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In Deutschland steigt wegen Corona-Hotspots die Reproduktionszahl auf 2,88!

DMZ – INTERNATIONAL ¦ Redaktion International ¦

 

Deutschland hat bereits fast 190'000 Infizierte. Die Corona-Ansteckungsrate in Deutschland ist deutlich über den kritischen Wert 1 gestiegen: Die Reproduktionszahl liegt laut RKI jetzt bei 2,88, womit eine erkrankte Person im Schnitt fast drei weitere ansteckt. Grund sind lokale Infektionsherde. Eine erneute Grenzschliessung ist denkbar.

 

Der Corona-Hotspot bei der Schlachtfabrik Tönnies in Nordrhein-Westfalen und andere lokale Ausbrüche treiben die Virus-Ansteckungsrate in Deutschland nach oben: Die sogenannte Reproduktionszahl ist über das Wochenende deutlich über den kritischen Wert von 1 angestiegen.

 

Das eher auf kurzfristige Änderungen reagierende "4-Tage-R" werde nun auf 2,88 geschätzt, das ausgeglichenere "7-Tage-R" auf 2,03, hieß es am Sonntagabend im Lagebericht des Robert-Koch-Instituts. 100 Infizierte stecken damit rechnerisch im Schnitt 288 beziehungsweise 203 neue Personen an und die Zahl der Erkrankten insgesamt nimmt zu. Auch die vielen Grenzgänger, die sich nicht an deutsche Vorschriften halten und z.B. keine Masken tragen sind gefährdet und somit auch die Herkunftsländer. Eine erneute Grenzschliessung sehen verschiedene Experten als notwendig. Wieder andere wollen die Vorschriften auch bei Reisenden umgesetzt sehen. Die Einführung einer Maskenpflicht für alle Länder drängt sich auf. Das sieht auch der Leiter der Schweizer Task Force Matthias Egger so: "Mit den neuen Lockerungen sind wir wohl bald am Punkt angekommen, an dem eine breite Maskenpflicht eingeführt werden muss".

 

Bereits am Samstag hatte es in Deutschland einen deutlichen Anstieg gegeben: Das "4-Tage-R" wurde auf 1,79 (Freitag: 1,06, Donnerstag: 1,00, Mittwoch: 0,89) und das "7-Tage-R" auf 1,55 geschätzt. Am Mittwoch lag die 7-Tages-Rate noch bei 0,89. Das RKI führte die Entwicklung vor allem auf lokal begrenzte Ausbrüche zurück.

 

Ziel ist ein Wert von unter 1

Ziel ist ein Wert von unter 1, weil dann die Zahl der Infizierten rechnerisch sinkt. Das ist auch mit Blick darauf wichtig, ob Lockerungen ausgeweitet oder wieder zurückgenommen werden müssten.

Da die Fallzahlen in Deutschland insgesamt auf niedrigem Niveau liegen, beeinflussen die lokalen Ausbrüche den Wert der Reproduktionszahl relativ stark, erklärte das RKI. "Die weitere Entwicklung muss in den nächsten Tagen beobachtet werden, insbesondere in Bezug auf die Frage, ob es auch ausserhalb der beschriebenen Ausbrüche zu einem Anstieg der Fallzahlen kommt."

 

Fast 190.000 Infizierte in Deutschland

Die Zahl der neu Infizierten stieg nach Angaben des Instituts am Sonntag um 687 nach 601 am Samstag. Sie beträgt insgesamt nun 189.822. Die Zahl der Verstorbenen wurde mit 8.882 angegeben.

