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Coronavirus - Aktuelle Lage in der Schweiz

DMZ - BLAULICHT ¦

  

Seit bald drei Wochen gilt in der Schweiz die vom Bundesrat verordnete Ausserordentliche Lage. «Bitte bleibt zu Hause!», fordert Daniel Koch vom BAG im Point de Presse auf. Der Peak sei noch nicht erreicht, es sei zu früh für die Lockerung der Massnahmen. Absperrungen von beliebten Punkten seien sinnvoll. Wirtschaftliche Entscheide würden stark von gesundheitspolitischen Entscheiden abhängen, sagt Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch vom SECO. Rund 5000 Zivilschützer sind im Rotationsprinzip im Einsatz. Die 4900 mobilisierten Armee-Angehörigen sollen – wenn möglich – auch eine Erholungszeit erhalten, wie Brigadier Raynald Droz informierte.

Die Zahl der in der Schweiz und Liechtenstein nachgewiesenen Covid-19-Infektionen ist laut Bund innerhalb eines Tages um 975 Fälle auf 20'278 gestiegen. 540 Menschen gestorben.

 

Kein Zögern bei anderen gesundheitlichen Problemen

Ob bekannt sei, dass weniger Leute mit Schlaganfällen oder Herzattacken in die Spitäler kämen, so die Frage eines Journalisten. Daniel Koch sagt, das sei nicht der Fall.

Wenn man ernsthaft krank sei, soll man nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gerade auch bei Kinderspitälern habe man Meldungen, dass Eltern nun zu lange zögerten, so Daniel Koch. Kinder hätten sehr selten Problem mit dem Coronavirus. Aber es gelte auch bei anderen Krankheiten: «Nehmen Sie das ernst!». Dies gelte auch für Impfungen.

 

Gibt es eine Exit-Strategie, Herr Koch?

Die Wirtschaft verlangt nach einer Ausstiegsstrategie. Viele fragen sich: Kann man etappenweise unter strengen Hygienemassnahmen die Arbeit wieder aufnehmen? Laut Daniel Koch würden sich die Administration und der Bundesrat auf eine Exit-Strategie vorbereiten.

«Der Bundesrat wird dies zum richtigen Zeitpunkt kommunizieren. Aber alle mit einer Schutzmaske wieder zur Arbeit zuzulassen, ist Wunschdenken. Wenn es so einfache Massnahmen gäbe, hätten wir diese schon lange getroffen. Man muss weiterhin jede Massnahme einzeln prüfen, die man ändert, ob sie wirklich machbar ist. Die Volksgesundheit ist nicht nur der Kampf gegen die Infektionen, es geht um die Gesundheit der gesamten Bevölkerung. Wir wissen, dass die Massnahmen negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Wir müssen da eine Balance finden. Wir wollen mit den Massnahmen natürlich nicht mehr Schaden anrichten», so Koch.

 

«Platzsperren der Städte sind sinnvoll!»

Viele Städte würden zurzeit beliebte Plätze sperren, zum Beispiel Seepromenaden, so eine Journalistin. Ob dies gesundheitspolitisch sinnvoll sei, so die Frage.

Dies sei gerade jetzt sehr sinnvoll, so Daniel Koch vom BAG. So eine Massnahme verhindere grössere Gruppen, die nicht Distanz einhalte an diesen Orten. Alle Massnahmen, die helfen, die empfohlenen Vorgaben umzusetzen seien gut, so Koch.

 

Unsicherheit der Risikogruppen

Bei Risikogruppen herrsche grosse Verunsicherung, so ein Journalist. Viele wüssten zum Beispiel nicht, ob sie nun arbeiten sollen oder nicht.

Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Staatssekretärin sagt: Wenn Homeoffice möglich sei, so könnten Angestellte auf jeden Fall weiterarbeiten. Wenn dies nicht möglich sei, so seien die Angestellten zu beurlauben bei fortgesetzter Bezahlung.

Wenn gekündigt werde explizit aufgrund der Krise, dann sei eine Kündigung nicht rechtens, so Ineichen-Fleisch. Aber es sei auch nicht jede Kündigung während der Krise widerrechtlich, es komme auf den Einzelfall darauf an.

 

Die Armeeangehörigen leisten grossen Einsatz

«Ich möchte die bedeutende Pflichtausübung der Armeeangehörigen unterstreichen», so Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen. Die Armeeangehörigen seien stark gefordert und mehr als die Hälfte der Armee sei von einer Änderung der Dienstpläne betroffen. Ab Mitte April werde aber darauf hingearbeitet, dass jeder Armeeangehöriger mindestens zwei Ruhetage zur Verfügung hat.

 

 

4900 Militärangehörige im Einsatz

Am 20. Tag des Militäreinsatzes zieht Brigadier Raynald Droz Bilanz. Für Sanitätsaufgaben und die Sicherheit seien 4900 Militärangehörige im Hilfsdienst. Davon sind 4000 für Gesundheitsaufgaben abgestellt und 600 für Sicherheitsaufgaben, zum Beispiel für den Botschaftsschutz in Genf.

