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Medienkonferenz des Bundes

Bildquelle: SRF Medienkonferenz
Bildquelle: SRF Medienkonferenz

DMZ – POLITIK ¦ Medienkonferenz ¦

 

Experten verschiedener Departemente haben zur aktuellen Corona-Situation informiert.

Den ersten Sessionstag nach der Zwangspause hat der Tessiner Grosse Rat dem Thema Covid-19 gewidmet und hat die Kantonsregierung heftig kritisiert. Als Teil der Massnahmen stellt es die Covid19-App vor, welche nun getestet wird. Die Verantwortlichen betonen, dass die App keine Daten zentral sammle. Eine Überwachung über GPS gebe es nicht.

Ab Juli seien zwar Sportveranstaltungen mit Publikum denkbar, so das BAG. Allerdings nur, wenn nachvollziehbar sei, wer sich wo im Stadion aufhalte.

In der Schweiz und Liechtenstein gibt es laut BAG 30'746 laborbestätigte Covid-19-Fälle. Das sind 11 mehr als am Vortag. 1642 Menschen sind gemäss BAG am Virus gestorben (Stand: Montag).

 

Tausende Test-User für die Tracing-App

Wie viele Leute machen überhaupt mit in dieser Testphase der App? Im «Pool» der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien 15'000 Personen, sagt Kim Sang-Il, Abteilungsleiter digitale Transformation im BAG. Dabei sei es wichtig, dass die Leute auch an Orten und in Organisationen arbeiteten, wo sie untereinander ständigen Kontakt hätten. Test-User im Homeoffice würden wenig Sinn machen.

Es gebe aber auch technische Restriktionen. Apple erlaube etwa für eine Testphase nur 10'000 Nutzerinnen und Nutzer, Google zum Glück mehr.

 

Ist das BAG digital ausreichend aufgestellt?

In Medienberichten ist kritisiert worden, dass das Bundesamt für Gesundheit noch zu «analog» arbeite. Als Beispiel wurde genannt, dass Coronafälle per Mail gemeldet werden müssten. Ein Journalist will wissen, wie das Amt darauf reagiere.

Daniel Koch bestreitet die Darstellung in den Medien. «Die Ärzte müssen nur ein Mail schicken, um ein Login zu erhalten. Ab dann ist alles elektronisch.» So solle verhindert werden, dass willkürliche Meldungen einträfen.

 

Gilt die Homeoffice-Empfehlung immer noch?

Daniel Koch vom BAG beantwortet eine entsprechende Journalistenfrage mit Ja: «Homeoffice ist weiter angesagt, weil es den öffentlichen Verkehr entlastet», betont er.

Viele Unternehmen hätten zudem realisiert, dass Homeoffice auch positive Effekte habe. Er erwarte, dass auch künftig vermehrt zu Hause gearbeitet werde.

 

Die Schweiz kann Impfstoffe reservieren

Aus der Runde kommt die Frage, ob es überhaupt möglich sei, Hersteller zu verpflichten, der Schweiz Impfstoffe in einer gewissen Menge und prioritär abzugeben. Daniel Koch erklärt, dass sogenannte Reservationsverträge bei Impfstoffen durchaus üblich und natürlich auch rechtlich bindend seien.

Zur Frage, wie konkret vorgegangen werde, wenn der Impfstoff tatsächlich verfügbar sei, gebe es noch keine klare Ansage. Das hänge stark von der Beschaffenheit des neu entwickelten Impfstoffes ab. Man müsse abwarten, es sei zu früh für Details, so Koch.

 

Lockerung bei Kinderbetreuung absehbar

Ein Journalist will wissen, ob bei der Kinderbetreuung durch Grosseltern bald eine Änderung erfolgt. «Bei diesen tiefen Zahlen ist eine weitere Lockerung absehbar», sagt Koch. Man werde das weiter prüfen und die entsprechenden Empfehlungen in den kommenden Tagen oder Wochen ändern.

 

 

Gibt es einen Mangel an Qualitätsmasken?

Eine Journalistin will wissen, ob Gewerbebetriebe, die beispielsweise Asbest-Sanierungen machten, genügend hochqualitative Schutzmasken hätten. Es gebe Berichte, wonach alle solchen Masken für das Spitalpersonal reserviert seien.

