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(Einfach) richtig scheiden.

DMZ - GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

#mittellaendische ¦

 

In der Schweiz werden jedes Jahr 35 – 50% aller Ehen wieder geschieden. Wahnsinn! Da mag man sich berechtigterweise fragen: Wozu noch heiraten? Diese hohe Scheidungsrate macht nachdenklich, zeigt sie doch auf erschreckende Weise, wie schwer es scheinbar geworden ist, glücklich ein Leben lang zusammen zu bleiben. Aber man darf sich auch ruhig auf die andere Hälfte Paare fokussieren, bei denen es ein Leben lang funktioniert. Wenn Paare glücklich zusammenbleiben, liegt es dann daran, dass sie das Glück hatten, den „richtigen Partner“ zu finden? Die Antwort muss wohl lauten: Auch!

Solange jeder Partner noch ein eigenes Umfeld mit Freunden, Berufsleben, Familie und Hobbies hat geht eine Beziehung gut. Aber hier fehlt es bei den meisten Paaren bereits. Da müsste von Beziehungsbeginn an ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Oder überspitzt formuliert, gar nicht angefangen werden, wenn der oder die Auserwählte keine Hobbies und Freunde hat. Denn in all den davon betroffenen Beziehungen wird es schwierig. Durch die rosa Brille der Verliebtheit wird der Partner nicht selten zur Projektion für das eigene Glück, bis immer mehr klar wird, dass der Partner ein Mensch mit Eigenheiten ist, die anderes sind, als die der eigenen Vorstellung.

Man sollte bei aller Liebe auch nie vergessen, dass Liebe nicht in erster Linie eine Bindung an eine bestimmte Person ist, sondern viel mehr eine Haltung, eine Charakter-Orientierung, welche die Bezogenheit eines Menschen zur Welt als Ganzem. So kompliziert es klingt, so einfach ist es dann auch. Wenn jemand nur eine einzige andere Person liebt und ihm alle übrigen Mitmenschen gleichgültig sind, dann handelt es sich bei seiner Liebe nicht um Liebe, sondern um eine symbiotische Bindung oder um einen erweiterten Egoismus. Ein Grossteil der Partnerschaften beginnt mit der Illusion, wir hätten jemanden gefunden, von dem wir endlich all das bekommen, was wir uns schon immer gewünscht haben. Das Dumme dabei ist, der Andere erhofft sich genau das Gleiche – und meist vergebens. Schlimmstenfalls wird dieses Konstrukt so stark, dass beide keine Ahnung mehr davon haben, wer sie und wie sie ohne diese Partnerschaft sind, da beide ihrem Ideal versuchen zu entsprechen (von dem sie denken, dass der Andere es so möchte).

Um Liebe zu bekommen wächst die Bereitschaft zu geben: „Ich tue alles nur für Dich, damit ich Deine Liebe bekomme und besitze“. Die Liebe wird zum Selbstzweck. Der Partner zum „Objekt“ der Liebe. Tatsächlich ist Liebe aber mehr eine Fähigkeit als ein Besitz. Diese Gemeinsamkeit (Schnittmenge) ist bei jeder Partnerschaft individuell grösser oder kleiner. Es ist diese Schnittmenge, die zwei Menschen zusammenhält. Die grosse Aufgabe einer Partnerschaft besteht jetzt darin, das Anderssein des Partners zu würdigen und zu schätzen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Partnerschaft nicht alles erfüllen kann, und dass die Aufgabe, sich um Eigenes zu kümmern, bleibt. Statt Opfer zu sein und den Partner schuldig zu sprechen, für ein Glück, dass dieser nicht zu geben imstande ist, bleibt diese Aufgabe bei einem selbst.

Viele Wünsche und Sehnsüchte, in der Partnerschaft, können von dieser nicht erfüllt werden, da sie ursprünglich woanders angesiedelt sind. Eine erfüllte Partnerschaft ist deshalb gleichzeitig die grösste Aufgabe und das Einfachste, sie bedeutet viel Arbeit, aber auch nichts dafür tun zu müssen.

So bleibt die Partnerschaft eine ständige Herausforderung. Wenn etwas davon nicht (mehr) spielt oder funktioniert, ist eine Trennung er beste Weg. Bei manchen Ehen merkt man im Nachhinein, dass es besser war, sie zu beenden. Auch wenn die Trennung manchmal erst mal schmerzhaft ist.

Richtig scheiden bedeutet, gewappnet zu sein. Man wird seinen Ex-Partner anders erleben als bisher. Ein guter Anwalt ist der beste Weg, auch wenn dieser nicht immer einfach zu finden ist. In jedem Schritt des Tuns sachlich und zielorientiert sein und bleiben, egal wie man provoziert wird. Das Umfeld des Ex-Partners auch rechtlich zur Ruhe zwingen, sollte sich dieses mit strafbaren Handlungen eingreifen wollen (Verleumdungen, üble Nachrede, u.Ä.). Auch anderer Straftaten immer verfolgen lassen, sonst ufert es erfahrungsgemäss aus und lässt sich dann im Nachhinein nicht mehr klarstellen. Das Umfeld ist leider in den meisten Fällen dafür mit verantwortlich, dass die Scheidung schmutzig wird. Alles dokumentieren und Beweise bereithalten. Durchhalten und falls Kinder involviert sind, immer deren Wohl im Auge behalten. Wann immer möglich auf Dritte verzichten (Beistandschaft, „Experten“, Berater, usw.).

Nach 1 – 3 Jahren ist es geschafft und ist befreit, nicht von der Institution Ehe, sondern vom Ex-Partner, der nicht mehr ist der er war. Zum Glück – denn dies bestärkt einem in der Entscheidung und dass man richtig gehandelt hat.

Bei den Ausnahmepaaren, wo eine einfache Scheidung möglich ist (meist kinderlose und nicht vermögende Paare) sollen nicht vergessen, es zu geniessen.