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Bund legt Pendelzeit als Arbeitszeit fest

Bildquelle: SBB
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DMZ – WIRTSCHAFT – ¦ Patricia Jungo ¦

 

Was von Gewerkschaften schon seit längerem gefordert wird, tritt nun beim Bund in Kraft: Er passt seine Richtlinien für mobile Arbeitsformen in der Bundesverwaltung an. In unserem Land gibt es sehr viele Pendler und es erstaunt deshalb kaum, dass die Frage, ob der Weg zur Arbeit und dann wieder nach Hause auch als Arbeitszeit gilt, wenn man Mails beantwortet, Protokolle liest oder berufliche Telefonate erledigt, immer wieder diskutiert wird. Laut Bericht der „Sonntags-Zeitung“ sollen nun Bundesbeamte dies offiziell als Arbeitszeit angeben dürfen. Die Neuerung ist aber auch nicht ganz unproblematisch.

 

Die mit einem spezifischen Code erfasste Arbeitszeit muss vom direkten Vorgesetzten genehmigt werden. In Zukunft werden sich die Arbeitsformen klar in Richtung Führung über Ziele statt über Kontrolle der Arbeitszeit und Arbeitszeiterfassung entwickeln. Dass viele Bundesbeamte die oft lange Pendelzeit zum Arbeiten nutzen, ist an sich nicht neu und dies wird oft vom Arbeitgeber einfach auch erwartet, aber nicht als Arbeitszeit gerechnet. Dies, obschon das Arbeitsrecht diesbezüglich eigentlich klar ist. Für Thomas Geiser, emeritierter Professor für Arbeitsrecht der Uni St. Gallen gelten telefonieren und E-Mails in der Freizeit für den Beruf erledigen als arbeiten und nicht Freizeit. Liest man also im Zug ein berufliches E-Mail, ist man am Arbeiten und es gilt auch als Arbeitszeit. Der Arbeitgeberverband findet die Entwicklung zu mehr Flexibilität in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsort grundsätzlich sehr positiv.

 

Für Fredy Greuter vom Schweizerischen Arbeitgeberverband bestehen Vorteile für beiden Seiten; also Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Er sieht es mit der nötigen Absprache als sehr interessante Möglichkeit, den Arbeitsweg bereits für die Arbeit zu nutzen. Diese Regelung ist jedoch nicht für alle Arbeitsformen und alle Unternehmen umsetzbar. Dass Arbeitszeit und Arbeitsort zunehmend flexibler werden, ist ein Trend, der kaum mehr aufzuhalten ist. Das Problem dabei ist, dass es so auch immer schwieriger wird, die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit klar zu definieren. Auch der Bund ist sich der Gefahr der Gratisarbeit nun bewusst.

 

 

Quelle: srf news


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