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Universitätsspital Zürich – Wie steht es wirklich um die medizinische Qualitätssicherung in der Herzchirurgie?

  Universitätsspital Zürich (Bildquelle: usz.ch)
Universitätsspital Zürich (Bildquelle: usz.ch)

DMZ – MEDIZIN / POLITIK ¦ David Aebischer ¦

 

Universitäre Herzzentren wie z.B. dasjenige der Universität Zürich USZ mit deren Kardiologen und Kardiochirurgen stellen kantonale, nationale und internationale Paradepferde hinsichtlich klinischer und medizinisch-wissenschaftlicher Reputation sowie eine damit wirtschaftlich betrachtet äusserst lukrative Einnahmequelle dar. Ein guter Ruf in der Herzchirurgie sowie deren Herzkatheterlaboren fördert somit die Wirtschaftlichkeit jedes Universitäts-, Kantons, Regionalspitals sowie jeder Privatklinik. Doch ist wirklich jeder invasive Eingriff gerechtfertigt? Wahren die Kardiologen und Herzchirurgen deren ärztliche Sorgfaltspflicht, nehmen keine unnötigen und experimentellen Eingriffe ausserhalb von patientenschützenden klinischen Studien vor? Überwacht man dank adäquater Qualitätskontrolle und Förderung von Indikation und Behandlungserfolg die Eingriffe der Kardiologen und Herzchirurgen zum Schutze deren Patienten adäquat, um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten langfristig garantieren zu können? Schon lange scheint der Lack der Herzchirurgie Zürich mit dessen Aussenrekrutierungsstationen angekratzt zu sein.

 

Eine entsprechende Qualitätssicherung in der Herzchirurgie Zürich wurde 2011 durch den Zürcher Regierungsrat und Gesundheitsdirektor der FDP, Thomas Heiniger (von 2007 – Mai 2019) politisch gezielt dem wohl wirtschaftlich eigenbereichernden föderalistisch zugrundeliegenden Interesse des Kantons und des USZ erfolgreich verhindert. Zu hohe Mortalitäts- und Komplikationsraten führten nun aber zu externen Audits 2018 und 2019. 2020 wurde zudem das Anwaltsbüro Walder Wyss zu den vorliegenden Problemen unter Prof. Dr. med. Francesco Maisano beauftragt, diese zu durchleuchten. Auffällig dabei: Man verschweigt stets die aktuellen Mortalitäts- und Komplikationsraten dieser Eingriffe. Dabei sollte ein Patient stets wissen dürfen, wie qualitativ hochwertig ein Zentrum arbeitet. Schliesslich geht es ja möglicherweise um Leben und Tod des Betroffenen. Da das USZ ein Herzkatheterlabor im Regionalspital Lachen, Kanton Schwyz, unterstützt, wollte der Patientenvertreter Andreas Keusch aus Pfäffikon SZ mit nachfolgendem Schreiben von der kantonalen Gesundheitsdirektorin Frau Petra Steimen-Rickenbacher in Erfahrung bringen, wie es nun tatsächlich mit der Sicherheit der Schwyzer Herzpatienten, die ans USZ überwiesen wurden, aussieht.

 

Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Petra Steimen-Rickenbacher

 

Als vom Volke gewählte Regierungsrätin und Vorsteherin des «Departement des Innern» sind Sie ja auch ohne Nachweis jeglicher medizinischer Fachkenntnisse für das föderalistische Gesundheitssystem mit dem Subsystem des KT SZ und damit dem Wohl und der Würde der gesundheitlich beeinträchtigten Patientinnen und Patienten des Kanton SZ verantwortlich.

 

Selber leider einen Herzinfarkt erlitten und glücklicherweise wieder gut genesen, verfolgen Sie sicherlich mit grossem Interesse die Geschehnisse rund um die Zürcher Herzchirurgie, im speziellen nun der kardiologischen Abteilung des USZ unter der Führung des aktuell beurlaubten Prof. Dr. med. Francesco Maisano und dessen Team wie z.B. gemäss folgendem Artikel des TagesAnzeigers:

 

 

Als Parteimitglied der FDP haben Sie dabei die medizinisch ausgezeichnete medizinisch fachliche Kompetenz Ihres ehemaligen Regierungsratskollegen, Thomas Heiniger, sicherlich politisch nie in Frage gestellt, da ja auch den wirtschaftlichen liberalen Eigeninteressen des Regionalspitals Lachen und Ihrer Partei entgegenkommend.

 

Er war ja der für die wirtschaftlich eigennützigen Interessen des KT ZH mit dessen Herzchirurgie politische Hauptverantwortliche an der menschenverachtenden neoliberalen Verhinderung einer medizinisch adäquaten Qualitätsförderung in der Herzchirurgie anno 2011 im rein wirtschaftlichen (föderalistischen) Eigeninteresse, dessen Folgen seit 2018 nun leider immer deutlicher an die Oberfläche gespült werden. 

