Credit Suisse: Asymmetrie zwischen Belohnung und Haftung

DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 

KOMMENTAR

100 Milliarden Kredit von der Notenbank und eine adhoc-Gesetzesänderung, damit der Deal ohne Zustimmung der Aktionäre SOFORT finalisiert werden kann. Das darf man Feuerlöschen nennen, da war wohl keine Zeit mehr.

Die kommenden Wochenenden werden spannend, denn von „plötzlichen“ Schieflagen bis zu solchen zuvor undenkbaren Lösungen werden wir typischerweise über‘s Wochenende erfahren. Da sind die Börsen mal zwei Tage zu und man hat genug „Zeit“, solche Pakte zu schnüren. Schon erstaunlich, was alles geht, wenn‘s ums Geld geht.

Je verantwortlicher die Position in einer Bank, desto mehr gilt: Hohe Risiken können in kürzester Zeit so belohnt werden, dass man für mehrere Leben ausgesorgt hat. Eine relevante Strafe, falls es schief geht, existiert nicht. Diese Asymmetrie zwischen Belohnung und Haftung ist im gesamten Finanzsystem grundsätzlich verankert. Seit Jahrzehnten gibt es Forderungen, das zu ändern. Es ist nicht schwer, das als Mutter aller Krisenursachen zu identifizieren. Aber keine Regierung ist wirklich ernsthaft an die Vergütungsregeln der Branche gegangen. So wird das nie enden.

Eine Bank hat nur eine relevante Aufgabe: Risiken von Marktakteuren zu matchen und dabei kein eigenes einzugehen. So werden Gewinne und Verluste unter den Akteuren umverteilt, aber das System bleibt stehen. Wenn Banken nicht so reguliert werden, dass sie diese Aufgabe wahrnehmen, schaffen wir sie besser ab und lassen das risikoneutrale Matching von einer AI bei der Notenbank machen.

Das würde zwingend funktionieren, denn diese Bank kann ihre Assets niemals verlieren, sie würden qua Systematik nur unter ihrem Dach umverteilt. Mit den inzwischen unvermeidlichen Kriseninterventionen der Notenbanken steuern wir ohnehin genau darauf zu. Die vielen Milliarden an Managementboni braucht die reale Welt schon lange nicht mehr. Das System ist viel zu teuer und vom Grunde her dysfunktional.