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Die verheerenden Fehler der Schweizer Regierung - Zugunsten der Swiss und gegen die Kultur

DMZ – POLITIK / KULTUR ¦ Walter Fürst ¦

 

Zuerst steckt die Regierung Milliarden in den Sand für eine marode Fluggesellschaft, die letztlich nicht einmal in Schweizer Händen ist. Nun droht das Grounding der Lufthansa und somit der Swiss. Dann wir die Kultur komplett in Stich gelassen - die Rettung der Kulturschaffenden wäre mit einem Bruchteil des Swissgeschenkes langfristig gerettet gewesen. Fahrlässige Lockerungen, die immer noch nicht herrschende Maskenpflicht und chaotische Organisation sorgen bereits jetzt wieder zum Anstieg der Fallzahlen.

 

In wenigen Tagen kommt es zum Showdown um die Lufthansa-Rettung. Und vielleicht zur Notlandung der Swiss-Mutter. Am kommenden Donnerstag stimmen die Lufthansa-Aktionäre auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung über das geplante Rettungspaket ab. Die Sorge bei der Lufthansa wächst: Für die Staatshilfen fehlt noch das Ja der Aktionäre. Von denen haben sich aber zu wenige für die Hauptversammlung angemeldet, sodass ein Grossaktionär den Ausschlag geben könnte.

 

Der entscheidende Tag für die Lufthansa steht erst in der kommenden Woche an: Am Donnerstag sollen die Aktionäre der Fluggesellschaft über das geplante Rettungspaket des Bundes abstimmen, mit dessen Hilfe der angeschlagene Konzern die Verluste durch die Corona-Krise überwinden soll.

Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein Ja zu den bis zu neun Milliarden Euro umfassenden Finanzhilfen auf äusserst wackeligen Füssen steht. Entscheidend dabei ist die Frist für die Aktionäre, sich für die virtuell stattfindende Hauptversammlung anzumelden. Die lief in der vergangenen Nacht aus. Dass es dadurch auch für die Swiss um alles geht steht ausser Frage.

 

Eine Branche kämpft um ihre Rechte - «Night of Light» - Eine vorher nie dagewesene Solidarität unter Mitstreitern

Aktion «Night of Light» startet Heute am 22.06.2020 von 22.00 bis 24.00 Uhr!!!

DMZ – KULTUR / POLITIK ¦ David Aebischer ¦

 

Was leider zu befürchten war, ist nun definitiv eingetroffen. Die Kurzarbeit für Selbstständige wird nicht verlängert. Noch ist es nicht ganz vom Tisch, da die Frage, ob Selbstständige, die unter der Corona-Krise leiden, weiter unterstützt werden, im Herbst diskutiert wird.  Bis dahin werden allerdings wohl einige Selbständigerwerbende ausscheiden und beim Sozialamt antraben müssen. Mit einer gut organisierten Reaktion darauf , steht nun die Veranstaltungsbranche geschlossen und geeint auf und macht sich mit der Aktion «Night of Light» sichtbar, um auf die Problematik hinzuweisen.

 

In der Medienmitteilung heisst es , dass die Veranstaltungsbranche der erste Wirtschaftszweig war, der von der COVID-19-Krise getroffen wurde und er werde auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. "Seit dem 16. März 2020 ist einem kompletten Wirtschaftszweig faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen. Konzerte, Festivals oder Theateraufführungen, Business Events usw. – ein Zusammenkommen von Menschen war komplett verunmöglicht."

 

Schwierige Situation in der Veranstaltungsbranche 

Die betroffenen Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche sowie Veranstaltungs-Locations in der ganzen Schweiz strahlen im Rahmen der «Night of Light» am Abend des 22. Juni 2020 von 22.00 Uhr bis 24.00 Uhr solidarisch ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit rotem Licht an, um auf die schwierige Situation in der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen. 

 

Wir haben das nightoflight.ch - Team gefragt, wie schwierig es war in so kurzer Zeit ein solches Riesending zu lancieren. "Das Projekt wurde Anfang Juni in Deutschland lanciert und nahm da immer grössere Formen an. Seit letzter Woche sind in der Schweiz aus verschiedenen Richtungen Motivationen entstanden auch mitzumachen. In der Schweiz sind wir gestützt durch die verschiedenen Verbände, um das Ganze zu koordinieren. Jedoch trägt jeder mit riesigem Effort zu diesem Projekt bei und die Ideen kommen auch nicht von uns direkt sondern von ALLEN die mitmachen." Auf die Frage, ob es auch Gegenwind, gegen diese Aktion gäbe antwortet das Team: "Wir Glauben bei der riesigen Flut an Teilnehmern und positiver Energie in der Branche hat es der Gegenwind extrem schwer, wenn es welchen gibt. Wir bekommen jedoch bisher nichts davon mit."

