Von Geduld...

DMZ – SOZIALES/LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦

KOMMENTAR

„Geduld bringt Rosen!“ Dieses Sprichwort ist uns allen bestimmt schon einmal in unserem Leben vorgesetzt worden. Zurzeit muss der Mensch wirklich geduldig sein und hat eher mit den Dornen zu kämpfen...

Doch im Grunde genommen ist die Geduld ein Begleiter, der uns vom Kleinkind- bis ins Erwachsenenalter ständig auf den Fersen ist. In so vielen Lebensbereichen spielt die Geduld eine überaus wichtige Rolle. Es gibt verschiedene Definitionen von Geduld. Alle haben sie aber den Aspekt von warten, annehmen und etwas ertragen gemeinsam. Im Wort Geduld steckt ja auch das Verb „dulden“.

Wunscherfüllung auf Mausklick

Grundsätzlich fordern Probleme, Druck, Leiden und andere Herausforderungen zu Geduld auf. Es scheint jedoch, dass wir es etwas verlernt hätten, geduldig zu sein. In unserer schnelllebigen Zeit wird es zunehmend schwierig, Geduld zu üben, liegt doch so oft die Erfüllung unserer Wünsche und Bedürfnisse vermeintlich nur einen Mausklick entfernt. Alles muss schnell gehen und einfach, soll sofort umgesetzt und gelöst werden. Wieso auch warten? Es ist ja auch tatsächlich so, dass man jedes Nahrungsmittel zu jeder Jahreszeit bekommt, auch online und man alles, was man wissen will, innerhalb von Sekunden aus dem Internet serviert bekommt. Für viele Menschen ist es klar, dass es demnach in allen Lebensbereichen so rasch gehen muss wie beim Mausklick. Werden wir nun eines Besseren belehrt?

Ist Geduld überhaupt noch gefragt?

Die momentan sehr anspruchsvolle Zeit zeigt uns klar, warum der Geduldige im Vorteil ist. Er gibt auch jetzt nicht auf, versucht anzunehmen, was gerade ist. Kinder und Erwachsene sind in Sachen Geduld nun überaus gefordert. Was die Kleinen uns allerdings Voraus haben, ist die Tatsache, dass sie Meister im Hier und Jetzt sind. Geduld heisst ja auch immer, das Hier und Jetzt anzunehmen. Wir Erwachsenen neigen dazu, uns jedoch ständig aus diesem Hier und Jetzt herauszuwünschen. Die Gedanken kreisen so oft um das Gestern und in der jetzigen Krise bestimmt vor allem um das Morgen. Dies ist verständlich, macht aber die schwierige Situation meist nicht besser. Wieder sind die Kinder unsere Lehrer. Auch sie sind zurzeit bestimmt oft ungeduldig, weil sie auf Situationen warten müssen, die ihnen Freude und Spass bereiten. Im Allgemeinen lassen sie sich aber rasch wieder auf das Hier und Jetzt ein und leben es „voll und ganz“. Im Gegensatz dazu bezieht sich die Ungeduld der Erwachsenen eher auf die Angst vor dem, was ist und kommen mag. Uns darin zu üben, die jetzige Situation anzunehmen, wie sie gerade ist und zu spüren, was wir lernen können, ist eine anstrengende und langatmige Übung. In diesem Sinne heisst aber Geduld auch nicht in Resignation oder Passivität zu fallen. Aber annehmen bedeutet, uns einzugestehen, dass wir für eine unbestimmt Zeit gerade keine andere Wahl haben und auch die Kontrolle nicht inne haben. Ja, Geduld braucht viel innere Ruhe und Stärke. Für viele gibt es nun etwas mehr Zeit und Raum, um nach innen zu blicken. Die Natur kann uns helfen, mehr Ruhe in uns zu finden. Zudem lehrt sie uns Geduld und ist auch mit uns mehr als geduldig. Die Geduld hat noch lange nicht ausgedient und ist mehr denn je notwendig und hilfreich.