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Medizinische Universität Wien prüft dienstrechtliche Schritte gegen Corona-Skeptiker Andreas Sönnichsen

Andreas Sönnichsen (Bild: Medizinische Universität Wien)
Andreas Sönnichsen (Bild: Medizinische Universität Wien)

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Andreas Sönnichsen ist seit 2019 u.a. Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (DNEbM). Anfang Oktober 2020 forderte er als Privatperson zusammen mit anderen Medizinern der Initiative für evidenzbasierte Corona-Information wie Christian Schubert und Martin Haditsch ein Ende der Anti-COVID19-Massnahmen. Der Verband "Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin" kritisiert(e) Pandemie-Massnahmen und -Forschung. Das Papier wurde unter Virologen hitzig diskutiert und demontiert. ZDFheute lieferte div. Faktenchecks und eine treffende Übersicht.

 

Die Medizinische Universität Wien distanzierte sich bereits im April 2020 von „Aussagen, die ausschliesslich die persönliche Meinung von Andreas Sönnichsen widerspiegeln und keineswegs der offiziellen Haltung der Universität in dieser Thematik entsprechen.“

 

Nun wurde erneut ein Statement von der selben Universität veröffentlicht: "Andreas Sönnichsen vom Zentrum für Public Health vertritt zum Thema „Corona-Infektion“ persönliche Ansichten und tätigt Aussagen von denen sich die Medizinische Universität Wien bereits mehrfach ausdrücklich distanziert hat und sich auch weiterhin distanziert. Dies bezieht sich auch auf Aktivitäten Sönnichsens im Rahmen von Vereinen oder Plattformen wie z.B. „ACU“. Andreas Sönnichsen ist weder Experte auf dem Gebiet der Biologie, Diagnose oder Therapie von Viruserkrankungen noch Leiter einer Organisationseinheit oder „Vorstand“ an der Universität. Wir möchten festhalten, dass es im Wissenschaftsbetrieb grundsätzlich der akademischen Freiheit entspricht, dass einzelne WissenschafterInnen persönliche Meinungen artikulieren. Im Zusammenhang mit den Angaben und Äusserungen von Andreas Sönnichsen werden dienstrechtliche Schritte geprüft."

 

Ein ganzseitiges Inserat von Gegnern einiger Anti-Coronamassnahmen, das heute in den Tageszeitungen "Kurier" und "Österreich" erschienen ist, sorgt für Aufregung in den sozialen Medien. Darin wird etwa behauptet, dass Masken gesundheitsschädlich seien. Der "Kurier" und "Österreich" ernteten daraufhin Spott und Kritik. Einer der Initiatoren der Gruppe, die sich "Ausserparlamentarischer Corona Untersuchungsausschuss Austria (ACU-Austria)" nennt, ist ebenfalls Andreas Sönnichsen, der Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin an der Meduni Wien, der bereits seit Frühjahr mehrmals medial gegen die Coronamassnahmen in Erscheinung getreten ist. In dem optisch seriös anmutenden, ganzseitigen Inserat heisst es, man wolle die Bevölkerung "wissenschaftlich fundiert informieren": Masken seien "nutzlos und gesundheitsschädlich" und die "Zwangsimpfung" sei "nicht verantwortungsvoll geprüft" worden.

 

Nun positioniert sich Sönnichsen also klar als Verschwörungstheoretiker. Die Konsequenzen dürften auch "stellentechnisch" nicht lange auf sich warten lassen. Zumindest ist der Druck von Aussen auf die Universität riesig.

 

Kritik am „Kurier“ kam in den sozialen Medien auch von ORF-Journalist Armin Wolf, er bezeichnete die Gruppe, die die Anzeige in Gestalt eines Offenen Briefs verfasste, als Corona-Leugner. Wolf schreibt auf Twitter: „Eine Tageszeitung, die allen Ernstes darüber diskutiert hat, ob man den Bundeskanzler in einem TV-Interview unterbrechen darf, druckt ein ganzseitiges Corona-Leugner-Inserat - „weil wir freie Meinungsäusserung für ein unantastbares Gut halten“. Muss ich nicht verstehen, oder?". Der "Kurier" hat dann auf Twitter sogar geantwortet: "Der Redaktion war es wichtig, dem Print-Inserat einen Artikel unserer Kollegen aus der Wissenschaftsredaktion gegenüber zu stellen, die seit Beginn der Pandemie hervorragende Arbeit leisten, bei der wissenschaftlichen Aufklärung und Einordnung der Fragen zur Corona Pandemie.", worauf Wolf zurückgab: "Ich fände eine Pro/Contra-Debatte ob eine ernstzunehmende Zeitung mitten in der Pandemie ein solches Inserat drucken sollte, ja interessanter als eine Debatte, ob man im Fernsehen Politiker kritisch interviewen darf. Andererseits wären die Antworten ja eig. recht klar: Nein. Ja." 

 

Auch semiosis.at hat sich bereits mit Andreas Sönnichsen beschäftigt. U.a. berichtet man auf dem Blog, dass Sönnichsen seine Thesen auch gerne in dubiosen Kanälen präsentiert. So war Sönnichsen im April 2020 bei Punkt.Preradovic, einem Youtube-Kanal, über den laut correctiv.org reihenweise fragwürdige und unbelegte Corona-Informationen verbreitet werden. Betrieben wird er von der Journalistin Milena Preradovic.


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