 Auszug aus Symposium «Qualitätssicherung in der Herzchirurgie» am Stadtspital Triemli: Schlusswort von Regierungsrat Thomas Heiniger. Gesundheitsdirektion Kanton Zürich, 27./28. Oktober 2011

 

Das USZ hat ja mit dem Herzkatheterlabor des RSP Lachen zudem ja eine wirtschaftlich lukrative «WIN-Win Situation» als Patientenrekrutierungsaussensation etabliert. 

 

Die einfacheren Fälle – Koronarstents - werden gemäss den mir vorliegenden Informationen dabei direkt in Lachen und die Schwereren ans USZ überwiesen. Ein wichtiger wirtschaftlicher Zustupf und Reputationsgewinn für das Spital Lachen mit dessen teuren Ausbau- und Standortplänen!

 

Seit 2018 ist nun aber leider öffentlich bekannt, dass das USZ ein Qualitätsproblem mit dessen Herzchirurgie aufweist. Dies führte aufgrund der zu hohen Mortalitäts- und Komplikationsraten 2018 zu einer generellen externen Auditierung der Herzchirurgie ZH mit USZ und Triemli. Ebenfalls zu personellen Konsequenzen: Prof. Dr. med. Michele Genoni. Als FDP-Regierungsrätin sind Sie sich wohl sicherlich der tatsächlichen Hintergründe der diversen anschliessenden Stellen-Mutationen Genonis bewusst, mit welchen man erfolgreich die wahren medizinischen Qualitätsprobleme und nicht nur die administrativen Verfehlungen sowie das unlautere Verhalten in der klinischen Forschung der Zürcher Herzchirurgie bisher politwirtschaftlich zu vertuschen versuchte. Sie können ja bei fehlendem Wissen Ihre dafür zuständige Regierungsratskollegin Natalie Rickli – leider nun SVP – dazu kontaktieren. Aber als Gesundheitsdirektorin sollte m.E. ja stets das Wohl und die Würde der Patientinnen und Patienten im Vordergrund und nicht nur niedere pekuniäre parteiinterne wirtschaftliche Interessenspolitik stehen.  

 

Nun, das Spital Lachen ist genauso wie das USZ ein von öffentlicher Hand finanziell unterstütztes Spital. Die Prämien- und Steuerzahler des Kantons Schwyz haben somit ebenfalls ein Anrecht auf eine saubere transparente Aufklärung zu den Behandlungsverläufen der vom Spital Lachen an das USZ überwiesenen Herz-Kreislauf-Patientinnen und Patienten. Wie sehen nun die Mortalitäts- und Komplikationsraten der ans USZ an Maisano & Co. so überwiesenen Schwyzer Patientinnen und Patienten, im speziellen eben des RSP Lachen, aus?! Wurden allfällige Komplikationen im Anschluss an die ambulante Weiterbehandlung im RSP Lachen im Interesse des USZ möglicherweise von den Lachner Kardiologen vertuscht, beschönigt, wie Maisano persönlich momentan vorgeworfen werden kann? Immerhin besteht ja ein gewisser finanzieller patientensicherheitsgefährdender Interessenkonflikt mit dem USZ dank vorliegender gewinnoptimierender Steuerung der Patientenströme ohne jeglicher adäquater transparenter medizinischer Qualitätskontrolle von Indikation und Outcome dieser invasiven, operationellen Eingriffe!

 

Im öffentlichen Interesse der Sicherheit unserer an das USZ überwiesenen Herz- Kreislauf-Patienten fordere ich Sie als Patientenvertreter nun auf, die Mortalitäts- und Komplikationsraten der ans USZ überwiesenen Patientinnen und Patienten abzuklären und die betroffenen Fälle medizinisch auf Einhaltung der ärztlichen Sorgfaltspflicht mit medizinisch integren Fachspezialisten hin extern zu auditieren Insbesondere also, ob auch Schwyzer Patientinnen und Patienten von den Verfehlungen Maisanos betroffen sind! Sollte dies der Fall sein, wäre in Folge die Schwyzer Staatsanwaltschaft zur weiterführenden Abklärung einzuschalten sowie die betroffenen Patientinnen und Patienten für Schadensersatzklagen entsprechend zu informieren. Bei Todesfällen natürlich die Hinterbliebenen, da ja Tote zum Schutze Maisanos bekannter Weise nicht mehr zu klagen vermögen!  

 

Nun Sie wissen ja, dass ich Sie zu den Missständen an der Zürcher Herzchirurgie mit Triemli und USZ seit 2018 stets auf meinem Verteiler aufgeführt und so ebenfalls informiert hatte. Was ist seitens GDK SZ passiert: Nichts! Rein gar nichts!  Aus wohl politischer Ignoranz und Arroganz als verantwortliche politische Amtsträgerin hielten Sie es m.E. offensichtlich nicht einmal für nötig, mich in dieser Angelegenheit zu kontaktieren!

 

Nun, ich nehme an, dass Sie dies auch diesmal nicht tun werden und wie immer versuchen, all dies mit Schweigen erneut politisch auszusitzen versuchen.

