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Politologe Maximilian Mayer von der «University of Nottingham» glaubt nicht, dass China systematisch falsche Zahlen veröffentliche

DMZ – INTERNATIONAL ¦ Walter Fürst ¦

 

China meldet die höchste Zahl an Neuinfektionen seit fünf Wochen. Für Sonntag sind es 108 neue Coronavirus-Fälle gegenüber 99 am Vortag. 98 der Fälle würden aus Übersee stammen. Die Gesamtzahl der bestätigten Fälle liegt nach offiziellen Angaben nun bei 82'160, die Zahl der Todesopfer ist um zwei auf 3341 gestiegen.

Es gibt viel Kritik an den offiziellen Zahlen von China. Wenn allerdings ausgerechnet der US-Geheimdienst, der es selten genau nimmt mit der Wahrheit, etwa meint, dass diese beschönigt würden, ist dies kaum die Quelle, die man konsultieren sollte. Allerdings warnen diverse Experten davor, dass mit den Zahlen auch Politik gemacht würde. 

 

Die Nachrichten der letzten Wochen aus China waren mehr als ermutigend und liessen hoffen. Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus gingen nach Angaben der Behörden und Experten aus China stark zurück. Am 17. März vermeldeten die Behörden gar, es habe innerhalb des Landes keine einzige Neuansteckung gegeben.

 

Doch wo es Erfolgsmeldungen gibt, sind Zweifel nicht weit – auch innerhalb Chinas.

 

Pekinger Nachrichtenportal «Caixin» äussert Bedenken gegenüber offiziellen Zahlen

Das Nachrichtenportal sagt, dass es in Wuhan gebe es sehr wohl täglich neue Corona-Fälle, dabei handle es sich um asymptomatische Infektionen. Das sind mit dem Virus infizierte Personen, die sich gesund fühlen.

 

Asymptomatische Fälle tauchten bislang in den öffentlichen Statistiken nicht auf

Erst als sich die chinesischen Behörden zu einer Praxisänderung gezwungen sahen werden die asymptomatischen Virusträger seit einer Woche ausgewiesen. Prompt ist die Zahl der Infektionen wieder gestiegen. Mit der neuerlich geänderten Zählweise wurde das Vertrauen in die chinesischen Statistiken jedoch kaum verbessert.

 

Statistiken sind auch Politik

Kristin Shi-Kupfer vom «Mercator Institute for China Studies» in Berlin hat ebenfalls Vorbehalte gegenüber den Zahlen aus China. Zum einen gebe es Probleme bei der medizinischen Erfassung der Fälle aufgrund fehlender Kapazitäten und mangelhafter Tests zum anderen habe China ein grosses Interesse daran, dass die Corona-Zahlen gegen null gehen, damit die Wirtschaft wieder produzieren und sich die Regierung als erfolgreiche Krisenbewältigerin präsentieren kann. Dieses Phänomen wird sicher auch in anderen Staaten sichtbar werden.

 

US-Geheimdienste behaupten, dass China Zahlen beschönigt

Die US-Geheimdienste liessen im Nachrichtenportal «Bloomberg» Informationen durchsickern, wonach China das tatsächliche Ausmass der Coronaepidemie im Land verschweige. Sowohl die offizielle Zahl der Infizierten als auch jene der Toten sei zu tief. Es ist gar die Rede von gefälschten Statistiken. In wie weit man solchen Informationen aus den USA Glauben schenken kann ist fraglich. Man ist aber geneigt, hier für einmal und ausnahmsweise die Quelle als Quelle zu sehen.

Chinas Führung hat solche Anschuldigungen aus den USA mehrfach zurückgewiesen.

 

 

Daten zu fälschen sei ist nicht im Interesse Chinas

Allerdings sagt der Politologe Maximilian Mayer, dass es nicht in Chinas Interesse sei, Zahlen zu fälschen. Er glaube nicht, wie er gegenüber SRF sagt, dass China systematisch falsche Zahlen veröffentlicht. Allerdings, räumt er ein, seien zu Beginn des Ausbruchs viele Fälle von Infizierten und Toten nicht erfasst worden, da das Gesundheitssystem noch nicht auf die Epidemie eingestellt gewesen sei.

 

Mayer geht davon aus, dass die Corona-Fälle in China seit der zweiten Februarwoche korrekt ausgewiesen werden. Seither wird systematisch getestet. Mayer argumentiert, es liege nicht im Interesse der chinesischen Regierung die Zahlen zu fälschen. Zu gross sei das Risiko eines neuen, unkontrollierten Ausbruchs.

 

 

Quellen: SRF ¦ Caixin


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