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Corona-Pandemie hat Psyche kaum zugesetzt

DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦                                          

 

Kanadische Forscher haben 137 Erhebungen zu COVID-19 wissenschaftlich ausgewertet

Die psychische Gesundheit bei der Allgemeinbevölkerung hat sich während der COVID-19-Pandemie im Vergleich mit den Werten davor nicht stark verändert.

 

Zu dem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung von B. D. Thombs. Der Psychiater ist auch Mitarbeiter von zwei weiteren Institutionen – und zwar des Lady Davis Institute und der McGill University. Einige spezifische Gruppe, vor allem Frauen, scheint stärker negativ betroffen zu sein. Diese Veränderungen sind laut den Forschern jedoch gering.

 

Widersprüchliche Analysen

Viele Studien und Medienberichte legen nahe, dass COVID-19 zu einer weitverbreiteten Verschlechterung der psychischen Gesundheit geführt hat. Widersprüche in der Qualität der Studien und die falsche Interpretation von Querschnittsdaten könnten laut den Forschern jedoch zu irreführenden Ergebnissen geführt haben. Daher hat das Team 137 Erhebungen überprüft, die die allgemeine psychische Gesundheit, Angstgefühle und Symptome einer Depression während der Pandemie mit den Beurteilungen vor COVID-19 verglichen. Dabei handelte es sich jeweils um den Zeitraum nach dem 1. Januar 2020 und vom 1. Januar 2018 bis 31. Dezember 2019.

 

Die Unterschiede zwischen den Gruppen wurden als Standardisierte Mittelwertdifferenz (SMD) dargestellt. Ein SMD von weniger als 0,2 bedeutet einen minimalen Effekt, 0,2 bis 0,5 einen kleinen Effekt, 0,5 bis 0,8 eine mittelschwere Wirkung und 0,8 oder mehr eine große Auswirkung. Bei Studien der Allgemeinbevölkerung konnten keine Veränderungen in Bezug auf die generelle psychische Gesundheit oder Angstsymptome festgestellt werden. Die Symptome einer Depression verschlechterten sich mit einem SMD von 0,12 in einem geringen Ausmaß. Bei den spezifischen Gruppen waren Frauen die einzige Gruppe, bei der es in allen Bereichen zur Verschlechterung der Symptome kam. Dabei handelte es sich jedoch um geringfügige Veränderungen des SMD zwischen 0,20 und 0,22.

 

Häufig schwierige Datenlage

Die Symptome einer Depression haben sich bei älteren Erwachsenen, Studenten und Personen verschlechtert, die sich als Teil einer Minderheit im Bereich Sexualität oder Gender ansehen. Diese Veränderungen liegen allerdings im minimalen bis geringen Bereich und lassen sich bei anderen Gruppierungen nicht nachweisen. Die allgemeine psychische Gesundheit und Angstsymptome sind bei Eltern stärker ausgeprägt. Die Forscher betonen jedoch, dass diese Ergebnisse auf einer geringen Anzahl an Studien und einer entsprechenden Anzahl an Teilnehmern basieren.

 

Im Gegensatz dazu haben sich die Symptome der allgemeinen psychischen Gesundheit und die Symptome einer Depression bei Personen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen verbessert. Auch hier betonen die Wissenschaftler, dass diese Ergebnisse auf nur zwei Studien beruhen und die Verbesserung mit einem SMD von 0,05 nur unwesentlich ausfällt. Keine andere Gruppierung hat bei allen Ergebnissen signifikante Veränderungen erlebt. Das gilt auch für junge Menschen.

 

Obwohl es sich bei der aktuellen Studie um eine gut aufgebaute Begutachtung, basierend auf einer gründlichen Literaturrecherche, handelt, räumen die Forscher ein, dass Unterschiede im Design von Studien, ein hohes Risiko eines Bias in vielen Studien, das Fehlen von Belegen aus Ländern mit niedrigeren Einkommen und Kindern einen Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben könnten. Daher sei eine Interpretation der Ergebnisse nur mit Vorsicht möglich. Details wurden in „BMJ“ publiziert.

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