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Ex-McDonald’s-Manager schreibt ein Buch und sagt: Fast Food ist „Kindesmisshandlung“

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦

#mittellaendische ¦

 

Ein ehemaliger Spitzenmanager von McDonald’s warnt vor dem Besuch von Fast-Food-Lokalen. Er schrieb ein Buch über das Unternehmen.

Dass Fast Food in der Regel nicht unbedingt gesund ist, ist gemeinhin bekannt. Manchmal dauert es offenbar etwas länger, bis man dies allumfassend begreift – vor allem, wenn man selbst Teil der Industrie ist. 13 Jahre hat Harald Sükar unter anderem als Geschäftsführer von McDonald’s Österreich gearbeitet. Und nun – auch, wenn er es selbst nicht so nennt – eine Abrechnung veröffentlicht.

 

In dem Buch „Die Fast Food Falle“ berichtet er von seinen Erfahrungen mit dem Fast-Food-Konzern, aber auch über die Branche und die Auswirkungen auf die Gesundheit allgemein. Tenor: Gut ist das alles gar nicht – eigentlich sogar schlimmer, als gedacht.

Sein drastischer Appell zu Beginn des Buches: „Geh nicht hin! Nicht zu McDonald’s. Nicht zu Burger King. Nicht zu den anderen Fast-Food-Riesen. Schon gar nicht mit euren Kindern. Nicht einmal ausnahmsweise.“

 

 

Dem „Spiegel“ berichtet Sükar dazu, dass er zum Einstieg in die Welt des schnellen Essens zwar durchaus wusste, dass Burger und Pommes dick machen. Allerdings lebte man im Unternehmen die Philosophie, dass es auf die Menge ankomme. „Heute weiss ich, dass in einer Burger-Boulette nichts drin ist, was zu einer gesunden Ernährung gehört.“

 

Im Buch geht er dann sogar so weit, Fast Food als Kindesmisshandlung zu bezeichnen. Dabei habe er sich von einem britischen Politiker inspirieren lassen, der dieses Wort gewählt hatte, berichtet er in dem Interview mit dem Hamburger Magazin. Wer einmal mit seinem Nachwuchs zu McDonald’s und Co. gehe, müsse damit rechnen, dass der immer und immer will.

 

Auf Kinder wirkten Fett und Zucker wie Rauschmittel. „Ein Menü aus Big Mac, mittlerer Portion Pommes, 0,4 Liter Cola und Eis zum Nachtisch enthält 119 Gramm Zucker, Ketchup nicht mit eingerechnet. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder und Jugendliche maximal 25 Gramm pro Tag“, erzählt Sükar. „Mit nur einer Mahlzeit hat ein Kind den Zuckerbedarf von fast fünf Tagen gedeckt. Das kann nicht gesund sein.“

Dass Nährstoffe einsehbar sind und Kalorien auf die Verpackungen gedruckt würden, helfe keinem – Verbraucher sollten sich diese Informationen nicht suchen müssen. „Und selbst wenn sie sie finden, können sie oft wenig damit anfangen, sie sind ja keine Ernährungsexperten.“

 

Entsprechend fordere er ausdrücklich eine Kennzeichenpflicht, etwa eine Ampel. Und eine Zuckersteuer befürworte er sehr – denn es seien die einkommensschwachen Menschen, die täglich auf der Matte stünden. Nestlé hat eine Ampel eingeführt – Ernährungsministerin Klöckner lässt sich damit aber Zeit, was für heftige Kritik sorgt. Dafür soll ein Tierwohllabel kommen – auch das ist umstritten.

 

Geld wird mit Pommes und Getränken gemacht – mit diesem Trick

 

Nebenbei berichtet Sükar im „Spiegel“-Interview noch darüber, wie McDonald’s Geld verdient – hauptsächlich mit Pommes und Getränken. So sei auch die grosse Grösse der Getränke irgendwann nur eingeführt worden, damit die Menschen sich für die Variante „mittel“ entscheiden. „Und schon hatten wir die Zuckerbombe an die Kunden gebracht.“

Er selbst hege keinen Groll gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, hält McDonalds für ein unheimlich effizientes Unternehmen, dass diese Effizienz allerdings nutzen könnte, um Gutes zu tun – „mit gesundem Essen versorgen“ etwa.

 

Harald Sükar absolvierte zwischen 1982 und 1987 ein Jus-Studium an der Universität Graz. Von 1988 bis 1991 arbeitete er bei Hofer (Aldi-Gruppe, Österreich) und wechselte anschließend zu Aral. Ab 1993 bekleidete er mehrere Positionen bei McDonald’s Development Company CE. Im November 2004 wurde er Geschäftsführer von McDonald’s Österreich und mit Dezember 2004 Präsident des Österreichischen Franchise-Verbandes. Seit Mitte 2006 ist er Geschäftsführer einer Grazer Bäckereikette, die seine Frau zuvor erwarb.

Am 24. Juni 2005 übernahm Sükar das Präsidentenamt des Fußballvereins GAK von seinem Vorgänger Rudi Roth. Er führte beim damals amtierenden österreichischen Fußballmeister von 2004 einen strikten Sparkurs ein, und forderte den verstärkten Einsatz von jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Um das Budget zu sanieren, wurden Schlüsselspieler wie Mario Tokić, René Aufhauser und Mario Bazina verkauft. Im Januar 2006 beurlaubte er aufgrund von Differenzen über den zukünftigen Kurs des Vereins den Erfolgstrainer Walter Schachner und ersetzte ihn durch Lars Søndergaard. Am 14. Juli 2006 legte er im Zuge der Generalversammlung aus privaten Gründen sein Amt nieder, ihm folgte sein bisheriger Stellvertreter Stefan Sticher.