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Der Mythos Ehe

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Viktor Nowak ¦     

KOMMENTAR

 

Die Ehe für Alle wird kommen. Gut so – endlich. Mich erstaunt, dass eine Grundsatzfrage nicht gestellt wird. Braucht es noch Ehen im traditionellen Sinn?

 

Zu Beginn schwärmen viele Verheiratete von der grossen Liebe und finden ihre Partnerinnen und Partner das Wichtigste auf der Welt. Alles unter dem Deckmantel namens Liebe, was immer sie sein soll. Mittlerweile lieben die Menschen fast alles. Vom Fussballverein bis zum SUV. Eine inflationäre Illusion für mich.

 

Nach einer leidenschaftlichen Anfangsphase und Träumereien kehrt bei vielen Ehen der schnöde Alltag, die unerbittliche Realität, ein. Er ist nicht mehr der Traumprinz und sie schon gar nicht mehr die heiss geliebte Prinzessin. Kleinigkeiten erschüttern die Harmonie. Ich beobachte, dass die Ehe nach dem Honeymoon in vielen Fällen nur noch eine Zweckgemeinschaft ist, oft ein fauler Kompromiss. An der hohen Scheidungsrate von 40% (Quelle: Scheidung-Divorce.ch), an vielen Trennungen, an Seitensprüngen, werden auch die neuen Ehemodelle in einer Zweierbeziehung aus meiner Sicht nichts ändern.

 

Für mich stellt sich die Frage, ob die Monogamie dafür verantwortlich sein könnte. Sind die Menschen überhaupt für sie geschaffen? Weshalb soll zum Beispiel ein Mann nicht 3 Frauen lieben oder eine Frau nicht 3 Männer lieben dürfen und eine gesetzlich geregelte Beziehung miteinander eingehen können? Ich denke, dass ganz neue Modelle die bereits erwähnten Probleme verhindern, wenigstens abmildern können.

 

Weshalb nicht nur ein detaillierter und gesetzlich abgesicherter Ver-trag, der im Rahmen der im Kontrakt festgehaltenen Bedingungen gekündigt oder verlängert wer-den kann? Vermutlich müssten die Gesetze angepasst werden. In dieser Vereinbarung kann auch die Rolle der Kinder verankert werden. Was bringen Kindern zerrüttete Familienverhältnisse, häusliche Gewalt, schmerzhafte Scheidungen, Trennungen?

 

Die bestehenden Patchwork-Familien sind für mich interessante Ansätze. Beziehungen machen von meiner Warte aus nur dann Sinn, wenn die Menschen ihre echten Bedürfnissen ausleben dürfen, sich nicht verleugnen müssen, um einer Partnerin oder einem Partner zu gefallen. Ich bin seit Jahren glücklich verheiratet. Allerdings brauchte es einen zweiten Anlauf. Die negativen Seiten einer Ehe sind mir leider wohl bekannt. Ich höre den Aufschrei der Bewahrerinnen und Bewahrer. Verständlich. Dieser Kommentar ist nur ein Denkansatz. Mehr nicht. Meines Erachtens stehen wir auch in diesem Thema vor grossen Umwälzungen.


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