 

Eine vorher nie dagewesene Solidarität unter Mitstreitern

Eine Branche zeigt Einigkeit über Ländergrenzen hinweg Unsere Branche ist sehr komplex und vereint in sich viele unterschiedliche Fachbereiche und Spezialdisziplinen und hat deshalb keine zentrale in der Politik verankerte Lobby. Die Inspiration zur Aktion «Night of Light» kommt von unseren Branchenkollegen in Deutschland (https://night-oflight.de), denn die aktuelle Situation hat durchaus internationales, wenn nicht globales Ausmass.  

 

Unterstützung der Branche ist immer noch dringend nötig Seit dem Lockdown macht die Veranstaltungsbranche keinen Umsatz mehr. Anders als in den produzierenden Branchen können weggefallene Umsätze nicht mehr nachgeholt werden, es kann auch nichts «auf Vorrat» produziert werden; die meisten Unternehmen in der Branche sind Dienstleister. Gemäss Kulturstatistik des Bundes waren in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Jahr 2013 mehr als 275'000 Personen in rund 71'000 Betrieben beschäftigt. Das sind über 10,9 Prozent aller Betriebe und der Anteil Beschäftigter an der Gesamtwirtschaft von 5,5 Prozent ist vergleichbar mit dem Anteil der Finanz- oder der Tourismusbranche. Die Kultur- und Kreativwirtschaft generiert selbst einen Gesamtumsatz von rund 70 Milliarden Franken und erzielt damit eine enorme direkte und indirekte Wertschöpfung. Selbst wenn nach Beendigung der Krise eine hohe Nachfrage einsetzen würde, kann der erlittene Verlust nicht mehr kompensiert werden. Erste Analysen gehen von einem 80% – 100% Umsatzausfall für den Zeitraum von März bis mindestens August, aber eher Oktober aus. Daraus resultiert eine akute Insolvenzgefahr für die gesamte Branche. Es ist wichtig, auch die Öffentlichkeit auf die besonders hart getroffene Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen.  

 

Lichtblick, aber...

Events bis 300 Personen sind inzwischen mit den entwickelten Sicherheits- und Hygienekonzepten wieder erlaubt. Das ist zwar ein Lichtblick, aber die strengen Auflagen führen zumindest im Kultursektor dazu, dass diese Veranstaltungen zurzeit nicht wirtschaftlich durchführbar sind.  

 

Weiterführung der Unterstützung bis zum Normalbetrieb dringend nötig

Trotz anfänglichen Zusicherungen des Bundesrates fühlen sich insbesondere die KMU sowie die Selbständigen der Branche nun im Stich gelassen. Durch die Streichung der Kurzarbeit für Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung sowie der Änderungen im Erwerbsersatz für Selbständige verschlechtern sich die Aussichten dieser Akteure noch einmal deutlich. Die Veranstaltungsbranche besteht zu einem grossen Teil aus kleinen und kleinsten inhabergeführten Unternehmen sowie aus Selbständigerwerbenden. Hier ist eine Weiterführung der Unterstützung bis zum Normalbetrieb dringend nötig. 

 

Ebenso fordert die gesamte Branche mehr Planungssicherheit für die Zeit ab dem 1. September 2020 und ein Bewusstsein für die Zeithorizonte im Veranstaltungsgeschäft. Es wird noch Monate dauern, bis in der Kulturbranche wieder Normalbetrieb herrscht. Die Normalität kann auch nicht durch einen Behördenentscheid von einer Woche auf die andere erreicht werden. In unserer global vernetzten Branche dauert der Vorlauf für einen Neustart je nach Veranstaltung zwischen 4 und 8 Monaten bis wir wieder Fahrt aufgenommen haben.  

