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Der „Fall“ der Credit Suisse

Quelle: FAZ Printscreen
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DMZ –  POLITIK ¦ Dirk Specht ¦                                 Quelle: FAZ Printscreen

KOMMENTAR

 

Der „Fall“ der Credit Suisse zeigt erneut zwei Erkenntnisse zum Finanz- bzw. konkreter Bankensystem: Erstens gibt es (viele!?) Banken, die die Welt nicht braucht und zweitens ist es (immer noch!) sehr schwierig, sie los zu werden.

 

Ein Beitrag der FAZ berichtet über die ersten Effekte der Abwicklung. Es werden gewiss weitere folgen, besser oder erfreulicher dürften sie nicht ausfallen. Ein lesenswerter Erlebnisbericht aus der Wirklichkeit der Abwicklung von so einem weiteren „too big to everything“ Fall.

 

Ein paar Dinge möchte ich hier jedoch, da ich der journalistischen Sachlichkeit nicht mehr verpflichtet bin, etwas deutlicher ausdrücken. So weist diese vollständig kaputte Bank tatsächlich sogar kurzfristig einen kleinen Gewinn aus. Der entsteht aber nur deshalb, weil man die Kleinigkeit von 15 Milliarden Schulden nicht mehr bezahlen wird. Deren „Abschreibung“ ist für die Bank eine der Arten von Abschreibung, die sich als Gewinn auswirkt. Manche auf der anderen Seite dieser „Abschreibung“ nennen das übrigens Betrug und klagen dagegen. Diese Rechtsstreitigkeiten richten sich gegen die Bank, obwohl die Anordnung, dies so zu tun, eher auf die Schweizer Notenbank zurückzuführen sind.

 

Aber man muss das verstehen, denn nachdem in der Finanzkrise bereits die Rettung der UBS den Staat sehr belastet hatte, wird nun die der CS schon wieder sehr teuer und das UBS-Rettungsgeld interessiert zwar heute niemanden mehr, in den Büchern von Staat und Notenbank steht es gleichwohl immer noch. Damals, also zur UBS-Rettungszeit, hatte die Credit Suisse ähnlich der Deutschen Bank übrigens stolz behauptet, keine Rettungsgelder zu benötigen. Auf den ersten Blick zwar korrekt, denn man war bei den vielen üblichen Wetten im Finanzsystem auf der Gewinnerseite – die nebenbei bemerkt inzwischen von einigen Gerichten ebenfalls mit dem Begriff „Betrug“ bezeichnet wurde -, aber man sollte korrekterweise ergänzen, dass ohne die Rettung der damaligen „Verlierer“ auch die selbst ernannten „Gewinner“ umgekippt wären. Insofern, um das klarzustellen, betrifft das rein zufällig die Schweiz, es ist aber kein typisches Problem dieses Standorts, das kann schon sich morgen in Frankfurt, Paris, London oder New York wiederholen.

 

Wie dem auch sei, will die Schweiz nach der bilanziell nicht mal beendeten UBS-Rettung bei der nun durchgeführten CS-Rettung durch eben diese UBS, eine gewisse innere Ironie sei bei diesem schwer verdaulichen Schachtelsatz erlaubt, etwas Kleingeld von – keine Ironie, reine Realität – überwiegend internationalen Gläubigern. Im Ergebnis wird man nun mit einem noch viel größeren „too big to …“ die Bücher von Staat und Notenbank noch viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte „strecken“ - böses Wort, bei Unternehmensbilanzen wäre das nämlich Betrug.

 

Schön ist in dem Zusammenhang das Zitat aus dem CS-Bericht, weshalb es noch eine ganze Weile zu solchen Berichten kommen wird: „Die CS führt eine Reihe von Faktoren an, welche die Ergebnisse beeinflussen werden: der Ausstieg aus Randgeschäften, weitere Wertberichtigungen, Rechtsstreitigkeiten, regulatorische Maßnahmen, erhöhte Finanzierungskosten sowie die fortgesetzte „freiwillige und unfreiwillige Fluktuation“ der Mitarbeiter“.

 

Auch das übersetze ich mal: Zu diesen „Randgeschäften“ dürften auch Dinge zählen, die woanders irgendwo zwischen Geldwäsche und Betrug "firmieren", weshalb daran interessierte Kunden jetzt ihre Gelder abziehen, was zur Gesamtgeschichte des weiteren Abflusses von Kundenmitteln präzise formuliert dazu gehört. Die Sache mit den Rechtsstreitigkeiten und „regulatorischen Maßnahmen“ darf man als Folge und Fortsetzung des hier bisher beschriebenen zählen. Und was die Mitarbeiter betrifft, so werden natürlich viele nicht mehr gebraucht, weil große Teile solcher Banken zukünftig eigentlich gar nicht mehr gebraucht werden, aber zwei Mal innerhalb einer gewiss schon heute nicht mehr. Der vielleicht noch gebrauchte Teil von Mitarbeitern orientiert sich in solchen Banken aber sehr gerne nach Bonisystemen – und die sind in denjenigen Banken, die bei den hier gescheiterten Wetten auf der „Gewinnerseite“ stehen, oft viel besser.

 

Ich entschuldige mich ausdrücklich bei allen ehrlichen und aufrichtigen Bankern. Es gibt sie, ich weiß es und ich kenne nicht wenige. Im System durchsetzen konnten sie sich bis heute nicht und das System hat es auch nicht wirklich verlangt.

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