CH: Politische Einmischung in Schweizer Schulangelegenheiten: Diskussion um "Gender-Tag" löst Kontroversen aus

Andreas Glarner hetzt gegen Andersdenkende (Foto: Website Andreas Glarner)
Andreas Glarner hetzt gegen Andersdenkende (Foto: Website Andreas Glarner)

DMZ –  POLITIK ¦ MM ¦ Lena Wallner ¦                               Andreas Glarner hetzt gegen Andersdenkende (Foto: Website Andreas Glarner)   

KOMMENTAR 

 

Schweiz: Die Sekundarschule in Stäfa ZH plante, wie sie es seit Jahren tut, einen jährlichen "Gender-Tag" durchzuführen. Die Einladung dazu löste jedoch einen Shitstorm in den sozialen Medien aus, der zu Drohungen führte und letztendlich zur Absage des Events aus Sicherheitsgründen. SVP-Nationalräte wie Andreas Glarner und Roger Köppel beteiligten sich aktiv an der Kritik und forderten sogar die Entlassung der Schulleitung. Es ist bedauerlich, dass bestimmte Personen aufgrund ihrer Aktivitäten immer wieder negativ auffallen und dabei grundlegende Werte wie Rechte, Pflichten und Würde nicht respektieren.

 

Die Schulleiterin, Daniela Bahnmüller, erklärte, dass das Ziel des Tags darin bestehe, mit Schülerinnen und Schülern über verschiedene Geschlechterrollen und Lebensentwürfe zu sprechen und in geschlechtergetrennten Gruppen über diese Themen zu diskutieren. Die Kritiker argumentierten, dass diese Themen im Schulunterricht nichts zu suchen hätten, aber der Lehrplan 21 sieht Geschlechter- und Gleichstellungsfragen als fächerübergreifendes Thema und als überfachliche Kompetenz vor.

 

Wir haben sämtliche Ortsparteien sowie den Schulpräsidenten und den Kanton kontaktiert und um eine Stellungnahme gebeten. Leider haben wir von niemandem Antworten auf unsere Fragen erhalten. Das zeigt die Inkompetenz und Überforderung von Behörden und Politik in Ernstsituationen. Es ist inakzeptabel, dass selbst eine Absage unbeantwortet bleibt, insbesondere wenn es um öffentliche Funktionen geht. Das ist eine veritable Schande.

Einzig Patrick Rüedi, Leiter Bildung und Schule Stäfa der Schulverwaltung, hat uns Antworten geliefert.

 

DMZ: Sehr geehrter Herr Rüedi, wie bewerten Sie die Absage des Gendertags aufgrund von Drohungen?

 

Patrick Rüedi: Es war aus Sicherheitsgründen nötig, leider. Das System wurde bereits die ganze Woche überstrapaziert. Wir müssen vor allem auch auf unsere Schüler und Schülerinnen Acht geben

 

DMZ: Was unternimmt die Regierung, um sicherzustellen, dass Schulen sichere Orte für alle Schülerinnen und Schüler sind, insbesondere für diejenigen, die sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität unsicher fühlen könnten?

 

Patrick Rüedi: Die Regierung ist dafür verantwortlich, dass die Redefreiheit als höchstes Gut der Demokratie nicht unterwandert wird.

 

DMZ: Wie fördert die Regierung die Gleichberechtigung und Vielfalt in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen?

 

Patrick Rüedi: Z.B. mit dem Lehrplan 21, der anscheinend von Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert resp. mitgetragen wird.

 

DMZ: Wie können Schulen besser geschützt werden, damit sie sicherere Orte für alle Schülerinnen und Schüler sind, unabhängig von ihrer Identität oder Orientierung?

 

Patrick Rüedi: Wir sehen unsere Schüler und Schülerinnen nicht in Gefahr. Ich habe grosses Vertrauen in diese Generation.

 

DMZ: Welche Rolle spielt die Regierung bei der Förderung einer offenen und toleranten Gesellschaft, in der Vielfalt geschätzt wird und Diskriminierung nicht toleriert wird?

 

Patrick Rüedi: Wie gesagt erlässt die Legislative die entsprechenden Vorgaben. Diese Gesetze sollten weder torpediert noch mit Füssen getreten werden.

 

Offizielle Stellungnahme der Schule und der Gemeinde:

"Der Gender-Tag wird aus Sicherheitsgründen abgesagt

Der geplante Gender-Tag für Schülerinnen und Schüler der 2. Sekundarstufe der Schule Stäfa sorgt aktuell für heftige Reaktionen. Dabei wird vieles vermischt und sehr emotional falsch aus dem Zusammenhang gegriffen. Leider gibt es auch Hinweise darauf, dass der Tag massiv gestört werden könnte. Zum Schutz von Mitarbeitenden und Jugendlichen sagt die Schule Stäfa den Tag deshalb in Absprache mit der Polizei, der Gemeindeführung und den internen Fachstellen ab. Der Unterricht findet normal gemäss Regel-Stundenplan statt.

