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Food Step Ein wichtiger Schritt - für Mensch und Effizienz

 

DMZ - SOZIALES ¦

#mittellaendische ¦

 

Für viele Menschen in der Schweiz ist Einkaufen keine Option mehr und versuchen sich deshalb von Essen aus dem Müll zu ernähren, am Leben zu halten. Vorwiegend aus Gründen der Armut und andererseits auch aus Protest gegen die Wegwerfmentalität. Sie fischen noch geniessbare Lebensmittel aus den Tonnen und Containern von Supermärkten. „Erlaubt“ ist Containern aber nur, wenn die Mülltonne frei zugänglich ist, also wenn man beispielsweise nicht zuerst über einen Zaun oder eine Absperrung klettern muss. Wer abgeschlossenes Gelände betritt, begeht Hausfriedensbruch. Ist die Mülltonne verschlossen, ist es verboten, sie aufzubrechen. Tut man es trotzdem, ist dies Sachbeschädigung.

Mittlerweile gibt es in jeder grösseren Schweizer Stadt eine sogenannte «Dumpster Diving»-Szene. Deshalb setzt sich die Organisation FOOD STEP dafür ein, dass diese „Abfälle“ der Supermärkte künftig in der ganzen Schweiz gut zugänglich sind, bzw. gar so beschildert werden.

 

Letztlich dient dieser Vorgang allen. Abfälle können reduziert werden, so auch die Entsorgungskosten und letztlich kann vielen Menschen damit geholfen werden. Sie müssten nicht mehr hungern und/oder mit schlechtem Gewissen im Müll graben.

Eine gesetzliche Basis, die verhindert, dass Lebensmittel verschwendet werden, gibt es in der Schweiz nicht. Schweizer Detailhändler setzten auf Freiwilligkeit, und diese funktioniert auch relativ gut. Allerdings findet FOOD STEP, dass nicht alle restlichen Lebensmittel in Biogas umgewandelt werden, oder an Organisationen verschenkt werden.

 

Problemlösung

Ob man das Abfalltauchen nun befürwortet oder nicht, die Problematik der Lebensmittelverschwendung bleibt. Wir sind alle in der Pflicht, etwas dagegen zu unternehmen. Angefangen beim privaten Einkauf bis hin zur Politik und Wirtschaft. Eine Stärkung der regionalen und lokalen Wirtschaftskreisläufe ist wichtig. Grösserer Respekt vor den Lebensmitteln ist gefordert. Schön wäre es, würden die Container der Detailhändler weniger werden, weil alles verkauft und konsumiert wurde. Und diese ihre restlichen „Abfälle“ in sauberen Containern, Kühlschränken oder Kisten beim Geschäft für die Abfalltaucher bereitstellen. Die betroffenen Menschen wären sicherlich nicht verärgert darüber.

Die Organisation FOOD STEP ist mit allen Grossisten (Migros, Denner, Volg, Lidl, Aldi, Coop, Spar) in Kontakt getreten, um diese in der letzten Phase des Entsorgungsprozesses entsprechend abzuholen, zu sensibilisieren und das Konzept von FOOD STEP zu realisieren. Dies geschah trotz dem Wissen, dass die Grossisten in der Schweiz schon sehr vieles richtig machen. So halten die Supermärkte und Grossunternehmen die Lebensmittelverlustrate so niedrig wie möglich. Denn sämtliche Lebensmittel, die die Geschäfte wegwerfen, bedeuten einen Verlust für diese. Dazu engagiert sich z.B. Migros und Coop mit vielen Massnahmen. Zum einen achtet sie auf eine optimale Mengenplanung in den Filialen. Zum anderen gelangen Produkte dank effizienter Logistik früher in die Supermärkte, was zu einer längeren Produkt-Haltbarkeit führt. Nur gerade 0,2 Prozent der Lebensmittel müssen laut Coop in ihren Supermärkten am Ende entsorgt werden. Dies sei einer exakten und kalkulierten Planung zurückzuführen. Die Migros wiederum trägt mit verschiedenen Packungsgrössen den unterschiedlichen Haushaltsgrössen Rechnung. Nebst dem Offenverkauf sind in vielen Sortimentsbereichen auch kleinere Packungsgrössen erhältlich, die es den Kunden erleichtern, Lebensmittelabfälle zu minimieren. Auch reduzieren die Grossisten ihre Preise kurz vor dem Ablaufdatum oder geben die Ware vergünstigt an ihre Mitarbeitenden ab.

Auch karitative Organisationen erhalten Waren, deren Datum bald ablaufen. Einwandfreie Lebensmittel, welche wir bis nach Ladenschluss nicht verkauft sind, werden bei Migros Gastronomie (Migros Restaurants und Take Aways) weiterverwendet. Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, aber noch einwandfrei sind, gibt Coop kostenlos an soziale Institutionen ab. Von 2011 bis 2013 waren dies Waren im Wert von 42 Millionen Franken. Auch die andere Grossisten geben Lebensmittel an soziale Institutionen wie Tischlein Deck Dich oder Schweizer Tafel ab. Seit 2014 beinhaltet diese Hilfe auch finanzielle Unterstützung. Lebensmittelabgaben finden auch mit weiteren, teilweise regionalen Organisationen statt, so mit Caritas, Partage, Too Good to Go und lokalen Sozialwerken. Nicht mehr zum Verzehr geeignete Produkte werden als Tierfutter eingesetzt oder in Biogasanlagen verwertet.

 

Foodbridge

Mit den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Detailhandel Schweiz (IG DHS) wurde mit der sogenannten Foodbridge eine gemeinsame Branchenlösung kreiert. Zusammen unterstützen alle Mitglieder die Organisationen Schweizer Tafel und Tischlein deck dich jährlich mit 680'000 Franken sowie mit Produktspenden. Zudem werden die Organisationen administrativ unterstützt, erhalten verbilligten Treibstoff und erhalten auch räumliche Unterstützung in Verteilzentralen.

 

Die Haltungen zum Cotainern bei den Grossisten sind unterschiedlich.

Aldi sagt, dass das sogenannte Containern selbstverständlich nicht im Sinne von Aldi Suisse sei, aber es sei in der Vergangenheit bereits vorgekommen. Aldi Suisse beobachte die Containering-Bewegung aufmerksam. Wenn nötig, würden situationsbedingt Massnahmen ergriffen. Deshalb seien in den meisten Filialen die Abfallbehälter abgeschlossen. Auch bei Lidl klingt es ähnlich. Ebenso bei Coop und Migros – trotzdem gibt es die Menschen, die dieser Beschäftigung nachgehen (müssen), also müssen auch Möglichkeiten vorhanden sein. Deshalb und trotz aller positiven Massnahmen der Supermarktketten bleibt unter dem Strich immer noch sehr Vieles übrig, worum sich das Label FOOD STEP bemüht und besser zugänglich machen will. Für den Mensch und mehr Effizienz – eine wunderbare Sache. Vielleicht ist das umständliche und nächtliche Containern bald etwas, was der Vergangenheit angehört.