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Krankenkassen - geheimer Vertrag für teures Krebsmedikament

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische ¦

 

Zwischen mehreren Schweizer Krankenkassen und Novartis ist ein Geheimvertrag für ein teures Krebsmedikament abgeschlossen worden. Nicht alle zeigen dafür Verständnis. Dabei geht es um das Novartis-Medikament Kymriah, welches einmalig als Infusion verabreicht wird und nach Listenpreis 370'000 Franken kostet. Laut Bericht von „SRF“ zielt das Medikament darauf ab, dass gentechnisch veränderte Killerzellen der Patienten die Krebszellen wirkungsvoll bekämpfen, was deren Lebenszeit erheblich verlängern soll. Weiter schreibt „SRF“, der offiziell festgelegte Betrag sei bloss ein Schaufensterpreis. Es existiere zum ersten Mal nach Recherchen von „10 vor 10“ zwischen Novartis und den Krankenkassen Helsana, KPT, CSS, Sanitas und Swica sowie dem Spitalverband H+ jetzt auch in der Schweiz ein zweiteiliger Vertrag. Der offizielle und öffentliche Tarifvertrag müsse nun vom Bundesrat genehmigt werden und im zweiten geheimen „Vergütungsvertrag“ sei der tatsächliche Preis fixiert worden. Anscheinend soll der Preis der Kymriah-Therapie mit einem Maximalrabatt auf 250‘000 Franken sinken. Gesundheitsökonom Heinz Locher bestätigt, dass Rabatte von Seiten der Pharmaunternehmen in anderen Ländern üblich seien. Dies werde jedoch verheimlicht, um zu verhindern, dass nicht andere Länder auch weniger bezahlen wollten. Locher fügt hinzu, dass die Transparenzregeln für die Schweiz ein Nachteil seien. Gegenüber „SRF“ verteidigte Helsana-Kadermitglied Martina Weiss den mit Novartis eingegangenen Vertrag. Man wolle den Versicherten Zugang zu dieser lebenswichtigen Therapie verschaffen und auch einen angemessenen Preis zu erzielen, sei wichtig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das den Vertrag allerdings noch nicht kennen soll, scheint den Paradigmenwechsel weg vom Prinzip der Transparenz nicht als problematisch zu sehen. BAG-Sprecher Jonas Montani sagte dem Sender, auch die Schweiz brauche im Einzelfall vertrauliche Preismodelle. Anders sieht es Jürg Vontobel Geschäftsleitungsmitglied der Krankenkasse Concordia. Er zeigte sich gegenüber „SRF“ empört, dass durch dieses Vertragskonstrukt die Kostentransparenz gar nicht mehr gegeben sei. Für ihn ist dies eine gefährliche Entwicklung, bei der man sich auf diese Weise den Grossunternehmen ausliefert. Gesundheitsökonom Locher sieht den Paradigmenwechsel ebenfalls nicht positiv und betont, die schwierige Situation im Gesundheitswesen sei kein Grund zum Aufgeben und die Ethik auszuklammern.

 

Quelle: Bluewin news