 

Gleichwohl ist der Schule Stäfa wichtig, hier nochmals offen und sachlich darzulegen, was mit dem Tag bezweckt werden sollte – und was nicht.

 

Der Begriff «Gender-Tag» und die verwendeten Sternchen und Symbole haben bedauerlicherweise für Missverständnis gesorgt. Umso wichtiger ist zu betonen, dass die Schule den Jugendlichen keine Meinung aufdrücken will. Es geht vielmehr um einen offenen Austausch und einen Dialog über gesellschaftliche Rollenbilder, über Stereotypen, Sexualität und Beziehungen. Dies sind alles Themen, die auch im Lehrplan 21 vorgegeben sind. Der Tag sollte Fachwissen vermitteln und die Jugendlichen ermutigen, eigene Normen und Werte zu reflektieren und offen über Geschlechtsidentität und Sexualität zu diskutieren. Nicht zuletzt sollte der Tag die Jugendlichen stärken und so zum Schutz vor sexuellem Missbrauch beitragen.

Diese Themen bleiben wichtig. Mit den heutigen Schülerinnen und Schülern der zweiten Sekundarklassen werden wir sie im Unterricht behandeln. Wie das abgesagte Format langfristig entwickelt wird, prüft die Schule Stäfa nun intensiv mit dem Ziel, wieder einen Rahmen für diese Themen zu schaffen, der offenen Austausch zulässt.

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:

Daniela Bahnmüller, Schulpräsidentin Stäfa, Tel. 044 927 20 30

Christian Haltner, Gemeindepräsident Stäfa, Tel. 079 919 43 35"

 

Jungen Grünen fordern sofortigen Rücktritt von Andreas Glarner

Die Jungen Grünen fordern den sofortigen Rücktritt von Andreas Glarner aufgrund seiner fremdenfeindlichen Äußerungen und Handlungen. Die Jungen Grünen betonen, dass diese Forderungen wichtig seien, um die Notwendigkeit zu betonen, sich deutlich gegen Rassismus und Diskriminierung auszusprechen und angemessene Konsequenzen zu ziehen. Das Parlament und die Gesellschaft insgesamt müsse deutlich machen, dass solche Verhaltensweisen inakzeptabel seien und nicht toleriert werden können. „Jeder Mensch sollte unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Hautfarbe respektiert werden, und die Gleichwertigkeit aller Menschen sollte anerkannt werden.“ Nur so könne eine offene und inklusive Gesellschaft entstehen, in der alle Menschen gleiche Chancen haben und Diskriminierung und Rassismus keinen Platz haben.

 

Fazit: Es ist inakzeptabel, dass Drohungen zu einer Absage des "Gender-Tags" geführt haben und politische Persönlichkeiten sich in Gemeindeangelegenheiten einmischen. Konsequenzen sollten ergriffen werden, um sicherzustellen, dass solche Ereignisse nicht mehr stattfinden können und politische Persönlichkeiten sich nicht in die Gemeindeautonomie einmischen dürfen.

 

SVP (Schweizerische Volkspartei)

Die SVP (Schweizerische Volkspartei) ist eine rechtspopulistische und nationalkonservative Partei in der Schweiz. Sie wurde 1971 gegründet und ist seitdem eine der größten Parteien des Landes. Die SVP setzt sich vor allem für eine restriktive Migrationspolitik, die Stärkung der direkten Demokratie und die Wahrung der schweizerischen Souveränität ein. Sie ist auch bekannt für ihre kontroversen Aussagen zu Themen wie Islam, Migration und EU-Integration.

 

Wikipedia: "Die SVP sorgt auch regelmässig mit provokativen Schlagworten für Aufsehen: Politische Gegner werden z. B. als «Linke und Nette», «heimatmüde» oder Freisinnige als «Weichsinnige» tituliert. Erstere Formel geht auf 1993 zurück, als die SVP per Inserat verkündete, man habe «den Linken und Netten zu verdanken: mehr Kriminalität, mehr Drogen, mehr Angst». Ein Wahlplakat stellte 2019 die «Linken und Netten» als Würmer und Maden dar, die einen Schweizer Apfel anfressen. Diese Darstellung anderer Schweizer Parteien und der EU als Ungeziefer wurde mit dem Stil des nationalsozialistischen und  antisemitischen Hetzblatts Der Stürmer verglichen.[60] Unter anderem mit dem Reizwort «Classe politique» wirft die SVP den anderen Parteien mangelnde Bürgernähe vor. 2003 wurde der von Christoph Blocher ins Spiel gebrachte Begriff «Scheininvalide» zum Unwort des Jahres."

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