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Sorge vor einer vierten Corona-Welle wächst

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ AA ¦

 

Den jüngsten RKI-Zahlen zufolge trägt die zuerst in Indien entdeckte Sars-CoV-2-Variante Delta (B.1.617.2) in Deutschland bereits zu 15 Prozent zum Infektionsgeschehen bei und hat damit seinen Anteil zum zweiten Mal fast verdoppelt. Ähnlich sieht es in der Schweiz und Österreich aus. Aber die Werte hinken wie immer der Realität 14 Tage hinterher, inzwischen dürfte der Anteil schon deutlich höher sein.

Das Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schätzt in seinem jüngsten Bericht zur Bedrohungslage, dass Delta Anfang August europaweit für 70 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich sein und Ende des Monats einen Anteil von 90 Prozent erreichen wird.

 

Im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen Innenräumen sollten unbedingt weiterhin FFP2-Masken getragen werden und man muss jetzt unbedingt prüfen, ob die angekündigten Lockerungen nicht zu weit gehen. In vielen Ländern wird trotz der raschen Verbreitung der Delta-Variante weiter gelockert. 

 

Die Delta Variante

Die Delta-Variante ist wesentlich ansteckender als die bislang verbreiteten Coronavirus-Varianten - auch als der Alpha-Typ: Das Risiko, Angehörige des eigenen Haushalts zu infizieren, ist laut einer Datenanalyse der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) schätzungsweise 60 Prozent höher. Das verstärkt die Gefahr für Menschen, die bisher nur einmal gegen das Virus geimpft wurden. Laborversuche deuten auf eine stärkere Vermehrung der Viren im Körper hin. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Grossbritannien, die noch Anfang Mai unter 20 lag, stieg mittlerweile wieder auf deutlich mehr als 70 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Deshalb hat Premierminister Boris Johnson die für den 21. Juni geplante Aufhebung aller Corona-Massnahmen in England um vier Wochen verschoben. Eigentlich ist diese Entwicklung Warnung genug für die restlichen Staaten. 

 

Die Variante B.1.617 wird wegen ihrer Zersplitterung in drei Stränge auch als Dreifach-Mutante bezeichnet. In Untersuchungen wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich, dass mit der als Delta bekannten Unterlinie B.1.617.2 ein höheres Risiko für die Allgemeinheit verbunden ist.

 

"Delta oder ähnliche Immunescape-Varianten werden sicherlich bis zum Herbst hier auch das Feld dominieren."

Christian Drosten

 

Man sollte den Fehler des vergangenen Sommers nicht wiederholen. 2020 hat man den Wiedereintrag des Virus durch Reiserückkehrer unterschätzt, im Herbst folgte eine neue Welle. Diese Gefahr besteht jetzt wieder. Experten vermuten, dass die in Indien entstandene Delta-Variante des Coronavirus sich bald weltweit durchsetzen wird. Die Delta-Variante macht in Grossbritannien bereits mehr als 90 Prozent aller Fälle aus.

Weil sich Delta so rasch vermehren kann, gibt es mehr Infizierte, die bereits Tage vor den ersten Krankheitssymptomen eine hohe Viruslast im Rachen haben und damit hochansteckend sind, ohne es zu bemerken. Man könnte B.1.617.2 daher wie der Wissenschaftler Eric Topol als "Superspreader-Variante" bezeichnen.

Die aktuelle Entwicklung erinnert stark an die Anfänge der dritten Welle, als im Januar die Inzidenzen zwar insgesamt stark zurückgingen, sich unterdessen aber B.1.1.7 bereits exponentiell verbreitete. Wie die weitere Entwicklung in den europäischen Ländern aussehen könnte, sieht man in Grossbritannien, wo sich die Variante durch viele Indien-Reisende schon deutlich früher ausbreiten konnte und laut Public Health England (PHE) bereits vergangene Woche fast 100 Prozent der Neuinfektionen ausmachte.

 

Vor allem Junge betroffen

Den jüngsten Zahlen des Office for National Statistics nach steigen die Fallzahlen vor allem bei den 15- bis 34-Jährigen deutlich an, bei jüngeren Kindern ein wenig. Bei den über 35-Jährigen verharren sie dagegen auf einem sehr niedrigen Niveau.

 

Beruhigt zurücklehnen ist also noch nicht. Die grosszügigen Lockerungen kommen zu früh. Portugal, England, Schottland, Indien, Israel und andere Staaten ziehen die Schraube wieder an, weil die "Sache" erneut aus dem Ruder zu laufen droht. Zudem weisen die Daten laut PHE auch darauf hin, dass die Delta-Variante etwas häufiger schwere Krankheitsverläufe auslöst. Daten aus Schottland und England zufolge sei die Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus zu müssen nach einer Delta-Infektion möglicherweise etwa doppelt so hoch wie nach einer Alpha-Ansteckung.


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