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AT: Studien belegen: Angaben von GM Rauch zu psychischer Situation junger Menschen waren falsch

(c) Peter Buchgraber
(c) Peter Buchgraber

DMZ –  POLITIK ¦ Christian Klosz ¦                                             

KOMMENTAR

 

Wir erinnern uns: Vor rund einem Jahr hat der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), der erst kurz davor sein Amt angetreten hatte, die schrittweise Rücknahme der Corona-Schutzmaßnahmen damit begründet, dass „Kinder und Jugendliche“ psychisch so sehr unter diesen zu leiden hätten. Er führte an, dass die Kinderpsychiatrien überfüllt wären und die Suizide in dieser Altersgruppe massiv steigen würden – und stellte einen direkten Zusammenhang zwischen dieser (von ihm vermuteten) Situation und diversen Maßnahmen wie Maske, Testen oder Home Schooling her. Als „Beleg“ führte er an, mit einigen Ärzten geredet zu haben. Wie wir nun wissen, waren diese Aussagen nachweislich falsch.

 

Besonders bitter und erschreckend ist diese Erkenntnis deshalb, weil inzwischen offensichtlich und von vielen Stellen bestätigt ist, dass das Gesundheitssystem in Österreich – insbesondere die Notfallversorgung – bereits kollabiert ist, dies den Minister aber scheinbar nicht zu kümmern scheint, während er vor einem Jahr einen von ihm vermuteten „Kollaps“ der kinderpsychiatrischen Versorgung als Grundlage für sein Politik nahm.

 

Falsch waren die Aussagen von damals aus mehreren Gründen. Zum einen ist nicht überliefert, dass es in Österreich tatsächlich zu einem Zusammenbruch der Kinder- und Jugendpsychiatrien gekommen wäre. Dass in dieser Altersgruppe – wie in allen anderen auch – eine massive, psychische Belastung im Zuge der Corona-Pandemie einhergegangen ist, ist logisch. Die vom Minister erfundene Kausalität zwischen Schutzmaßnahmen und psychischer Belastung ist nicht nur perfide, sondern inzwischen auch mehrfach durch Studien widerlegt. (Bereits zum Zeitpunkt seiner Aussagen lieferte Rauch sich einen öffentlichen Schaukampf auf Twitter mit diversen Expert/innen aus dem Feld, die seine Aussagen aufs Schärfste zurückwiesen und diesen vehement widersprachen.)

 

Zum einen wurden kürzlich Daten veröffentlicht, die sich mit Symptomen psychischer Belastung bei jungen Menschen in den letzten Jahren, insbesondere der Frühphase der Pandemie, befassen. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung von Depressionen.

 

Während die OECD-Daten eindeutig zeigen, dass die psychische Belastung bei Menschen zwischen 18 und 29 (und auch bei allen anderen) seit Beginn der / in der Pandemie eindeutig gestiegen ist (siehe Grafik unten), legen die Daten auch nahe, dass die Ursache die Krise selbst ist, und nicht die verhängten Maßnahmen.

 

Warum? Der Anstieg ist in allen Ländern zu beobachten, besonders massiv war er u.a. in Schweden, das immer wieder ob seines „lockeren“ Umgangs mit Corona hervorgehoben wurde und wird. Die Maßnahmen waren dort im Vergleich zu den meisten Ländern weltweit lasch und wurden vergleichsweise früh aufgehoben, man setzte auf die (mittlerweile widerlegte) „Herdenimmunität“. Wenn also Schutzmaßnahmen der Grund für die angespannte Situation bei vielen jungen Menschen waren, warum war/ist dann gerade in Schweden die Zahl Betroffener von Depressions-Symptomen besonders hoch?

Eine zweite Studie aus den USA widerlegt die Aussagen von Minister Rauch noch eindeutiger: Der Suizidologe Tyler Black teilte kürzlich die Ergebnisse einer großen Studie zu Suiziden bei jungen Menschen unter 18 – die laut des Ministers Rauch ja „massiv zugenommen“ hätten, und zwar „wegen der Corona-Maßnahmen“. Die Studie aus den USA mit Daten von März 2020 bis September 2022 (Selbstmordrate pro 100.000 Menschen) zeigen absolut keinen Unterschied zwischen der prä-Corona-Zeit und der Phase seit Beginn der Pandemie. Black kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „We now have 31 months of US pandemic data on suicides for kids <18. There has been no increase in suicides to September 2022. No tsunami. No delayed effect. Suicides have not increased for children.“

Es bewahrheitet sich also, worauf Minister Rauch bereits vor einem Jahr im Zuge seiner öffentlichen Aussagen von Expert/innen hingewiesen wurde: Seine Einschätzung war und ist falsch und nun eindeutig widerlegt.

 

Eine öffentliche Entschuldigung und Klarstellung seitens des Gesundheitsministeriums und der Regierung ist angebracht, immerhin hat man maßgebliche Entscheidungen auf Grundlage von falschen und inzwischen widerlegten Angaben und Informationen und/oder bewussten Lügen getroffen bzw. diese damit begründet.

 

Wer den Minister selbst und das zuständige Ministerium damit konfrontieren oder dazu befragen möchte, kann das gerne via offizieller Mail an:

buergerservice@sozialministerium.at

post@sozialministerium.at

…oder via Anruf:

0800 201 611 (Bürgerservice)

+43 1 711 00 – 0 (offizielle Adresse)

 

 

 

 

Bildquellen (Text): OECD; Screenshot Twitter

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