Gemäss Koch sind die meisten Masken, die in Handwerksbetrieben verwendet werden, mit Ventilen ausgerüstet. «Diese sind nicht für den Virenschutz geeignet, da das Virus da ausgestossen wird.»

 

«Dieser Sommer wird kein normaler Sommer»

Ein Journalist will wissen, ob die App die Bevölkerung nicht zur Nachlässigkeit verleiten könnte. Daniel Koch vom BAG glaubt das nicht. Die Leute seien sich bewusst, dass man nicht sofort zum normalen Leben zurückkehren könne. «Dieser Sommer wird kein normaler Sommer», sagt Koch.

Er ruft erneut dazu auf, in Restaurants die Kontaktdaten zu hinterlegen und warnt vor einer möglichen «zweiten Welle» im kommenden Winter.

Kim ergänzt: «Auf keinen Fall sollen Leute, welche die App installiert haben, auf weitere Massnahmen verzichten. Das ist nicht die Idee hinter der App.»

 

Spiele mit Publikum, falls Rückverfolgbarkeit möglich ist

Daniel Koch präzisiert auf Nachfrage seine Aussage vom Wochenende, dass Profisport mit Publikum bereits ab Juli wieder möglich sein könnte. Dabei müsse die Rückverfolgbarkeit unbedingt gegeben sein, so Koch. Es müsse klar sein, wer wann wo war und mit wem er oder sie Kontakt hatte. Konkrete Regeln dafür müssten in den Schutzkonzepten definiert werden.

Zu den illegalen Fussballspielen in der Westschweiz in den letzten Tagen: «Das war gefährlich», sagt Koch.

 

«Hacker sollen App prüfen»

Kim vom BAG lud die Hackergemeinschaft ein, ab dem 28. Mai die Tracing-App «auf Herz und Nieren» zu prüfen und mögliche Schwachstellen zu melden.

 

Internationale Zusammenarbeit bei der App

Eine Journalistin will wissen, wie gross das internationale Interesse an der Schweizer App ist.

Gemäss Kim vom BAG ist die Schweiz in Kontakt mit Gesundheitsämtern im Ausland, damit die Interoperabilität der Apps gewährleistet ist. «Wir haben Interesse daran, dass das Contact Tracing auch funktioniert, wenn ein deutscher Tourist in der Schweiz mit seiner App unterwegs ist.»

Gemäss Salathé ist die internationale Kooperation dank des Quasi-Standards von Apple und Google einfacher geworden. Besonders mit Ländern, die früh mit dem Bau von Tracing Apps begonnen hätten, stehe man in laufendem Kontakt.

 

Eine Frage zum Schutz vor Überwachung

Eine Medienschaffende will wissen, ab Apple und Google auf Bewegungsdaten zurückgreifen könnten. Laut Salathé sind die Betriebssysteme so konfiguriert, dass nicht gleichzeitig die Contact-Tracing-Schnittstelle und GPS aktiviert sein können. Das gelte für alle und er denke, das gelte auch für Apple und Google selber.

 

 

Kann die Tracing-App den Zwei-Meter-Abstand messen?

Es wird nachgefragt, wie die App die Zwei-Meter-Abstandsregel genau messen könne und ob der Abstand zu Infizierten während einer kritischen Zeit zu klein war. Epidemiologe Salathé erklärt, dass dies nicht in jedem Fall ganz genau möglich sein werde. Man sei hier auch noch daran, Messungen zu machen. Dies laufe über die Bluetooth-Technologie. Viel wichtiger sei aber die Frage, ob die App grundsätzlich funktioniere und ob sie Betroffene im Umkreis der Leute erkenne und so Ansteckungsketten unterbrechen könne.

 

Aufklärungskampagne zur App geplant

BAG-Digitalexperte Kim beantwortet eine Frage zum Wissen über die Tracing-App. «Wir haben die Hoffnung, dass die Akzeptanz zunimmt. Die Umfrage zeigt: Wer mehr über die App weiss, ist eher bereit, sie herunterzuladen.»

Kim kündigt eine Aufklärungskampagne nach den Beratungen im Parlament an.

 

Wer kann an der Pilotphase mitmachen?