 

«Night of Light» - ein leuchtendes Mahnmal und ein flammender Appell der Veranstaltungsbranche 

Dank den genannten ersten Lockerungen macht sich immerhin in einigen Teilen unseres Wirtschaftszweiges etwas Aufbruchstimmung bemerkbar. Daher ist es für die Exponenten wichtig, trotz der aktuellen Situation auch eine positive Haltung rüberzubringen und mit dem Einleuchten diverser Objekte ein faszinierendes und emotionales Event zu schaffen und der Bevölkerung zu signalisieren: wir sind da und bereit, vieles ist schon möglich und wir freuen uns auf neue Events.  

 

In den vergangenen Wochen ist in der Branche ein richtiges «Wir-Gefühl» entstanden. Auf der Website www.nightoflight.ch ist ersichtlich, dass sich stündlich neue Unternehmen, Locations und Kulturschaffende der «Night of Light» anschliessen und am gleichen Strick ziehen. 

 

Eine fantastische, vorbildliche und solidarische Aktion! 

 

Der Aufruf

richtet sich an alle Unternehmer*innen aus der Veranstaltungsbranche: an Locations, Veranstalter, Event-Agenturen, Messegesellschaften, Messebauer, Caterer, Non-Food-Caterer, Technikdienstleister, Dekofirmen, Künstler, Managements und Einzelunternehmer: Lasst uns gemeinsam die «Night of Light» in der Schweiz veranstalten, um auf unsere Situation und die dramatische Lage aufmerksam zu machen. Illuminiert Eure Location, Euren Firmensitz, sucht Euch ein Gebäude oder ein Bauwerk in Eurer Region aus und illuminiert dieses mit rotem Licht. Ihr könnt Euch auch einfach auf der Unterstützer-Website listen lassen, um Eure Solidarität mit unserer Aktion auszudrücken!

 

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Hintergründe

Alarmstufe Dunkelrot in der Veranstaltungsbranche: Tausende Stellen sind in Gefahr

Beinahe stündlich prasseln neue Absagen von Events, Messen, Konzerten, Shows, Kongressen, Symposien und Sportevents ein. Zynisch könnte man bemerken, dass selbst ein James Bond vor dem Coronavirus kuscht. Und genau das können sich Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche nicht leisten: Neuste Zahlen untermauern das. Deshalb haben sich drei Branchenverbände an einen Tisch gesetzt, um stellenrettende Massnahmen beim Bund, namentlich beim SECO, einzufordern.

 

Es ist ein Ausbruch, der in der Veranstaltungsbranche für einen nie gesehenen Einbruch sorgt. Eine Branche notabene, die in aller Regel die Wirtschaft ankurbelt, die Innovationen ins rechte Licht rückt, die vielfältigste Informationen, Neuigkeiten und Möglichkeiten so inszeniert, dass sie vom Publikum verstanden werden. Und nicht zuletzt ist es auch eine Branche, die tagtäglich sehr viel positive Emotionen entfacht. Jetzt sieht es für alle Beteiligten nur noch düster aus, weshalb drei Verbände von Berufsgruppen aus der Veranstaltungsbranche ab sofort zusammenspannen, um den Rettungsanker gezielt und verbunden mit Erwartungen auszuwerfen. Es sind die Swiss LiveCom Association EXPO EVENT, die Swiss Music Promoters Association SMPA sowie der Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe SVTB, die gemeinsam auf den Notstand aufmerksam und sich für die Veranstaltungsbrache stark machen.

 

Bei aller wirtschaftlichen Dramatik machen die Verbandsvertreter unmissverständlich klar, dass die Gesundheit und das Wohl der Schweizer Bevölkerung an erster Stelle stehen. Ebenfalls ist man in der Live-Kommunikations-Branche erfreut, dass Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin bereits konkrete Hilfsaktionen wie Unterstützungsfonds oder -kredite für unmittelbar bedrohte Unternehmen ansprach. Auch die monatlichen Meetings mit Kantonsvertretern, Sozialpartnern und einigen Wirtschaftsverbänden werden als sehr sinnvoll erachtet.

 

Jörg Gantenbein vom Vorstand des SVTB schildert die aktuelle Situation wie folgt: «Nach ersten Rückmeldungen und veritablen Hilferufen müssen wir davon ausgehen, dass in unserem Bereich 1500 Stellen unmittelbar gefährdet sind.» Zur Veranschaulichung sei erwähnt, dass dieser Verband rund 4500 Angestellte vertritt. Es geht also um einen Drittel der Angestellten in diesem Bereich der Live- Kommunikation. Bis zum heutigen Tag haben gemäss Gantenbein 20 Firmenmitglieder des SVTB Kurzarbeit mit rund 350 betroffenen Mitarbeitenden beantragt. Aber: «Die Lage ist höchst kritisch. Denn unsere Leistungen werden in aller Regel exakt im Moment der Veranstaltung erbracht. Wird eine Veranstaltung abgesagt, ergibt das 100% Verlust – und alle dort eingeplanten Arbeitnehmenden stehen ohne Arbeit da.»

