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Jähes Ende für das Generationenprojekt in den Deutschfreiburger Schulen

Bildquelle pszh.ch
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DMZ – SOZIALES ¦

Patricia Jungo ¦

FN ¦

#mittelländische

 

Seit zehn Jahren lebt das Projekt „Generationen im Klassenzimmer“, bei dem Senioren regelmässig in den Unterricht von Deutschfreiburger Klassen einbezogen werden. Durchgeführt wird das Projekt von Pro Senectute. Direktor Jean-Marc Groppo ergriff die Initiative, das wertvolle Projekt auf den französischsprachigen Kantonsteil auszuweiten und stellte bei der Sozialdirektion ein entsprechendes Gesuch. Er staunte nicht schlecht, als ihn neben einer Absage noch eine schlechte Nachricht erreichte: Im April hatte die Erziehungsdirektion entschieden, dass Senioren nur noch punktuell in den Unterricht integriert werden dürften, so zum Beispiel als Begleiter bei externen Schulaktivitäten oder als Erzähler ihrer Lebensgeschichte. Als Grund wurde angegeben, das Generationenprojekt sei im Widerspruch zum Schulgesetz und dessen Ausführungsreglement. Die Schulleitungen wurden brieflich informiert und dabei wurde das Thema „Risiken im Zusammenhang mit Generationen im Klassenzimmer“ erwähnt. Für das Projekt, wie es seit zehn Jahren in Murten und mehreren anderen Deutschfreiburger Schulen durchgeführt wird, bedeutet dies das Ende. Groppo stellt klar, dass das Projekt nur fruchten kann, wenn die Kontakte regelmässig stattfinden können. Mit dem Beschluss der Erziehungsdirektion wird dem Konzept die Grundlage entzogen. Groppo bedauert den formalistisch und juristisch motivierten Bescheid sehr. Die Erziehungsdirektion erwähnt als Grund auch den Schutz der Privatsphäre und des Datenschutzes. Demgegenüber sagt Groppo, Pro Sencetute sei auch bereit, für die Kosten für Strafregisterauszüge für die Senioren aufzukommen. Begonnen hat das Generationenprojekt im 2009 als Pilotprojekt. Nach Murten folgten Kerzers, Schulkreis Abgru, Düdingen, Bösingen sowie mit einem eigenen Projekt Schmitten. Laut Koordinatorin Gilberte Scherzinger nehmen etwa 40 Senioren in regelmässigen Abständen am Unterricht teil. In 14 Kantonen würden solche Projekte mit 800 Klassen durchgeführt und es seien noch nie Probleme aufgetreten. Die Senioren arbeiten ganz unterschiedlich mit; es geht von Helfen beim Technischen Gestalten, Unterstützen bei den Fremdsprachen, Singen, Vorlesen, bis hin zur Aufgabenhilfe. Die Lehrpersonen sind nicht verpflichtet, Senioren in den Unterricht zu integrieren und behalten immer selber die Verantwortung. Es ist auch nie so, dass Lehrpersonen einfach Arbeit an die Senioren abgeben. Andreas Maag, Vorsteher für den deutschsprachigen Unterricht argumentiert auch damit, dass das Generationenprojekt unter der Verantwortung der Schulinspektoren gestartet sei und mit dem neuen Schulgesetz aber der Kanton die Verantwortung habe. Das Gesetz sei eindeutig: Der Zugang zu den Klassenzimmern sei klar geregelt und nur bestimmten Personen wie z.B. Schulzahnärzten oder Verkehrspolizisten erlaubt. Groppo sagt, man werde ganz klar kämpfen. Grossrat André Schneuwly (Freie Wähler, Düdingen) wolle eine Motion einreichen. Die Zukunft dieses tollen Projektes solle gesichert werden. Für die Schüler gehören die Senioren einfach dazu und sie können sich nicht vorstellen, dass diese einfach nicht mehr kommen dürfen. Warum ausgerechnet solche wertvollen Projekte, wo alle gewinnen, „Paragraphen“ geopfert werden, ist nicht nur für die Kinder unverständlich. Begriffe wie „Risiken“ und „Sicherheit“ passen wirklich ausserordentlich schlecht zum Generationenprojekt. Es bleibt zu hoffen, dass die Motion, die eingereicht wird, das Projekt retten kann. Die Frage, ob die Klassen weiterhin auf ein gemütliches Jassen oder Geschichtenerzählen ins Altersheim dürfen und da nicht auch aus Sicherheitsgründen oder plötzlichen Paragraphen der Riegel geschoben wird, kann man sich durchaus stellen.