Spätestens jetzt muss Maske wieder überall Thema sein

DMZ – GESUNDHEIT/GESELLSCHAFT ¦ L. Wallner ¦ 

Angesichts der vielen Todesfälle und der riesigen Anzahl Long-Covid Patienten, die täglich dazukommt, ist es nicht mehr angebracht nur auf die Auslastung der Spitäler zu schauen. Hier braucht es jetzt endlich Fingerspitzengefühl für die jeweilige und aktuelle Lage.

In Deutschland ist eine Maskenpflicht bereits wieder Thema, aus guten Gründen. Selbst Bundesjustizminister Marco Buschmann schliesst nicht aus, dass mit Inkrafttreten des neuen Infektionsschutzgesetzes (IfSG) wieder eine weitreichende Maskenpflicht in Deutschland eingeführt wird. „Wir werden vermutlich noch im Laufe dieses Monats ein Konzept vorlegen. Da wird die Maske sicher eine Rolle spielen“, sagte Buschmann im Gespräch mit „Welt am Sonntag“ laut Vorabbericht. Die medizinische Maske habe „ein sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis“ aufgewiesen. Zudem helfen die Masken zur Vermeidung von Lockdowns.

"Angesichts der steigenden Covid Fälle, deren Zahl aufgrund der veränderten Test-Strategie schwierig beziffert werden kann, ist das Tragen von FFP2-Masken sehr sinnvoll."

Univ.-Prof. Dr. Christoph Hörmann (Vizepräsident der ÖGARI) 

Deutlich mehr akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung

Verglichen mit den Juniwerten in den Jahren vor der Corona-Pandemie haben laut Robert Koch-Institut (RKI) aktuell mehr Menschen in Deutschland akute Atemwegserkrankungen. Dies deckt sich mit Werten aus Österreich und der Schweiz. In Deutschland würden für die vergangene Woche 1,2 Millionen Arztbesuche aus diesem Grund und 4,5 Millionen Fälle angenommen, geht aus dem RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend hervor. „Diese Werte liegen deutlich über den Werten im Sommer vorpandemischer Jahre, und deuten auf ein stärkeres Infektionsgeschehen durch akute Atemwegsinfektionen hin.“

In der Schweiz sagt der Infektiologe Andreas Cerny, dass es durchaus weiter Sinn mache, in Innenräumen Masken zu tragen, insbesondere im öffentlichen Verkehr. Zum einen steige die Zahl der Neuansteckungen. Zum anderen seien geimpfte und genesene Personen nur beschränkt gegen eine Ansteckung geschützt, sagt er zu SRF. Deshalb würde er schon jetzt allen über 65-Jährigen und Personen, welche ungeimpft sind oder Vorerkrankungen haben, das Maskentragen empfehlen.

„Der Aufwand für den Einzelnen ist gering und der Effekt auf den Epidemieverlauf – ich denke da an die zunehmenden Hospitalisationen – ist nachgewiesenermassen positiv. Ich wäre dafür, dass man die Maskenpflicht wieder einführt.“

Andreas Cerny, Virologe

In Österreich wird auch nachgebessert. Vorreiter ist einmal mehr die Hauptstadt. Man werde in Wien weiterhin den „konsequenten und umsichtigen Wiener Weg der Sicherheit“ gehen, sagt Bürgermeister Michael Ludwig. Dazu soll demnächst eine neue Verordnung die durchgängige FFP2-Maskenpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Krankenanstalten und Alten- und Pflegeheimen wieder einführen. Zusätzlich wird die Besucheranzahl auf drei (getestete) Besucher pro Patient am Tag eingeführt. Bereits jetzt geht Wien bei der Maskenpflicht einen Sonderweg: Während bundesweit die Maskenpflicht in den Öffentlichen Verkehrsmittel gefallen ist, besteht diese in Wien weiter. 

Dass das Tragen der Maske kein grosser Eingriff in die persönliche Freiheit darstellt, ist den meisten Menschen klar. Weil das Problem der derzeit kursierenden Coronavirus-Variante BA.5 dazu kommt, die immer noch zu schweren Krankheitsverläufen führen kann, macht das Tragen einer Maske nach wie vor mehrfach Sinn. Auch weil nach aktuellem Wissensstand die Impfung bei der BA.5-Variante nur zu 20 bis 30 Prozent vor der Ansteckung schützt. Deshalb ist eine Massnahme auf Ebene der Gesellschaft, wie das Maskentragen, sinnvoll. Zudem zeigte die Metaanalyse des ECDC, dass das Tragen einer Maske in geschlossenen Räumen bei der Omikron-Pandemie ein effizienter Schutz ist.