 

Auch für Eugen Brunner, Präsident von EXPO EVENT (mit 157 Mitgliedfirmen und total rund 6000 Arbeitnehmenden) entspricht die jetzige Situation einem Horrorszenario, das man sich bei aller Kreativität in der Branche so nicht hat vorstellen können. «Wir benötigen und fordern vom Bund dringende Hilfe – und wir pochen auf vernunftgeprägte und verhältnismässige Regelungen im Umgang mit anstehenden Veranstaltungen. Denn es geht schlicht um den Erhalt unserer Arbeitsplätze – und am Ende auch um die Schweiz als zuverlässigen und qualitativ hochstehenden Veranstaltungsort.»

 

«Die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus treffen eine ganze Branche, die aus Klein- und Kleinstunternehmen besteht und wirtschaftlich gesehen nicht viel Kraft hat – jetzt sofort, aber auch mittel- und langfristig, weil verunsicherte Konsumentinnen und Konsumenten auch keine Tickets mehr für später im Jahr stattfindende Events kaufen», so Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer der SMPA. Weiter bange die Schweizer Veranstaltungsbranche um ihre Existenz und es sei zu befürchten, dass viele Veranstalter diese Krisensituation wirtschaftlich nur schwer überleben werden.

 

Gemessen daran, dass es im Moment lauter Event-Absagen hagelt, und dass diese Absagen zu einem Löwenanteil die Veranstaltungsbranche betreffen, fordern die Branchenverbände mit Vehemenz und Überzeugung Einsitz an geplanten Treffen, um mit Bundesvertretern unbürokratische und schnelle Lösungen zur Sicherung der Arbeitsplätze und Unternehmen zu erarbeiten.

 

Quellen: 

http://nightoflight.ch/wp-content/uploads/2020/06/NightOfLight_20200618.zip

 

Covid-19 - Bundesrat ignoriert seine Task Force - Experte warnt! 

DMZ – POLITIK ¦ Walter Fürst ¦

 

Was von vielen Experten und auch von grossen Teilen der Bevölkerung befürchtet wurde ist schon näher, als und lieb sein kann. Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz steigen wieder an. Doch der Bundesrat setzt weiter auf Lockerungen, statt sich auf eine mögliche 2. Welle vorzubereiten. Wird die Schweiz ein zweites Mal nicht vorbereitet sein und wieder viele Menschenleben verschulden? Matthias Egger, Leiter der nationalen Task Force gegen das Coronavirus, schlägt in einem SRF-Interview Alarm: "Eine zweite Wellte könnte in der Schweiz bereits in den nächsten Wochen kommen." Und mit Panikmache hat das nichts zu tun.

 

In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Meldungen über lokale Coronavirus-Ausbrüche. In China, in Israel, in Deutschland, in geringerem Ausmass aber auch in der Schweiz. Im Kanton Zug beispielsweise sind in nur einer Woche vier Infektionsherde ausfindig gemacht worden – in der Schweiz befinden sich momentan 560 Personen in Quarantäne.

 

«Die vergleichsweise hohe Zahl neuer Fälle ist beunruhigend», teilte Regierungsrat Martin Pfister mit. «Das bereitet uns Sorge»

 

Reproduktionszahl R

Mittlerweile ist auch die Reproduktionszahl R, also die Anzahl Personen, die ein mit dem Coronavirus Infizierter im Durchschnitt ansteckt, in der Schweiz wieder auf über eins geklettert. «Wir beobachten, dass die Anzahl Fälle wieder steigt. Das bereitet uns Sorge», sagt Matthias Egger, Leiter der nationalen Task-Force gegen das Coronavirus zu Radio SRF.

