4325 zurückzukommen und mit aller Dringlichkeit darauf hinzuweisen, dass wir mit der Erneuerung des Gerätebestandes im Rückstand sind. Die Produktivität der KST hat in den letzten zwei Quartalen zwar noch leicht zugenommen, aber es ist nicht wegzudiskutieren, dass dieser Effekt der Motivierungskampagne der Geschäftsleitung zuzuschreiben ist. Der Personal-/ Maschinenkostenkoeffizient ist mit den aktuellen Werten eindeutig zu hoch. Werner, ein erfahrener Ökonom, aber nicht mit den Detailkenntnissen einer Baufirma belastet, schreibt an den Finanzchef: „Sehr geehrter Herr Dr. Hörler, im Rahmen meiner Führungsarbeit im Zusammenhang mit der Grossbaustelle Hard bin ich heute auf die Tatsache aufmerksam geworden, dass gewisse Kennzahlen und vor allem die hohe Korrelation zwischen den Deckungsbeiträgen I einerseits und der stundenspezifischen Maschinenkosten darauf hindeuten, dass in der KST 4325 die Personalintensität zu hoch ist. Nach eingehender Analyse und einem Benchmarking Test (KST 2830 = Index 100) sind wir zur Überzeugung gelangt, dass eine Zusatzinvestition in die KST 4325 einen raschen Beitrag an die Steigerung der Wertschöpfung leisten könnte. Wir beantragen daher die Freigabe entsprechender Mittel (600 k CHF) aus der Budgetposition „Erneuerung Maschinenpark“ und bitten um wohlwollende Prüfung …“

 

Der gewissenhafte Dr. Hörler, dem wohl bekannt ist, dass diese Position schon fast ausgeschöpft ist, fragt anstandshalber den CEO per E-Mail: „Fritz, Du bist sicher einverstanden, wenn wir diesen Burschen da im Hard unten aus dem Dreck helfen, damit dieses Spital endlich fertig wird. Wenn ich nichts Anderes von Dir höre, gebe ich 500 k für ein Investment frei, der Einkauf wird sich darum bemühen, dass wir beste Konditionen erhalten.“

 

Fritz ist im Ausland, Dr. Hörler kann also drei Tage später an Werner Scheuber schreiben: „Nach eingehender Prüfung Ihres Investitionsantrags und langem Ringen mit der Unternehmensleitung haben wir uns entschlossen, Ihren Antrag zu genehmigen. Die Einkaufsabteilung hat bereits die entsprechenden Dispositionen getroffen…“

 

Werner Scheuber, hoch erfreut, schickt dem Bauleiter umgehend die Erfolgsnachricht: „Lieber Kurt, sorry, dass es solange gedauert hat, aber ich habe tagelang mit der GL über Deinen Antrag gestritten. Soeben erreicht mich aber die Nachricht, dass unserem Anliegen Rechnung getragen wird und die KST 4325 noch im laufenden Monat mit einer Erhöhung des Gerätebudgets von 500 000 CHF rechnen kann. Die Beschaffung der entsprechenden Maschinen ist bereits im Gang, Du musst Dich also um nichts kümmern. Viel Erfolg! Werner P. S. Mach, dass dieses verdammte Spital endlich fakturiert werden kann! Kurt nimmt ein Blatt Papier und schreibt mit Bleistift an den Polier: „Kari, wir bekommen für eine halbe Million Franken Bohrmaschinen. Alles paletti. Gruss, Kurt. P. S. Heute zahlst aber Du im „Bären“. Er nimmt den Zettel und legt ihn ins Fach „Ausgang Hard.“ Eine Position höher befindet sich das Fach „Eingang Hard“. Zuoberst liegt ein Zettel für Kurt: „Danke für den Bagger. Aber wo bleibt der Bohrhammer?“.

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