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Ist erfolgreiches Franchising Valora ein Dorn im Auge?

DMZ - WIRTSCHAFT ¦

Marco Perroulaz ¦

#mittellaendische ¦

 

»Wollten Sie schon immer selbständig arbeiten und Ihr eigener Chef sein? Dann bieten Ihnen die Betreibermodelle von Valora die einmalige Chance, mit geringem Risiko Ihr eigenes Geschäft zu führen.« so umschmeichelt der Convenience- und Food-Service-Anbieter Valora potentielle Franchising-Partner. Und wer darauf eingeht, setzt oft alles ein, seine Energie und Lebenszeit, sein Geld und viel Schweiss und Herzblut. Er ist Unternehmer mit Fleisch und Blut und lebt für sein Geschäft in jeder Hinsicht. Avec-Shops haben täglich fünfzehn Stunden geöffnet. Noch gibt es keine offizielle Medienmitteilung, doch kündigt Valora offenbar alle Franchise-Verträge mit den Avec-Shop-Betreibern noch diesen Monat per Ende Jahr um den bisherigen Partnern Agenturverträge anzudrehen.

Dreissig eigenständige Unternehmer mit über fünfzig Läden wird der sprichwörtliche Teppich unter den Füssen weggezogen. Sie stehen vor der Wahl, ihre bisherige Existenz vollständig aufzugeben oder als Geschäftsführer einer Agentur weiterzumachen. Doch damit arbeiten sie im Namen und auf Rechnung von Valora, welche künftig das Angebot und die Preise exakt vorgeben und die Gewinne selber einstreichen will. Dies nachdem ihre Franchise-Partner jahrelang in selbständiger Tätigkeit, auf eigene Verantwortung und mit nicht zu knappem unternehmerischem Risiko einen Avec-Shop aufgebaut haben. Es ist nachvollziehbar, wer darauf eingeht, wird den Betrieb nicht mehr in gleicher Weise weiter führen können und sieht sich womöglich bald schon infolge rückläufigen Geschäftserfolges stets auf der ‚Abschussliste‘ stehen.

Noch im Mai dieses Jahres schrieb Valora in einer Medieninformation »Bereits ab 2021 erwartet Valora eine deutliche Steigerung des Gewinns.« Es ist nicht davon auszugehen, dass der Fokus auf die verhältnismässig wenigen Franchising-Verträge gerichtet war. Die Frage ist höchstens, ob man den Erfolg der fünfzig eigenständigen Avec im Gegensatz zu den weiteren neunzig selbstbetriebenen ‚kleinflächigen Verkaufsstellen‘ unterschätzt hat. Und ob diese nunmehr ein Dorn im Auge des Unternehmens sind.