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Lügen haben kurze Beine. Das war gestern!

DMZ – POLITIK / GESELLSCHAFT ¦ Chris Steinegger ¦

KOMMENTAR

 

Im seriösen Journalismus gilt die anerkannte Regel, dass eine Nachricht in mindestens zwei als vertrauenswürdig geltenden Quellen Herkunft hat, damit man nicht Gefahr läuft eine Zeitungsente zu produzieren. Und lügen tut ein seriöses Medium ja sowieso nicht. Heute kommen zu den seriösen Medien noch die Sozialen Medien hinzu und diese müssen sich bezüglich des Wahrheitsgehaltes einer Meldung so ziemlich keinen Regeln unterziehen. Und wenn so ein Post reinkommt, der mit der eigenen Meinung übereinstimmt, wird er bekanntlich auch freudig geteilt, ob er nun wahr ist oder nicht.

 

Seit Corona ist es extrem spürbar geworden, dass so ziemlich jeder Unfug geteilt werden kann, ohne dass man sich bewusst ist, dass die Verbreitung von Unwahrheiten eben auch in gewissem Masse eine Lüge ist. Ein altes Sprichwort sagt ja so treffend: "vom Hörensagen lernt man lügen". Was in den Sozialen Medien herumgeistert findet dann auch irgendwann den Weg in Leserbriefe und speziell wenn es um Diskussionen um Covid Massnahmen geht wird Unsinn geschrieben was das Zeug hält.

 

Ein Beispiel, das man schon hundertfach gelesen hat: "Auch Geimpfte können sich anstecken und das Virus weitergeben". Das ist zwar nicht bewusst gelogen, weil das tatsächlich vorkommen kann. Weil man aber nicht die ganze Wahrheit schreibt nämlich, dass die Chance etwa hundert Mal kleiner ist als bei Ungeimpften, wird die Aussage eben doch sehr in die Nähe einer Lüge gerückt. Es ist vergleichbar wie wenn man schreiben würde: "Airbags können von selbst ausgelöst werden!" Auch das kann vorkommen, aber wenn man nicht anfügt, dass das in der ganzen Schweiz etwa zwei Mal pro Monat vorkommt, so ist die Nachricht schlicht billige Effekthascherei.

 

Und seit der Abstimmungskampf um das angepasste Corona-Gesetz begonnen hat jagt eine Lüge die andere. Das fängt schon damit an, dass die Gegnerschaft die Parole herausgab: "Nein zum gefährlichen Covid-Gesetz!". Das ist Suggestion von der ganz billigen und zugleich üblen Sorte. Gefährlich? Was soll an diesem Gesetz gefährlich sein? Dass man die KMUs besser unterstützen kann? Oder den Kulturschaffenden unter die Arme greifen kann? Dass man Dank eines Zertifikats wieder reisen und in Restaurants oder Fitnesscenter darf? Nein, natürlich nicht, deshalb wurde die Lüge der Massenüberwachung entwickelt. Nur weil der Gesetzesvorschlag vorsieht, das Contact Tracing zu harmonisieren, wird das zur Gefahr hochstilisiert. An der Medienkonferenz der Gegnerschaft ging ein Redner gar so weit, es würde Vorschrift werden ein Ortungsgerät mit sich zu tragen, damit jeder Kontakt eines jeden Bürgers mit jemand anderem digital in einer Cloud gespeichert werden könne. Ich dachte wirklich, mich tritt ein Pferd. In der amtlichen Erläuterung zum angepassten Covid-Gesetz steht natürlich kein Wort bezüglich solchen Ortungsgeräten und auch digitalisiert konnte ich nicht ermitteln. Ich lüge, aber ich lüge gut, scheint mir die Devise dieser Pressemitteilung zu sein.

 

Ebenso wird fleissig befürchtet, dass das Zertifikat die Gesellschaft spalte. Interessant ist vor allem, wenn das eine Partei behauptet, die dafür bekannt ist, die Schweizer systematisch gegeneinander aufzubringen. Stichwort Stadt-/Landgraben. Nicht das Zertifikat spaltet die Gesellschaft sondern die Tatsache, dass sich auf der einen Seite die verantwortungsvollen Menschen befinden die sich impfen lassen und sich auch sonst an die Regeln halten und es auf der anderen Seite all die Trotzköpfe gibt, die den lieben langen Tag den grössten Unsinn von sich geben, Liberté und Diktatur skandieren und auch sonst staatsrechtlich nicht viel begriffen haben.

 

Eine Lüge wird übrigens nicht wahrer, nur weil sie ständig wiederholt wird. Wenn Fünfzigtausend Leute Bullshit erzählen bleibt es Bullshit. Das gilt für die Märchen rund um unser Immunsystem, von dem die meisten ohnehin keine Ahnung haben genauso wie die Tatsache, dass im Zusammenhang mit der Impfung immer wieder von Gift, Unfruchtbarkeit, Todesfällen und ähnlichem Unsinn geredet wird. Apropos Gift: Jedes Tattoo ist giftiger für den Menschen als die Covid-Impfung. Das ist Fakt, die teilweise recht toxischen Tattoo-Tinten sind teilweise auch im Gehirn nachgewiesen worden.

 

Unser Bundesrat hat es verstanden, die Schweiz gut durch die Pandemie zu bringen. Dass auch Fehler gemacht worden sind ist absolut entschuldbar. Man hatte ja nicht wirklich Erfahrung im Umgang mit Pandemien. Im Vergleich zu anderen Ländern hat er sogar extrem massvoll gehandelt. Wenn noch nicht weiter mit den Massnahmen gelockert werden kann dann deshalb, weil die Impfrate noch nicht hoch genug ist. Statt darüber zu maulen wäre es wesentlich klüger, eine Impfstation aufzusuchen.

 

Einen Impfzwang hat es in der Schweiz nie gegeben und nun auch bei Covid nicht. Die Schweiz hat auf die Vernunft der Bürger gesetzt. Leider ist die nicht in allen Bevölkerungsteilen in ausreichendem Mass vorhanden. Vergleichen wir doch unsere Situation mal mit dem Ausland anhand von zwei Beispielen: Die im Flugzeugbau tätige Boeing Company lässt alle 150'000 Mitarbeiter impfen. Wer das nicht will wird entlassen. In Italien werden Ungeimpfte vom Arbeitsplatz suspendiert und die Lohnzahlung wird eingestellt. Und interessanterweise ist die Akzeptanz dieser Massnahmen erstaunlich hoch, wie jüngste Untersuchungen aufgezeigt haben.

 

Also, statt auf hohem Niveau zu jammern sollte die Devise lauten: Verantwortung übernehmen, sich impfen lassen und aus Vernunftsgründen JA zum revidierten Covid-Gesetz sagen.


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