RRRrrrr Renners Rasende Randnotiz - Aufzählen ohne dabei reich zu werden

Alon Renner (Potrait von Olivia Aloisi)
Alon Renner (Potrait von Olivia Aloisi)

DMZ – KOLUMNE ¦ Alon Renner ¦

 

Diese Woche musste ich die Rahmenhandlung verschieben. Das kleine Literaturfestival, dass in meinen vier Wänden, d.h. bei mir Zuhause stattfindet. Ich hatte keine Wahl. Die Fallzahlen sind derart, dass mir nur schon bei der Vorstellung, dass 240 Leute innert fünf Tagen durch mein Schlafzimmer, die Stube, die Bibliothek, das Foyer und den Keller wandeln, ganz kribbelig wird. Nicht ganz so kribbelig wie der Krimi um die Amerikanische Präsidentschaftswahl – der geht mir gerade ziemlich an die Nieren - , denn die Vorfreude, es nach der August Ausgabe des Festivals nochmals zu tun, ist eine Wunderschöne.

 

Dennoch, es bricht mir das Herz. Denn zugesagt hatten, nebst bisherigen Autoren wie Romana Ganzoni, Sunil Mann und Seraina Kobler für den Dezember: Tom Kummer, Marco Fritsche, Katja Alves, Gion Mathias Cavelty, Michael Herzig, Boni Koller, Nina Kunz, Gimma etc etc Und kleine Konzerte wollten wir ebenfalls durchführen. Nun verschiebt sich alles auf Ende Januar und die Planung beginnt von vorn. Gerne halte ich Euch auf dem Laufenden.

 

Aufheitern wird mich heute hoffentlich die Bekanntgabe des Wahlsieges von Joe Biden. Was uns Donald Trump in den letzten vier Jahren angetan hat, ist eine absolute Katastrophe. Man ist sich gar nicht so bewusst, was die Machenschaften dieser Administration alles an Auswirkungen zeitigten. Eine unvollständige Aufzählung habe ich mir untenstehend erlaubt:

Den Ausstieg aus dem Pariser Umweltabkommen und die damit verbundene Signalwirkung an andere Staaten, Konzerne, etc, die Ernennung von drei ultrakonservativen Richtern des Supreme Courts und die damit einhergehende Gefährdung des Rechts auf Abtreibung, des Umweltschutzes, sozialer Errungenschaften, etc., massive Steuererleichterungen für Milliardäre und Konzerne auf Kosten der Staatsverschuldung und der unteren Steuerklassen, den Abbau des Bildungswesens, die Aushöhlung des Consumer Protection Bureaus, die Aushöhlung des Umweltministeriums, die Erhöhung des Verteidigungsbudgets auf Kosten der serbelnden Infrastruktur – die Strassen, Wege, Brücken, der öffentliche Verkehr, etc. der USA befinden sich in einem desolaten Zustand, die Weiterführung der sinnlosen Kriege in Irak und Afghanistan, die aktive Unterstützung und den Verkauf von Rüstungsmaterial an Saudi-Arabien im äusserst brutalen Krieg gegen Yemen, die Weiterführung der illegalen Drohnenschläge gegen Zivilisten in Pakistan, Syrien, Afghanistan, Irak, Sudan, etc, die Kündigung des Iran-Deal, die Kündigung der Annäherung an Kuba, das Schüren von Fremdenfeindlichkeit und Rassenhass gegen die farbige Bevölkerung der USA, den Abbau der Gesundheitsversicherung von Millionen von Menschen (Affordable Care Act / Obamacare), das Totalversagen und die aktive Hintertreibung bei der Bekämpfung von Covid 19 mit aktuell über 220 000 Toten... usw, usf.

 

Und dann wollte ich Euch über meinen Kampagnen Alltag berichten. Euch einen Einblick geben. Die Next Job / Next Nutzungs Kampagne ist im vollen Gange.

Was wir hier zusammen losgetreten haben, ist eine Awareness / Sensibilisierungskampagne zum Zustand der Schweizer Kultur. Sie ist keine Initiative oder eine Petition. Sie ist eine «Werbekampagne». Mit den verschiedenen Sujets auf Facebook und Instagram wollen wir die Bevölkerung aufrütteln. Damit dies aber funktioniert, müssen unzählige Künstler, Musiker, Schriftsteller, Clubs, Festivals, Veranstalter, Verbände und die Medien an Bord gebracht werden. Seit vierzehn Tagen spreche ich tagtäglich mit dutzenden von Protagonisten und Akteuren, verschicke unzählige Nachrichten via Whats App und SMS und versuche so viele Leute wie möglich davon zu überzeugen, hier mit zu machen. Und das ist gar nicht so einfach wie man denken würde. Denn viele haben schon resigniert. Sie haben ihren Club, ihren Konzertsaal, ihre Agentur und/oder ihre Firma geschlossen. Viele haben ihren Job an den Nagel gehängt und orientieren sich gerade um. Oder suchen Zwischenlösungen. Einige erlitten einen Nervenzusammenbruch und befinden sich in Sanatorien. Andere sind Einzelkämpfer und sind es nicht gewohnt, im Verbund zu kämpfen. Und Andere wiederum haben eine eigene Meinung, wie man es anders oder besser machen könnte. Aber selbstverständlich hatten sie bis anhin keine Zeit dies umzusetzen. Manche finden auch, dass unsere Sujets die Tätigkeit jener Leute herabsetzt, die einen «normalen» Job ausüben und das damit verdiente Geld für die «ach so relevante Kultur» ausgeben. Nur fragt man dann die «normalen» Leute, finden diese die Kampagne überwiegend gut. Niemand fühlt sich angegriffen. Man versteht, worum es geht... Und möchte selbstverständlich, dass auch nach der Pandemie wieder Festivals, Konzerte, Lesungen, Theater, Parties, Messen, etc stattfinden können. Wenn nun aber alle Menschen des Kulturbetriebes neuen Jobs nachgehen, wird sich niemand mehr um die Umsetzung der Veranstaltungen kümmern können... Und die Künstler was tun die? Alles mögliche. Sehr viele unterstützen die Kampagne. Aber es gibt auch diejenigen, die lieber nichts tun, als etwas Falsches zu tun. Man könnte ja jemanden mit der Kampagne verärgern. Oder nichts bewirken. Das wäre ganz schlimm. Also es lieber gar nicht erst versuchen. Auch auf die Gefahr hin, dass es nach der Pandemie nur noch halb so viele oder noch weniger Clubs und Veranstalter gibt, die einen engagieren und somit für den notwendigen Gelderwerb sorgen...

 

In diesem Land, indem jeder eine Meinung hat und die wenigsten abstimmen, ist man es sich dermassen nicht gewohnt für seine Anliegen einzustehen, dass man lieber 1000 Ausflüchte an den Mann bringt, als zu handeln.

 

Ich kämpfe weiter. Mit all denjenigen, die erkannt haben, was die Uhr geschlagen hat. Morgen um 16:00 Uhr, poste ich das nächste Sujet auf Facebook. Folgen kann man mir übrigens auch auf Instagram. Dies unter alon_renner.

Mehr News demnächst. Hier in einer Woche. Passt gut auf Euch auf. Euer Alon


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