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Moderna Impfstoff erfolgreich angepasst - Das Vakzin als sicher und wirksam erwiesen - Was Christian Drosten dazu sagt

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Walter Fürst ¦

 

Die verschiedenen Varianten des Corona-Virus hat die Impfhersteller vor neue Fragen gestellt. Moderna hat deshalb frühzeitig reagiert und sein Vakzin angepasst. Nun liefert das Unternehmen  erste Ergebnisse der klinischen Studien.

Das Vakzin des US-Herstellers habe sich gemäss aktueller Studie als sicher und wirksam erwiesen, teilt eine Forschergruppe zu den vorläufigen Ergebnissen in einem Preprint mit. Der (erweiterte) Impfstoff kurbelte die Bildung von Antikörpern an, die Geimpfte vor B.1.351 und auch vor der brasilianischen Variante P.1 schütze.

 

Angepasstes Vakzin

Das angepasste Vakzin von Moderna enthält das Gen des modifizierten S-Proteins, das verschiedene Veränderungen in der Aminosäuresequenz aufweist, die in B.1.351, aber teilweise auch in P.1 vorkommen. Das veränderte Vakzin wurde mRNA-1273.351 bezeichnet. Während das Unternehmen laufend versuche, die anhaltende Pandemie zu bekämpfen, bliebe es entschlossen proaktiv, wenn sich das Virus weiterentwickle. Man sei überzeugt, dass die Booster-Strategie vor allen neu entdeckten Varianten schützen würde, sagte Stéphane Bancel, Vorstandsvorsitzender von Moderna laut Mitteilung des Unternehmens.

 

Studie

Der neu angepasste Impfstoff wurde an Studienteilnehmern getestet, die bereits beide Dosen des herkömmlichen Moderna-Impfstoffes bekommen haben. Dabei sind auch 20 Patienten aus der Zulassungsstudie, die jetzt im Durchschnitt 187 Tage nach der zweiten Dosis mRNA-1273 eine Auffrischung mit mRNA-1273.351 erhalten haben. Die Ergebnisse aus dieser Patientengruppe wurden von den Forschern mit denen von 20 Patienten aus einer vorangegangenen Phase-2-Studie verglichen. Die Probanden dieser Gruppe bekamen 201 Tage nach der zweiten Dosis die Auffrischung mit dem angepassten Vakzin.

 

Open-label Boosting with mRNA-1273 and mRNA-1273.351 (Parts B and C)

Flow of trial for Parts B and C of the amended phase 2 trial of mRNA-1273. *Unblinded or not unblinded to assigned treatment in Part A blinded phase. †Received 2 injections of 100 ug mRNA-1273 and §50 ug mRNA-1273 during Part A. ¶Received placebo in Part A. participants who had received two injections of 100 ug mRNA-1273 completed the blinded phase (Part A) of the study through the participant decision visit or were unblinded or discontinued the study. In Part B, 20 participants who had received two injections of 100 ug mRNA-1273 and completed the blinded phase (Part A) and went on to receive a single open-label booster dose of 50 ug mRNA-1273 were selected for this preliminary analysis, with selection based on completion of their D15 visit assessments and immunogenicity sample availability. In Part C, enrollment and administration of booster doses in each study arm occurred in a sequential manner. Blue boxes designate cohort data included in this report.

 

Vor der dritten Dosis sahen die Forscher bei 37 von 40 Probanden gute Abwehrwerte gegen die ursprüngliche Form von Sars-CoV-2. Die messbare Immunität gegen die B.1.351 und P.1 war wesentlich geringer. Bei der Hälfte der Getesteten lag sie sogar unterhalb der Nachweisgrenze. Das bedeutet, dass mit mRNA-1273 nur eine eingeschränkte Schutzwirkung gegen die beiden Mutationen erzielt werden kann.

 

Die Tests wurden erneut zwei Wochen nach der dritten Dosis mit dem angepassten Impfstoff durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass in beiden Gruppen zu einem Anstieg von neutralisierenden Antikörpern gegen alle drei Varianten des Coronavirus gekommen war. Allerdings sahen die Forscher auch, dass der angepasste Impfstoff die besten Ergebnisse gegen B.1.351 zeigte. Eine dritte Impfung mit dem herkömmlichen Vakzin dagegen zeigte ein etwas besseres Ergebnisse bei der Bildung von Antikörpern, die sich gegen die P.1-Variante richten. Denkbar sei den Ergebnissen zufolge auch, dass durch eine dritte Dosis des bereits zugelassenen Impfstoffes des Unternehmens mRNA-1273 eine gute Schutzwirkung bei den Geimpften gegen die beiden besorgniserregenden Mutationen erzielt werden kann. Insgesamt wurde die Verträglichkeit des angepassten Impfstoffes als gut eingestuft. Präzisierungen zum Vorgehen liefert Christian Drosten in der heutigen Ausgabe des NDR Info Podcasts.

 

Wie bewertet Christian Drosten die Moderna-Studie zu Impfstoff-Updates und Auffrischungsimpfungen?