 

Einschätzung der momentanen epidemiologischen Lage

Die effektive Reproduktionszahl Re ist Mitte März 2020 unter den kritischen Schwellenwert von 1 gefallen. Die Schätzung von Re basiert von nun an ausschliesslich auf Daten vom BAG, da die Daten von openZH in letzter Zeit mit abnehmender Häufigkeit aktualisiert werden. Das derzeitige Re ist im Vergleich zu den niedrigsten Werten Mitte April angestiegen. Die Unsicherheitsintervalle sind aufgrund der tiefen Fallzahlen laufend grösser geworden und beinhalten derzeit weiterhin den kritischen Wert von 1. Die Zahl der Corona-Ansteckungen in der Schweiz innert einer Woche ist auf 156 Fälle gestiegen, in der Vorwoche waren es laut BAG noch 131 Fälle. Mittlerweile liegt die Reproduktionszahl R, also die Anzahl Personen, die ein mit dem Coronavirus Infizierter im Durchschnitt ansteckt, wieder über eins bei 1.14, Link öffnet in einem neuen Fenster.

 

Die Berechnung von Re für einzelne Kantone, schweizer Regionen und verschiedenen europäischen Ländern ist hier verfügbar. Des Weiteren sind auf dieser Website Abschätzungen zur Änderung von Re nach Einführung oder Aufheben von Massnahmen verfügbar. Die Schweizer Resultate für Re stellen wir dort auch als .csv Datei zur Verfügung.

 

Gemäs Resultaten einer SRF Umfrage bei den Usern löst die Beschleunigung der Virus-Verbreitung Beunruhigung aus. In einer nicht repräsentativen Umfrage befürchten 74 Prozent eine zweite Welle. Mehr als 40'000 Userinnen und User haben an der Umfrage teilgenommen.

 

Maskenpflicht gefordert

Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass die Zeit für eine generelle Maskenpflicht gekommen sei. "Eine bedingungslose Masken- und Abstandpflicht von zwei Metern ist der einzige Weg, um eine zweite, viel stärkere Welle zu vermeiden und ohne Lockdown weiter leben zu können".

 

Kritik an den bürgerlichen Parteien

Auch der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien erhalten aufgrund der erneut nicht nachvollziehbaren Lockerungsmassnahmen berechtigterweise Kritik: "Mit bundesrätlich grossspurig-medialen Ankündigungen von Lockerungsmassnahmen ist der Bekämpfung der Pandemie nicht gedient. Kann das mal jemand Frau Gössi und Herrn Rösti erklären, die nicht müde werden, munter für Lockerungen Stimmung zu machen?" 

 

Forderung nach kommunaler Aufschlüsselung 

Ein weiterer User fordert das BAG auf, die täglichen Fallzahlen auch auf kommunaler Ebene zu veröffentlichen. "Weiss man, dass in unmittelbarer Nähe neue Fälle aufgetreten sind, dann werden die Regeln mit Bestimmtheit strikter eingehalten." Auch Hanna Streuli würde eine kommunale Aufschlüsselung der Infektionsfälle begrüssen: "Warum wird nicht öffentlich gemacht, wo die Fälle sind?"

 

Methoden

Das publizierte Re für einen bestimmten Tag ist ein Mittelwert über die letzten 3 Tage. Publiziert wird der geschätzte Median zusammen mit dem 95% Unsicherheitsintervall. Eine Erweiterung der Methode, die erlaubt früher allfällige Änderungen von Re zu beobachten, ist momentan in Arbeit und wird voraussichtlich demnächst eingeführt.

Generell basieren die Einschätzungen der momentanen epidemiologischen Lage auf einer Reihe von Methoden, siehe Appendix A in Policy Brief «Effect of Measures». Die verschiedenen Schätzungen können im Detail voneinander abweichen, stimmen aber im Trend überein.

 

Zweite Welle

Eine zweite Welle könnte laut Matthias Egger früher kommen als befürchtet. "Es muss nicht bis Herbst dauern. Eine zweite Welle könnte in der Schweiz bereits in den nächsten Wochen kommen." Darüber, wieso der Bundesrat nicht (mehr) auf seine Task Force hört, kann nur spekuliert werden. Es gibt Stimmen, die den Verdacht äussern, dass es rein wirtschaftliche Überlegungen sind, die Lockerungen dergestalt zu forcieren. Auch in Israel konnten im Mai die Fallzahlen wie in der Schweiz massiv gesenkt werden. Mittlerweile gäbe es aber wieder mehr Fälle. Egger: "In Israel kommt jetzt die zweite Welle. Trotz der grossen Wärme im Land, was ja auch immer ein Thema ist."