 

Ich bitte deswegen die im CC mitaufgeführten journalistischen Kolleginnen und Kollegen deren Pflicht als «4. Gewalt» eines Rechtstaates wie der Schweiz, dieser Problematik ebenfalls nachzugehen, da im generell öffentlichen Interesse stehend. Immerhin stehen so mögliche «schwere Körperverletzungen» im Raum, welche gemäss Art. 122 StGB strafrechtlich verfolgt und mit Freiheitsentzug von 6 Monaten bis 10 Jahre gebüsst werden müssen! Neben einem Entzug der ärztlichen Berufsausübungsbewilligung natürlich.

 

Als Patient ist man ja leider schnell einmal ausgeliefert und sagt zu den Behandlungs- und Überweisungsempfehlungen der behandelnden Ärzte aus Angst vor möglichen zukünftigen Benachteiligungen eben schnell einmal ja! Man möchte seinem Arzt ja vertrauen können! Aber ohne entsprechende transparente Qualitätsförderung und Qualitätssicherung kann dies nun einmal leider nicht sichergestellt werden, wie dies der vorliegende Fall Maisano am USZ nun wohl leider deutlich einmal mehr aufzuzeigen vermag!

 

Vielen Dank für Ihre Kenntnisnahme und Einleitung der notwendigen Schritte, Abklärungen als verantwortliche Gesundheitsdirektorin des KT SZ in diesem Falle.

 

Mit freundlichen Grüssen          

 

Dr. A. Keusch

MEDVICE

Patientenvertreter

 

Nun, wie von Herrn Keusch befürchtet, schweigt die Gesundheitsdirektorin des KT SZ zu seiner Anfrage. Nicht überraschend, müssen doch allfällige Opfer dieser politischen Fehlsteuerung der neoliberalen FDP mit Alt-Regierungsrat Thomas Heiniger zugeschrieben werden. Die Politik gesteht ja niemals Fehler ein, um nicht das Vertrauen in deren Politik und damit Wählerstimmen und Machteinfluss sowie deren wirtschaftlich lukrativen Seilschaften zu verlieren. Es heisst dann immer: Man sei sich des Fehlers unterdessen bewusst, müsse aber zuerst Gras darüber wachsen lassen, bevor man den Fehler ohne negative Auswirkungen für die Partei zu korrigieren vermöge!

 

Aber es scheint leider jeweils so zu sein, dass mit dem Gras darüber wachsen lassen gleichzeitig das Problem vergessen geht, resp. aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwindet, so dass man sich politisch deswegen dann nicht mehr dazu gezwungen sieht, tatsächlich konkret etwas ändern zu wollen, ja zu müssen. Die Parteipräsidentin der FDP, Petra Gössi, ist ja im KT SZ sesshaft. Die Gesundheitsdirektorin Petra-Steimen Rickenbacher systembedingt ebenfalls. Versucht man nun das Ganze seitens der FDP erneut politisch unter den Teppich kehren zu wollen? Darauf weist die vorliegende Problematik zu den Qualitätsmängeln der Herzchirurgie am USZ seit 2018 wohl möglicherweise leider hin. Im vorliegenden Fall Maisano könnte dies deswegen bedeuten, politisch nur ein Bauernopfer erbringen zu müssen. Somit z.B. nur den Leiter der Kardiochirurgie des USZ entlassen zu müssen, um im Anschluss daran wie bisher im föderalistisch wirtschaftlichen Eigeninteresse ohne die für die Patienten wichtige Transparenz zu der tatsächlich vorliegenden medizinischen Qualität hinsichtlich Indikation und Outcome entsprechend erbringen zu müssen, weiterfahren zu können anstatt endlich, wie seit 2011 von den die ärztliche Sorgfaltspflicht noch wahren wollenden Medizinern ursprünglich einmal eingefordert, diese in Angriff nehmen zu müssen.

 

Die Politik appelliert im Kampf gegen die hohen Krankenkassenprämien ja stets an die Eigenverantwortung der Patienten. Doch wie soll er dies, wenn die Politik gerade diese wichtigen Entscheidungsparameter zur vorliegenden medizinischen Leistungsqualität verhindert, tatsächlich wahrnehmen können? Man will letzten Endes seinen behandelnden Ärzten vertrauen können, dass man gemäss ärztlicher Sorgfaltspflicht an dasjenige Zentrum überwiesen wird, welche dessen Problem medizinisch korrekt und qualitativ hochwertig zu «beheben» versucht, so dass dabei nicht unnötige Kosten anfallen und dabei erst noch die Lebensqualität des Patienten im medizinisch möglichen Rahmen gewährleistet, ja zukünftig optimiert werden kann.

 

Das aktuelle Theater am USZ zur Herzchirurgie Zürichs scheint leider einmal mehr sehr deutlich darauf hinzuweisen, dass der Politik ein Menschenleben offensichtlich nicht mehr viel wert zu sein scheint, wenn es sich um die Wahrung pekuniärer Eigeninteressen der einzelnen Kantone sowie deren Leistungserbringer handelt. Eine beschämende politische kostenineffiziente Fehlentwicklung im Schweizer Gesundheitsversorgungssystem.    


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