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Delta-Variante breitet sich rasant unter Kindern aus - Luftfilter für Schulen gefordert

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Anton Aeberhard ¦

KOMMENTAR

 

Seit mehr als einem Jahr weiss man, dass spezielle Luftfilter, die sehr günstig hergestellt werden können, Kinder, Jugendliche und die Lehrerschaft vor Corona schützen. Trotzdem findet man diese kaum irgendwo. Kann man die Gesundheit so vieler junger Menschen wirklich noch weiter riskieren? Wer übernimmt hier endlich Verantwortung? In Grossbritannien explodieren die Zahlen an Schulen aktuell regelrecht. Man hat es in fast allen Ländern versäumt zu handeln.

Immerhin waren teilweise Schulen wenigstens geschlossen, um die Kinder und Jugendlichen vor Ansteckungen zu schützen. Allerdings hat man es verpasst die Zeit der Abwesenheit zu nutzen, die Zimmer und Gebäude aufzurüsten. Hier trägt die Politik, wie auch die jeweilige Schulleitung die Verantwortung. 

 

Als langfristige Lösung sind laut hunderten Experten weltweit vor allem fest installierte Lüftungsanlagen in Schulen sinnvoll. Wieso reagiert kaum jemand darauf? Braucht es noch mehr Tote? Um die Infektionsgefahr über Aerosole in der Luft zu verringern, ist regelmässiges Stosslüften über weit geöffnete Fenster sehr wichtig, wenn man dann Fenster hat, die sich öffnen lassen. Nicht alle Gebäude sind so konzipiert (Minergie...). 

 

Sollten sich Fenster allerdings nicht ausreichend weit öffnen lassen und auch keine Zu- und Abluftanlagen eingebaut werden können, braucht es zwingend fest installierte Geräte. Auch unabhängig einer Pandemie!

Fest installierte Lüftungsanlagen sind auch nach der Corona-Pandemie noch von grossem Nutzen. So lassen sich sowohl die Menge an Krankheitserregern als auch an Kohlendioxid und ausgedünsteten Schadstoffen senken. Ausserdem sind fest installierte Anlagen aus Gründen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes empfehlenswert.

Klar ist laut Umweltbundesamt aber, dass weder Stosslüften noch Lüftungsgeräte eine Infektion komplett verhindern können - und die üblichen Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus auch im Klassenzimmer erforderlich bleiben: Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen. Wieso dies nun in vielen Ländern geändert wird, ist unbegreiflich und grob fahrlässig.

 

Deutschland fördert Neueinbau von Lüftungen in Schulen

 

Seit dem 20. Oktober 2020 werden Massnahmen an bestehenden stationären raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) in öffentlichen Gebäuden und Versammlungsstätten übrigens gefördert. Am 2. April 2021 ist in Deutschland die erste Novelle der Bundesförderung Corona-gerechte Um- und Aufrüstung von stationären raumlufttechnischen Anlagen in Kraft getreten. Auch in anderen Ländern gibt es Programme. Aber leider längst nicht in jedem.

Mit Wirkung zum 11. Juni 2021 wird das Förderprogramm für stationäre RLT-Anlagen um den Neueinbau für RLT-Anlagen in Einrichtungen für Kinder unter 12 Jahren ausgeweitet. Ab 11. Juni 2021 können entsprechende Anträge gestellt werden. 

 

Die Bundesförderung "Corona-gerechte stationäre raumlufttechnische (RLT-)Anlagen" dient dazu, Anreize für bestimmte Investitionen in RLT-Anlagen zu setzen, um das Infektionsrisiko in Räumlichkeiten mit besonders hoher Fluktuation zu senken. Mit dem bis Ende 2021 befristeten Förderprogramm möchte der Bund einen Beitrag zur aktuellen Pandemiebekämpfung leisten.

 

Max-Planck-Forscher aus Mainz haben ein einfaches Lüftungssystem für Schulen entwickelt. Es bläst bis zu 90 Prozent der Aerosole aus Klassenräumen ins Freie. Die Wissenschaftler haben mit einfachen Teilen aus dem Baumarkt eine Lüftungsanlage konstruiert, die in beinahe jedem Klassenraum mit geringem Aufwand installiert werden kann. Kostenpunkt: Rund 200 Euro.

Messungen haben gezeigt, dass das Abluftsystem mit den Hauben über 90 Prozent der Aerosole kontinuierlich entfernt.

 

Das System löst auch das lange bekannte CO2-Problem in Klassenräumen. Denn es befördert nicht nur Aerosole nach draussen, sondern reduziert auch die CO2-Anreicherung, so dass sich die Schüler besser auf den Unterricht konzentrieren können. 

 

An immer mehr Schulen und Kitas quer durch alle Länder werden Infektionen mit Delta festgestellt

Am Schlimmsten ist es aktuell in Grossbritannien. Derweil breitet sich das Virus unter britischen Schülern einem Bericht der «Sunday Times» zufolge rasant aus. In der Woche zum 20. Juni sei die Zahl der infizierten 5- bis 9-Jährigen im Vergleich zur Vorwoche um 70 Prozent gestiegen, bei den 10- bis 14-Jährigen sei es ein Plus von 56 Prozent, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Zahlen der Gesundheitsbehörde Public Health. Grund für die rasche Ausbreitung ist die hoch ansteckende Delta-Variante. Die Delta-Variante lässt die Zahl der Neuinfektionen in Grossbritannien explodieren. Am Samstag stieg die Zahl der Corona-Neuinfektionen auf den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten. Die Behörden meldeten 18.270 neue Fälle - rund 2400 mehr als am Vortag und so viele wie seit dem 5. Februar nicht mehr. Im Vergleich zum vorigen Samstag hat sich die Zahl fast verdoppelt.

 

 

«Wenn wir jetzt so rechnen würden, wie sich das in England entwickelt hat, also mit einer ungefähren Verdoppelung pro Woche, dann hätten wir dieses spekulative Szenario: Dann lägen wir in dieser Woche schon bei 20 Prozent.»

Christian Drosten

 

Anfang Juli würde die Delta-Variante dann auch im Rest Europas dominieren und man müsste damit rechnen, dass Anfang Juli auch die Meldezahlen wieder hochgehen.

 

Noch Spekulation und eine Hypothese - Chancen intakt

In Ländern, wo demnächst die Schulferien beginnen, hilft dieser Umstand sicher mit. Der Corona-Modellierer Kai Nagel von der TU Berlin sagte kürzlich dem «Tagesspiegel»: "Wenn wir das Wissen über die Delta-Mutante und den über die Zeit nachlassenden Impfschutz zusammennehmen, ergibt sich in unserem Modell bei ausbleibenden Gegenmassnahmen eine vierte Welle in den Übertragungen." Im Modell führt das zu einer erheblichen Belastung der Kliniken. Das RKI geht davon aus, dass Infektionen mit der Delta-Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führen könnten.

 

Wir versäumen es offenbar erneut, aus der Pandemie maximal zu lernen und uns auf Herbst und Winter vorzubereiten. Möglichst viele Menschen müssen schnell den vollen Impfschutz bekommen. In Schulen müssen Corona-Massnahmen ebenfalls aufrechterhalten werden. Die Maskenpflicht in Schulen sollte angesichts der erhöhten Übertragbarkeit der Delta-Variante nicht allgemein gelockert werden. Wieso auch? Wieso sollte man sich nicht (mehr) schützen? Die meisten Staaten sind allerdings gerade in die entgegengesetzte Richtung unterwegs... wie im letzten Jahr - es wiederholt sich...


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