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Die Ü-65-Jährigen haben es in der Hand

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

GASTKOMMENTAR von Wilhelm Helfenberger ¦

 

Kürzlich habe ich meinen 66sten Geburtstag gefeiert. Eine Schnapszahl. Den Schnaps habe ich ausnahmsweise ohne Gäste, alleine zuhause getrunken und mir dabei ein paar Gedanken zur Corona-Krise gemacht. 

 

Von Solidarität ist dieser Tage überall die Rede. Solidarität bedeutet meistens, dass die Mehrheit auf die Minderheit Rücksicht nehmen soll. Ist es im Fall von Corona nicht gerade umgekehrt? Sollte nicht die Minderheit der Älteren gegenüber der Mehrheit der Jüngeren  Rücksicht nehmen? Statt uns darüber aufzuregen, dass sich halt sechs anstatt fünf Jugendliche am See oder in einem Park treffen, sollte wir die Ü-65-Jährigen in die Pflicht nehmen. Jene, die  immer noch  im Supermarkt einkaufen gehen, jene, die immer noch ihre Spaziergänge machen, obwohl es bei schönem Wetter schwierig ist,  Abstand zu halten, weil viele Menschen unterwegs sind. 

 

Wer belastet die Intensivstationen und legt das Gesundheitssystem lahm? Es sind und werden vor allem die Alten sein. Es ist ja nicht so, dass die Corona-Infizierten die ganzen Spitäler fluten, aber sie legen sie lahm. Viele Operationssäle sind geschlossen worden, weil nur noch in dringendsten Fälle operiert werden darf. Das Gesundheitspersonal ist paradoxerweise zum Teil in Kurzarbeit geschickt worden.

 

Die Corona-Grippe ist für den aktiven Teil der Bevölkerung laut dem Bundesamt für Gesundheit nicht lebensbedrohend, auch nicht für Säuglinge und Kinder. Die allermeisten jungen Menschen überstehen diese Seuche und sind nachher (hoffentlich) immun. Doch wegen uns Alten werden Schulen und Betriebe geschlossen, wird die Wirtschaft lahm gelegt.

 

Die Corona-Kampfzone, um diesen etwas martialischen Begriff zu verwenden, verläuft zwischen den Ü-65-Jährigen und dem Rest der Bevölkerung. In dieser Zone gilt es konsequent Abstand zu halten und die Hygieneregeln einzuhalten, so dass das Virus nicht auf die älteren Menschen übertragen wird. Alle sollen mithelfen, die Übertragungskette zu unterbrechen, aber vor allem wir PensionistInnen haben es in der Hand dem Virus die Stirn zu bieten, indem wir die Regeln strikt einhalten, zuhause bleiben und keinen Besuch empfangen. Das ist hart, aber Solidarität verlangt manchmal auch Verzicht.

 

Solidarität der Jungen mit dem Alten ist dennoch wichtig. Doch da geht es nicht in erster Linie darum, auf Treffen im Park oder  auf Plätzen zu verzichten. Aber Töchter und Söhne sollen ihre betagten Eltern möglichst kontaktlos mit dem Nötigsten versorgen. Zum Nötigsten zählen übrigens nicht nur die Dinge für den täglichen Bedarf, auch Seele und Herz sollen versorgt werden. Das bedeutet kommunizieren, per Email, per Skype oder mit einem Schwatz vom Balkon aus.


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