In der neuen Folge des NDR Info Podcasts Coronavirus-Update spricht Christian Drosten über den Fortschritt beim Impfen und welchen Schutz die Vakzine gegen Varianten bieten. So auch über die Studie von Moderna.

Christian Drosten: "Die Impfstoffhersteller müssen sich ja jetzt schon darauf vorbereiten, dass im Herbst in vielen Ländern die Auffrischungsimpfung-Programme gemacht werden. Das heisst, man nimmt durchaus eine reduzierte Dosis des Impfstoffs, zum Beispiel bei Moderna hat man ja 100 Mikrogramm verimpft. Jetzt wird hier eine 50-Mikrogramm-Dosis untersucht. Man nimmt auch nur eine einmalige Impfung. Also man macht keine Zweitimpfung wie bei der ersten Immunisierung, das ist ja das gleiche Prinzip eigentlich wie bei der Grippeimpfung im Herbst. Man hat bei den Probanden, die in der Phase-3-Zulassungsstudie mit zwei Dosen von Moderna mRNA-Vakzine geimpft wurden, sechs Monate gewartet. Nach sechs Monaten hat man denen eine Einzeldosis 50 Mikrogramm, also halbe Dosis gegeben. Und das in zwei Varianten. Einmal hat man die gleiche Vakzine wieder gegeben, zum anderen hat man einen Update-Impfstoff gegeben, der in seinem Spike-Protein an die Mutationen in der südafrikanischen Escape-Variante B.1.351 angepasst ist. Das ist ja die Escape-Variante, die am meisten charakteristische Escape-Mutationen trägt, darum hat man die wohl genommen. Und hat dann diese beiden verglichen. Das sind 60 Patienten bei der 351-Impfung und 20 Patienten bei der Auffrischungsimpfung mit derselben, also mit der Wildtyp-Vakzine. Jetzt hat man erst mal vor dieser Auffrischungsimpfung die Neutralisationstiter gemessen, und zwar einmal gegen den Wildtyp. Da haben die Gruppen im Bereich von 200, 300, also eins zu 200, eins zu 300 ihre Neutralisationstiter. Das bedeutet, das ist die Verdünnungsstufe des getesteten Serums, bei der die Hälfte des verwendeten Einsaatvirus im Neutralisationstest neutralisiert wird."

 

Booster-Impfung und Impf-Update des Herstellers Moderna

Je höher der Titer, umso besser, kann man sagen? Christian Drosten: "Genau. Die sogenannte ID50, also die 50-Prozent-Inhibitionsdosis. Also das zerstört 50 Prozent der Infektiosität des Testvirus. Das ist übrigens ein VSV-Pseudotyp für die Experten. Das ist hier verwendet worden. Beim Wildtyp liegt das im Bereich von 200, 300, der Wert. Und der liegt beim 351-Testvirus im Bereich von 30, 40. Das ist also eine siebenfach geringere Effizienz oder Neutralisation. Das ist beim P1-Virus oder Pseudotyp-Virus auch so. Das hat man gleich mitgetestet. Unter anderem deswegen, weil P1 in Nordamerika relativ relevant ist. Das ist da schon relativ viel eingetragen worden. Also insgesamt kann man sagen, die Grundimmunisierung nach einem halben Jahr, die hat einen Verlust gegen Immunescape-Varianten um ungefähr den Faktor sieben. Jetzt boostet man, jetzt macht man eine Auffrischungsimpfung. Und zwar einmal mit dem Wildtyp-Impfstoff. Da landet man bei erheblichen Zuwächsen der Immunität. Also gegen Wildtyp ist dieser Boost 23-fach, also die Verstärkung der inhibitorischen Wirkung gegen 1.351 sogar 32-fach und gegen P1 sogar 44-fach. Und zwar einfach mit dem Wildtyp-Impfstoff. Das ist nicht der angepasste Impfstoff, sodass wir jetzt dennoch, weil wir von einem höheren Startniveau ausgingen für den Wildtyp, da liegen wir jetzt, ich lese einfach mal die Werte vor: Gegen Wildtyp, gegen 351 und gegen P1, da ist die Effizienz 4508, 864 und 1308, also jetzt sind die Abstände hier nicht mehr siebenfach, sondern die sind zwischen Wildtyp und 1.351 5,2-fach und zwischen Wildtyp und P1 3,4-fach. Jetzt kann man vergleichen, wenn man diesen Boost stattdessen mit einem angepassten Impfstoff durchführt, dann ist es so, dass weiterhin die Effizienz gegen die Immunescape-Varianten geringer ist als gegen den Wildtyp, weil gegen den Wildtyp nun mal schon die Grundimmunität besteht. Aber jetzt sind die Abstände geringer, sind jetzt nur noch 2,6-fach und 2,9-fach. Das heisst, man hat graduell den Impfeffekt gegen die Varianten mehr rausgekitzelt als gegen den Wildtyp."

 

 

 

Quellen:


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