1300 Militärangehörige seien in Spitälern im Einsatz, so Droz. Und es würden immer mehr. Man habe insgesamt 324 Anfragen von Spitälern erhalten, gut 100 seien noch hängig.

759 Militärangehörige seien in Quarantäne, man habe zur Zeit 64 bestätigte Fälle von Coronavirus. Doch die Fälle würden zurückgehen.

 

Der Zivilschutz agiert aus der Region und für die Region

Bei allen Einsätzen im Rahmen der Coronakrise komme die regionale, den Kantonen unterstellte Organisation des Zivilschutzes den Bedürfnissen entgegen, so Christoph Flury. So könnten regionale Massnahmen unkompliziert getroffen werden und sie würden eine bedarfsgerechte Unterstützung ermöglichen. «Der Zivilschutz agiert aus der Region und für die Region», beendet der Vizedirektor Bundesamt für Bevölkerungsschutz seine Ausführungen.

 

 

Flexibilität der Zivilschützer

Es gebe grosse Unterschiede bei der Einsatzdauer und ihrer Einsatzart. Viele Zivilschützer seien auch auf Pikett. Es herrsche ein Rotationsprinzip, das auch erlaube, auf Familie oder die Arbeit einzugehen.

Diese Flexibilität brauche auch eine hohe Planungssicherheit. Im Fokus sei vor allem das Gesundheitswesen, aber es stünden auch Spitex- oder zum Beispiel Desinfektions-, oder Putzarbeiten zur Verfügung. Auch logistische Aufgaben seien wichtig, so baue man auch ein Drive-In-Center in Genf auf.

 

Rund 5000 Zivilschützer im Einsatz

Der Zivilschutz sei weiterhin stark und in allen Landesteilen und Kantonen im Einsatz, sagt Christoph Flury, Vizedirektor Bundesamt für Bevölkerungsschutz, VBS. Rund 5000 Zivilschutzangehörige seien im Einsatz. «Sie erfüllen ihre Aufgaben mit sehr hohem Engagement», so Flury. Die meisten Einsätze werden im Tessin und der Westschweiz geleistet.

 

Wirtschaftliche und gesundheitspolitische Entscheide hängen zusammen

Wirtschaftliche Entscheide würden stark von gesundheitspolitischen Entscheiden abhängen. Man könne noch nicht abschätzen, was die Folge sein werde. Es herrsche starke Verunsicherung, so Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch vom Seco.

Man analysiere die Situation laufend und wolle auch weiterhin offen und transparent an diesen Mediengesprächen informieren.

Als Beispiel führt Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch auch den Tourismus an, hier habe man diese Woche konstruktive Gespräche geführt.

 

 

1.3 Millionen Beschäftigte sind für Kurzarbeit angemeldet

Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Staatssekretärin vom SECO, geht auf die Massnahmen des Bundesrats ein: Der Bundesrat habe einschneidende Massnahmen für die Bevölkerung getroffen und auch wirtschaftliche Massnahmen getroffen, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Diese Strategie sei da, um Härtefälle zu vermeiden, um Löhne zu sichern und Konkurse von Unternehmen und Selbstständige zu verhindern.

Die Verunsicherung der Schweizer Wirtschaft sei jedoch da. Und die Massnahmen werden benötigt. Das zeige sich auch daran, dass in weiten Teilen der Schweiz 1.3 Millionen Beschäftigte mittlerweile für Kurzarbeit angemeldet sind. In dieser Situation sei es wichtig, dass die Arbeitnehmenden eine Perspektive haben.

 

«Bitte bleibt zu Hause!»

Der Median der Todesfälle liege bei 83 Jahren, so Daniel Koch. 97 Prozent der Todesfälle hätten eine Begleiterscheinung, gegen 70 Prozent davon litten unter Bluthochdruck.

Man müsse weiterhin die gefährdeten Bevölkerungsgruppen schützen. Es sei immens wichtig, diese nicht anzustecken. Deshalb sei es auch wichtig, sich nicht unter den Gesunden untereinander anzustecken. «Bitte bleibt zu Hause», so Daniel Koch. Man solle insbesondere Plätze meiden, wo Leute hingehen, auch wenn sie das nicht sollten.

 

Nur eine kleine Zahl des Pflegepersonals hat sich angesteckt

Auf die Frage, wie viel Pflegepersonal sich am Coronavirus angesteckt hat, liefert Daniel Koch nun eine Antwort: Nur 2.6 Prozent Pflege- und Medizinalpersonal sei hospitalisiert, eine kleine Zahl. Wie viel sich aber wirklich angesteckt haben und zu Hause in Quarantäne sind, kann man nicht genau eruieren.

 

Anstieg in der Schweiz bleibt konstant

Daniel Koch vom BAG spricht von weiter konstant steigenden Zahlen. Mittlerweile seien rund 540 an der Lungenkrankheit gestorben, rund 20'000 Personen sind infiziert. Im Vergleich zu gestern ist das ein Anstieg von unter 1000 Personen. Man sei noch weit davon entfernt, von einer Normalisierung zu sprechen.

 

 

Quellen: SRF / swissinfo ¦ admin.ch ¦ BAG


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