Kann jeder bei der Pilotphase mitmachen? Das fragt ein Medienschaffender. Gemäss der Pilotverordnung habe man Nutzergruppen im Fokus, die sich im Alltag begegneten, sagt Salathé. «Leute, die miteinander arbeiten oder Armeeangehörige in derselben Einheit.»

«Dass Einzelpersonen an der Pilotphase mitmachen, macht wenig Sinn, weil sie untereinander wenig Kontakt haben», sagt Kim Sang-Il. Die Ziele der Pilotphase seien, einfache technische Probleme oder Probleme bei der Benutzbarkeit zu finden.

 

 

Noch 1000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz

Nun geht es noch um den laufenden Einsatz der Armee in der Coronakrise. Dieser läuft weiter, wird aber Stück für Stück zurückgefahren. Laut Raynald Droz, Stabschef des Kommandos Operationen im VBS, werden bis Ende Woche fast sämtliche Soldaten, die im Gesundheitsbereich aktiv waren, nach Hause geschickt. An der Grenze und als Unterstützung der Polizei gehe der Einsatz aber noch Wochen weiter. Insgesamt seien noch 1000 Soldatinnen und Soldaten in einem Corona-Einsatz aktiv.

Das Militär will auch Bilanz ziehen und lädt alle in dieser Krise beteiligten Kommandanten zu einer Nachbesprechung im Juli.

 

Grenzöffnung macht Hoffnung

Seco-Vertreter Jakob spricht auch die anstehende Grenzöffnung zu mehreren Nachbarländern Mitte Juni an: «Insbesondere die deutschen Touristen sind für den Schweizer Tourismus wichtig.» Auch dies habe zur erwähnten Aufbruchstimmung beigetragen.

Bei den Mittelmeerländern, die derzeit Schritt für Schritt wieder öffneten, erwarte er einen harten Konkurrenzkampf um die verbliebenen Touristen.

 

«Aufbruchstimmung im Tourismus»

Eric Jakob, Leiter Standortförderung im Seco, informiert über den zweiten Tourismus-Gipfel vom Sonntag, an dem Bundesräte und Tourismusvertreter teilgenommen haben. Er spricht angesichts der tiefen Ansteckungszahlen von einer «Aufbruchstimmung im Tourismus». Für den Tourismus sei es wichtig, dass die gesamte Versorgungskette (öffentlicher Verkehr, Verpflegung, Hotellerie) geöffnet sei.

Der Sektor sei aber hart von der Covid-Krise betroffen, so Jakob weiter. «Ein Herauffahren ist nicht auf einen Schlag möglich.» Es gehe um Reisebeschränkungen, Schutzkonzepte, aber auch um weiche Faktoren wie das Vertrauen. Am Gipfel seien Anpassungen bei den Schutzkonzepten gefordert worden, damit Betriebe wieder rentabel betrieben werden könnten.

Gemäss Jakob ist für die Phase des Lockdowns in der Beherbergung mit einem Verlust von 90 Prozent, bei der Gastronomie von 80 Prozent zu rechnen. Für das Gesamtjahr erwarte man einen Rückgang von etwa einem Drittel.

 

 

«Eine Überwachung ist mit dieser App nicht möglich»

Marcel Salathé, Epidemiologe an der ETH Lausanne, betont, dass ihnen das Konzept der dezentralen Datenspeicherung von Anfang an sehr wichtig war. So, dass eben die Daten der einzelnen App-Nutzer nicht einfach abgegriffen werden können. Um das zu erreichen, habe es einiges an Verhandlungen gebraucht. Erst als Google und Apple eingelenkt hätten, war die dezentrale Datenspeicherung beschlossene Sache. Die Schnittstelle bei Apple und Google, die nun dafür benutzt werde, die Daten zu übertragen, dürfe ausserdem nur von staatlichen Akteuren benutzt werden. Salathé macht klar: «Die Bevölkerung kann sich nun sicher sein, dass keine Überwachung möglich ist.»

 

 

Covid-19-Wissenschaftler fordern Unterstützung für Personen in Quarantäne

Die eidg. Räte sollen bei der Beratung über die Corona-Tracing-App im Rahmen des Epidemiengesetzes eine Erwerbsausfall-Entschädigung für Personen beschliessen, die nach einer App-Benachrichtigung zur Selbstquarantäne aufgefordert werden. Das fordern 28 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Covid-19 Science Task Force in einem Brief an die zuständigen Kommissionen.

