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China - Zweite Corona-Welle gemäss Insiderangaben angekommen

Regierung reagiert mit einem Lockdown im Wuhan-Style für den Nordosten der Volksrepublik
Regierung reagiert mit einem Lockdown im Wuhan-Style für den Nordosten der Volksrepublik

DMZ – INTERNATIONAL ¦ Redaktion International ¦

 

Das chinesische Staatsfernsehen hat von eingeschleppten Neuinfektionen berichtet. Diese sollen Grossteils in der an Russland grenzenden Provinz Heilongjiang aufgetreten sein.

Nachdem die Corona-Pandemie in China zu monatelangen Ausgangssperren und Reisebeschränkungen geführt hatte, vermittelt die offizielle Infektionszahl der chinesischen Regierung den Eindruck, dass das Land das Virus unter Kontrolle bringen konnte. Mittlerweile ist das Alltagsleben in China weitgehend zur Normalität zurückgekehrt. Doch jetzt sind neue Coronafälle im Nordosten Chinas aufgetreten.

 

Betroffen sollen unter anderem die Provinzen Heilongjiang und Jilin sein. Aber auch in Wuhan, wo die Pandemie ihren Ursprung gehabt haben soll, soll es wieder neue Infektionen geben. Befindet sich die Volksrepublik damit bereits am Anfang einer zweiten Corona-Welle?

Seit April sei es laut der Gesundheitskommission der Provinz Heilongjiang in mehreren Städten zu zeitlich und räumlich gehäuften Infektionen des Corona-Virus, sogenannten Clustern gekommen. Nachdem nun auch in der Provinz Jilin, die mit 27 Millionen Einwohnern nahe er Grenze zu Russland und Nordkorea liegt, immer mehr Infektionen bekannt wurden, reagiert die Regierung mit einem Lockdown im Wuhan-Style für den Nordosten der Volksrepublik.

 

Hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen

Die Straßen seien unheimlich ruhig, ganz ohne Taxis und Busse. Apartmentkomplexe sollen abgeriegelt wurden sein, sodass die Bewohner im Inneren isoliert sein sollen. Außerdem führe die Regierung regelmäßige Kontrollen durch, um sicherzustellen, dass die Bewohner die Sperrung einhalten. Zehntausende Menschen wurden auf das Virus getestet und Tausende zur Quarantäne in Krankenhäuser gebracht, berichtete die New York Times. Die Zentralregierung soll ihr Missfallen über den Ausbruch bereits deutlich signalisiert haben: Fünf lokale Beamte seien entlassen wurden und genauere Untersuchungen in den Provinzen angeordnet.

 

„Die Möglichkeit einer zweiten Welle ist eindeutig vorhanden“

In Bezug auf die jüngsten Ereignisse in der Provinz Jilin spricht China derzeit lediglich von einem kleinen Ausbruch der Krankheit. Es soll etwa 130 Corona-Infektionen und zwei Todesfälle geben. Experten sollen jedoch vor der Gefahr einer explosiven Ausbreitung des Virus warnen. In einem Interview mit der New York Times sagte David Hui, Direktor des Stanley Ho-Zentrums für neuauftretende Infektionskrankheiten an der chinesischen Universität Hongkong: "Die Möglichkeit einer zweiten Welle ist eindeutig vorhanden."

 

Auch der der oberste Gesundheitsberater der chinesischen Regierung soll eine zweite Welle des Virus befürchten. Wegen fehlender Immunität sei der Großteil der Chinesen zurzeit weiter anfällig für das Virus, sagte Zhong Nanshan dem Sender CNN: "Wir stehen vor einer großen Herausforderung." So soll die Lage in der asiatischen Volksrepublik nicht anders sein als in anderen Ländern. Laut dem Spiegel hatte Zhong bereits 2003 dazu beigetragen, dass das Ausmaß des Sars-Ausbruchs öffentlich wurde. Im Hinblick auf die derzeitige Corona-Pandemie soll er gesagt haben, die Behörden in Wuhan hätten in der frühen Phase der Pandemie weniger Fälle öffentlich gemacht, als es tatsächlich gab. Damit bleibt die Frage offen, ob es sich tatsächlich nur um die bisher veröffentlichen Infektionszahlen in den Provinzen Heilongjiangs und Jilin handelt oder die Dunkelziffer der Neuinfektionen weitaus höher liegt.

 

Chinesische Regierung distanziert sich von zweiter Welle

Von einer zweiten Welle soll die chinesische Regierung unter der Führung von Xi Jinping derzeit nicht sprechen wollen. Vielmehr werde das souveräne Vorgehen und der Umgang mit der aktuellen Situation durch Xi Jinping medial hervorgehoben. "Sie wollen Vertrauen artikulieren, ob sie es haben oder nicht", sagte Steve Tsang, der Direktor des China Institute an der School of Oriental and African Studies in London in einem Interview mit der New York Times. "Die Schlüsselbotschaft ist, dass China unter der Führung von Xi Jinping und der Kommunistischen Partei das Land vor Covid-19 gerettet hat, während all diese westlichen demokratischen Länder versagten."

Trotz aller Bemühungen der chinesischen Regierung soll sich unter der chinesischen Bevölkerung Unsicherheit breit machen. Nach den jüngsten Entwicklungen sorge sich die Mehrheit der Chinesen vor einer zweiten Welle. In einem Interview der DW berichtete ein aus dem Südwesten Heilongjiangs stammender Bewohner namens Qiu: "Ganz klar, Heilongjiang entwickelt sich zu einem zweiten Hubei." Die größte Stadt der Provinz Hubei ist das Epizentrum des Virus Wuhan.

 

Modifikation des Virus?

Neben der Diskussion, ob China von einer zweiten Welle des Corona-Virus erfasst wurde, sollen medizinische Experten von zusätzlichen Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des Virus sprechen. So soll das Virus in Jilin sowie in anderen nordöstlichen Provinzen, in denen kürzlich Fälle aufgetreten sind, einschließlich Heilongjiang, leicht unterschiedliche Merkmale aufweisen. Patienten sollen deutlich länger benötigen als die typischen ein bis zwei Wochen um wieder zu genesen, soll Qiu Haibo, Experte der Nationalen Gesundheitskommission, laut New York Times gesagt haben. Zudem sollen die Erkrankten das Virus deutlich länger in sich tragen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits davor gewarnt, dass sich das neue Virus dauerhaft etablieren könnte. Weltweit suchen Wissenschaftler zurzeit mit Hochdruck nach einem Impfstoff. Laut Chinas obersten Gesundheitsberater Zhong könne die Entwicklung eines "perfekten" Impfstoffes jedoch Jahre brauchen. Nach offiziellen Angaben seien in China mindestens 4.600 Menschen durch das Corona-Virus verstorben. Die Dunkelziffer könnte weitaus höher liegen.

 

 

 

Quelle, New York Times, DW, RTL aktuell 


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