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PRÜFUNGSBESUCH BEI DEN SCHREINERLERNENDEN

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

#mittellaendische ¦

 

Sägen, schleifen, zusammenbauen

In den Hallen des Solothurner Schreinermeister-Verbands wurde hochkonzentriert an den lauten Maschinen gearbeitet. Ein Duft von frisch verarbeitetem Holz lag in der Luft. Die Lernenden hatten 10 Aufgaben für die Teilprüfung erhalten und entsprechend hektisch und betriebsam wurde gesägt, gefräst und verklebt. Die Chefexperten Fred Dängeli und Kurt Hediger führten den Regierungsrat und die Vertreter aus dem Amt für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen (ABMH) zusammen mit Andreas Gasche, Geschäftsführer des kgv Solothurn, Thomas Jenni, Präsident der Prüfungskommission und Daniel Probst, Direktor der Solothurner Handelskammer durch die Räumlichkeiten und erklärten, wie eine solche Teilprüfung durchgeführt wird.

 

Qualifikationsverfahren (QV) «Die Teilprüfung zählt mit 20% zur Abschlussnote am Ende des 4. Lehrjahres», erläuterte Fred Dängeli und ergänzte, dass die Teilprüfung bereits im 3. Jahr durchgeführt würde, da dann alle Lernende die Basisfertigkeiten beherrschten und sich noch nicht auf einen Teil- bereich der Schreinerausbildung spezialisiert hätten. 10 Pläne von Objekten wurden an diesem Tag verteilt und nun  mussten diese 1 zu 1 nachgebaut werden.  Jede Aufgabe forderte von den Lernenden spezifische Kenntnisse in Bezug auf die unterschiedlichen Arbeitstechniken, die Handhabung der Maschinen und die Schlussfertigung. All dies haben sie  in den Betrieben und den überbetrieblichen Kursen (üK) während den ersten drei Jahren der Ausbildung erlernt – nun galt es, zu zeigen was man gelernt hatte.

Allgemeines Niveau Damit nicht einfach eine Note nach Belieben und persönlicher Meinung verteilt wird, hat der Schreinermeister-Verband standardisierte Evaluationsbögen erstellt. Darauf vermerkt der Prüfungsexperte nicht nur die Ergebnisse der Prüfung, sondern auch die Art und Weise wie. Aktuell befinden sich viele Lernende mitten in ihren Abschluss- und Teilprüfungen. Bildungsdirektor  Dr. Remo Ankli wollte sich vor Ort ein Bild machen und besuchte zusammen mit einer Delegation die Schreinerlernenden während ihrer Teilprüfung im 3. Lehrjahr. Dazu werden während der Prüfung immer wieder Notizen von den Experten gemacht. Dieses Verfahren hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und stellt sicher, dass die Details auch später noch nachvollzogen werden können. Wenn ein Lernender mit der Note nicht einverstanden ist oder das Ergebnis knapp unter der nächst höheren Note ausfällt, werden die Bögen konsultiert. Remo Ankli wollte von den Chefexperten wissen, wie gut vorbereitet die Jugendlichen von den Volksschulen in die Berufsausbildung kommen. Die Experten waren sich einig, dass gewisse Fertigkeiten wie beispielsweise das Plänelesen und das räumliche Vorstellungsvermögen am Anfang zusätzlich in den üK-Kursen geschult werden müssen. Da die Industrie immer höhere Ansprüche an die Schreiner stellt, müssen entsprechend auch anspruchsvollere oder vermehrt auch standardisierte Arbeiten gemacht werden. Hierbei kommen immer öfter moderne Maschinen zum Einsatz.  Das bedinge, dass die Lernenden diese Maschinen einstellen und programmieren können – unter Berücksichtigung der strengen Sicherheitsvorschriften, hielt Fred Dängeli fest. Somit seien die Anforderungen an die Lernenden gestiegen, was für die Ausbildner auch bedeute, dass schwächere Schüler resp. Lernende in den ersten Jahren eine engere Betreuung benötigen würden.

Kurt Hediger ergänzte, dass die Erwartungshaltung der Eltern gestiegen sei und mit dem zusätzlichen Druck hätten viele Jugendliche Mühe. Zudem wollen scheinbar viele Eltern, dass ihre Kinder das Gymnasium und später eine Hochschule absolvieren – da komme ein Handwerksberuf selten in Frage. Dabei sei eine Schreinerausbildung sehr attraktiv und es gäbe zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, sagte Hediger sichtlich stolz.

Eidgenössisches Berufsattest (EBA) Um den Einstieg für handwerklich begabte Schüler/-innen, die jedoch in der Schule nur mässig Erfolg haben, zu vereinfachen, plant der Schreinermeister-Verband zusammen mit dem ABMH eine eigene EBA-Klasse im Kanton Solothurn. Diese 2-jährige  Ausbildung soll den Lernenden die Grundlagen des Schreinerberufs nährbringen. «Wenn das «Schreiner-Feuer» entfacht ist, kann man anschliessend die 4-jährige Lehre mit Fähigkeitszeugnis anhängen – die vorhandenen praktischen Kenntnisse ermöglichen dann den Fokus auf die Berufsschule», sagte Kurt Hediger zu den Anwesenden. Aktuell läuft bei den Mitgliedern des Verbandes eine Umfrage, wer bereit ist, EBA-Lernende einzustellen und zu unterstützen. Die Ergebnisse fliessen anschliessend in die Weiterentwicklung der Ausbildung ein.

Zum Schluss wurden bei Kaffee und Kuchen zahlreiche Themen rund um die Berufsausbildung diskutiert. Von zentraler Bedeutung in den Gesprächen war auch die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stellen und dem Departement für Bildung und Kultur. Alle waren sich einig, dass man gemeinsam die Berufsausbildung stärken will, was letztlich auch dem Fachkräftemangel auf lange Sicht entgegenwirken wird. 

 

 

Quelle: Dominic Müller, Stv. Informationsverantwortlicher DBK