Ausserdem müssten die Betroffenen, auch jene ohne Symptome, von ihren arbeitsrechtlichen Verpflichtungen entbunden werden, sofern sie nicht im Homeoffice arbeiten könnten. Ohne eine Kompensation für die «erheblichen Nachteile», die eine Quarantäne mit sich bringe, werde der epidemiologische Erfolg des Tracings gefährdet, so die Forschenden um Marcel Salathé. Die Kosten würden auf drei Millionen Franken pro Monat geschätzt. Ausserdem sollen sich die Betroffenen kostenlos testen lassen können.

 

Pilotphase hat begonnen

BAG-Digitalexperte Kim sagt weiter, die Pilotphase habe am Montag begonnen. «Die Swiss Covid App soll das klassische Contact-Tracing ergänzen, aber nicht ersetzen», sagt Kim. Derzeit sei die App in erster Linie darauf angelegt, die betroffenen Personen zu sensibilisieren, damit diese den Arzt aufsuchten. Erst nach der Beratung im Parlament werde man den abschliessenden Fokus definieren.

Laut Kim baut die App auf die Solidarität der Bevölkerung auf. «Es geht vor allem darum, andere zu schützen», so der BAG-Experte.

Kim betont die Freiwilligkeit der App. Zudem würden alle Daten dezentral abgelegt. In Apps, die in anderen Ländern entwickelt wurden, sei die App jeweils im Vordergrund gelaufen. Das sei bei der Schweizer Version nicht der Fall. Zudem sei es möglich, die App in Ausnahmesituationen zu deaktivieren.

 

Mehrheit würde Tracing-App installieren

Kim Sang-Il, Abteilungsleiter digitale Transformation im BAG, informiert über eine Umfrage bezüglich der Corona-App, Link öffnet in einem neuen Fenster. 2819 Personen hätten daran teilgenommen. Davon hätten 59 Prozent gesagt, sie würden die App installieren. Sie wollten damit einen Beitrag leisten gegen die Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung. Bedenken herrschten bezüglich möglicher Diskriminierung gegenüber Personen, welche die App nicht installieren, sowie bezüglich Datenschutz. Zudem hätten 73 Prozent gesagt, sie seien bereit, anonymisierte Daten der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.

 

 

Kantone haben für das Contact Tracing aufgerüstet

Der Vertreter der Kantone, Christos Pouskoulas (Leiter Gesundheitsversorgung im Kanton Luzern), erklärt nochmals das Vorgehen der Kantone beim Contact Tracing. Am Anfang stehe der positive Test. Die betroffene Person werde kontaktiert und über sie würden alle Personen, die mit ihr in Kontakt standen, eruiert und ebenfalls kontaktiert. Telefonisch würden die Verhaltensanweisungen und Quarantäneregeln erklärt. Die Kantone hätten für das Contact Tracing eigene Teams und teilweise Software installiert. Die Tracing-App solle – sobald verfügbar – als Unterstützung in das klassische Contact Tracing integriert werden.

 

 

Koch: «Wir müssen jeden einzelnen Fall entdecken»

«Das sind sehr gute Zahlen», so BAG-Vertreter Daniel Koch zu den zehn seit Sonntag gemeldeten Neuansteckungen. Die Reproduktionsrate sei unter 1. Damit dies so bleibe, müssten sich «alle Leute, die grippeähnliche Symptome haben, testen lassen. Wir müssen jeden einzelnen Fall entdecken», so Koch.

«Damit man die Kontakte findet, ist es wichtig, dass in den Restaurants und Bars aufgeschrieben wird, wer die Besucher waren», sagt Koch weiter. «Die Rückverfolgung muss ausgebaut werden, sie ist bisher suboptimal.»

Koch fügt an: «Wenn man nicht weiss, wer wo war, ist kein Contact Tracing möglich. Die App ist nicht das einzige Mittel, auf das man sich verlassen kann.»

 

 

 

Quelle: SRF ¦ Disclaimer: Textübernahme ¦ https://www.srf.ch/news/schweiz/das-neueste-zur-coronakrise-verlaengerung-des-notstands-tessiner-kantonsregierung-unter-druck

 


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