 

«Maske tragen»

Matthias Egger hofft, dass die Schweiz den kommenden Anstieg der Fallzahlen gut kontrollieren kann. Zuversichtlich stimmt ihn, dass die Schweiz nun wisse, wie eine solche Welle verhindert werden könne. Es sei nun wichtig, die Strategie aus Testen, Tracen, Isolieren und Quarantäne konsequent umzusetzen. Was fehlt ist das Bewusstsein, dass das Virus noch da ist und sich deshalb kaum mehr jemand um Massnahmen kümmert. Anstatt, dass die Regierung hier, wie in anderen Ländern, strengere Massnahmen zum Schutze der Bevölkerung trifft, setzt er diese fast schutzlos den Risiken aus.

 

Isolation und Quarantäne in der Schweiz

Um die Übertragung des Coronavirus zu verhindern, können die zuständigen kantonalen Behörden Personen, die als potenzielle Überträger identifiziert wurden, in Isolation schicken. Für alle Personen, die mit dem möglichen Überträger engen Kontakt hatten, während er infektiös war, kann sie eine Quarantäne von 10 Tagen anordnen. Momentan befinden sich 155 Fälle in Isolation und 560 in Quarantäne.

Matthias Egger ruft die Bevölkerung zudem dazu auf, sich weiter an die Distanz- und die Hygiene-Regeln zu halten. "Wenn der 2-Meter-Abstand (neu 1.5-Meter) nicht eingehalten werden kann, soll man eine Maske tragen", so Egger.

 

Klar gegen weitere Lockerungen

Laut dem Task-Force-Leiter steht die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern momentan sehr gut da. Doch dieser Vorsprung dürfe nicht fahrlässig aufs Spiel gesetzt werden. Egger äusserte sich vor wenigen Tagen bei Radio SRF dezidiert gegen weitere Lockerungsschritte der Schweizer Regierung: "Jetzt muss man zuerst abwarten, was genau die letzten Lockerungen vom 6. Juni bewirken. Erst dann kann man wieder weiterschauen." Die Warnungen wurden vom Bundesrat rigoros ignoriert.

 

Auch seine geäusserte Warnung, bzw. Forderung, weitere Schritte gegen das Coronavirus zu unternehmen verhallten ungehört. Wer übernimmt hier die Verantwortung? Erneut die zu befürchteten Opfer? Die Versäumnisse zu Beginn der Pandemie hatten verheerende Auswirkungen. Matthias Egger weiss: "Den Lockdown hätte man eine Woche früher verordnen sollen. Damit hätte man die Anzahl Fälle etwa halbiert." Auch hierzu gibt es keine Stellungnahme des Bundesrates oder Vertreterinnen / Vertreter, die dafür Verantwortung übernehmen.

 

Bundesrat ignoriert Warnungen und schiebt gleichzeitig Verantwortung ab

Eines hat der Bundesrat an der gestrigen Medienkonferenz klargemacht: Bei einer allfälligen zweiten Welle sieht er die Kantone in der Hauptverantwortung. Allzu viel Angst vor einer solchen zweiten Welle hat der Bundesrat zurzeit offenbar nicht – jedenfalls hat er die dringende Empfehlung des Präsidenten seiner wissenschaftlichen Taskforce, auf weitere Lockerungen zu verzichten, in den Wind geschlagen. Mit der Bemerkung, es gebe viele Meinungen, Experten seien wichtig, aber die Politik müsse abwägen.

 

Swiss National COVID-19 Science Task Force

Die Swiss National COVID-19 Science Task Force hat im Mandat von verschiedenen Stellen des Bundes die Funktion eines nationalen wissenschaftlichen Beratungsgremiums im Kontext der COVID-19-Pandemie.

Mandatgeber der Task Force sind der Krisenstab des Bundesrates zur Bewältigung der Corona Krise (KSBC) sowie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).

Mandatnehmer sind die Präsidenten des Schweizerischen Nationalfonds (Prof. Matthias Egger), des ETH-Rats (Prof. Michael O. Hengartner), der Rektorenkonferenz swissuniversities (Prof. Yves Flückiger) und des Verbunds der Akademien Schweiz a+ (Prof. Marcel Tanner)

Prof. Matthias Egger leitet die Task Force. 

 

 

Quellen: 

  • SRF
  • corona-data.ch
  • https://ncs-tf.ch/de/
  • https://ncs-tf.ch/de/policy-briefs/effect-of-measures-21-april-20-en/download
  • https://ncs-tf.ch/de/lagebericht 

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