Aktuell berichtete das RKI von einer hohen Zahl an Neuinfektionen in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf sowie in Magdeburg und dem Berliner Stadtteil Neukölln. Der Anstieg in Gütersloh sei auf einen Ausbruch in einem fleischverarbeitenden Betrieb zurückzuführen, wo mehr als 1.300 Mitarbeiter positiv getestet worden seien. Damit stünden auch die Zahlen in Warendorf im Zusammenhang, da Mitarbeiter der Firma ihren Wohnsitz in dem benachbarten Landkreis hätten. In Magdeburg gebe es einen Ausbruch, von dem mehrere jetzt geschlossene Schulen betroffen seien. In Neukölln gehe es um Fälle im Umfeld einer Glaubensgemeinschaft.

 

RKI: Gesundheitsgefährdung in Deutschland weiterhin "hoch"

Das Institut schaut sich bei der Beurteilung der Lage aber nicht nur den R-Wert an. Wichtig sind demnach auch die Zahl der Neuinfektionen im Tagesvergleich, die Zahl positiv ausgefallener Tests sowie die Be- und Auslastung des Gesundheitswesens. Am Sonntag hieß es, das RKI schätze die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit weiter insgesamt als "hoch" und für Risikogruppen als "sehr hoch" ein.

 

Gründe des hohen sensitiven R-Wertes

In den letzten sieben Tagen kam es in mehreren Stadt- und Landkreisen zu Ausbrüchen des Virus, die den sensitiven R-Wert, also die geschätzten „Folgeantseckungen“ durch einen Infizierten,  in die Höhe trieben.

 

1. Landkreis Gütersloh

Mehr als eintausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fleischverarbeitungsbetriebes Tönnies wurden positiv auf SARS-CoV-2 getestet und mit ihren Angehörigen unter Quarantäne gestellt. Der Betrieb selbst, sowie Schulen und Kindergärten im entsprechenden Landkreis sind seit dem 18.06. geschlossen. In den Stadtteile der Stadt Verl, in denen vermehrt Mitarbeiter des Betriebes untergebracht sind, wurden Quarantänezonen eingerichtet.

 

2. Landkreis Warendorf

Der deutliche Anstieg der Neuinfektionen hängt vermutlich unmittelbar mit dem Ausbruch in Gütersloh zusammen, denn rund 1360 Mitarbeiter des Fleischverarbeitungsbetriebes Tönnies leben im benachbarten Kreis Warendorf. 

 

3. Stadtkreis Magdeburg

Aufgrund des sprunghaften Anstiegs von Neuinfektionen liess die Stadt seit dem 15. Juni insgesamt elf betroffene Schulen und acht Jugendeinrichtungen schliessen. Um noch gezielter weitere Infektionen zu vermeiden, wurden nun auch mehrere Häuser der Stadtteile Neustadt und Salbke unter Quarantäne gestellt.

 

4. Stadtkreis Berlin Neukölln

Nachdem zahlreiche Mitglieder einer Gemeinde nach der Teilnahme am Gottesdienst positiv getestet worden sind und auch Schulkinder verschiedener Schulen mit gleicher Adresse eine Infektion aufwiesen, wurden die betroffenen Wohnblöcke unter Quarantäne gestellt. Insgesamt sind knapp 370 Haushalte an sieben Standorten isoliert und sollen getestet werden. Bisher erfolgten 586 Tests mit 94 laborbestätigten positiven Testergebnissen.

 

5. Landkreis Verden

Nach einem Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim in Oyten liegt im Landkreis Verden die grösste Infektionszahl mit 40,1 Infizierten pro 100.000 Einwohnern in Niedersachsen vor. In der Einrichtung waren bis zum 18.06. 33 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 14 Pflegerinnen und Pfleger positiv getestet worden. Aufgrund des punktuellen Ausbruchs wurden bisher keine weiteren Einschränkungen vollzogen. 

 

6. Landkreis Göttingen

Nach dem mittlerweile zweiten Ausbruch in einem Göttinger Hochhaus-Komplex stehen nun 700 Menschen unter Quarantäne und werden durch Polizei und Ordnungsamt bewacht. Am vergangenen Freitag wurden bereits 120 Menschen positiv getestet.

 

 

Quellen: 

  • https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html
  • who.com

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