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Fakten zu Nesselfieber nach Booster-Impfung

Bildquelle: https://www.aha.ch/
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DMZ –  WISSENSCHAFT / Anton Aeberhard ¦             

 

Gemäss heutiger Medienmitteilung des aha! Allergiezentrums Schweiz gingen in letzter Zeit viele Fragen zu Urtikaria nach der Booster-Impfung gegen Covid-19 ein. Einige Betroffene erzählen auch in diversen Medienberichten, dass bei ihnen Nesselfieber auftrat. Allerdings sind sehr viele dieser Beiträge mit Vorsicht zu geniessen. teilweise wurden gefakte Bilder eingereicht als "Beweise" und sogar veröffentlicht. Gestern konnte man sich wundern über angebliche "Beweisfotos", die sich bei näherer Betrachtung allerdings sehr schnell als Fake entpuppten. Allerdings gibt es in der Tat auch wenige Meldungen, die aufzeigen, dass Nesselfieber als Reaktion auf eine Impfung in Erscheinung treten kann. Wie meist bei medienwirksamen Meldungen bezüglich der Impfungen, wird das "Problem" aber auch hier aufgebauscht und damit unnötig Angst verbreitet. Dass sich Impfgegner freudig solcher Themen annehmen und beliebig weiterschwurbeln ist bekannt - deshalb sollten alarmistisch clickbait veranlagte Medienschaffende nach zwei Jahren trotz der Klicks wieder auf den Boden der Fakten zurückkehren. 

 

Urtikaria kann nach der Covid-19-Impfung in seltenen Fällen auftreten

Auf die Berührung mit Brennnesseln reagiert die Haut mit roten, leicht erhöhten, stark juckenden Flecken. Beim Nesselfieber, auch Urticaria (Urtikaria) genannt, sieht die Haut ähnlich aus, doch die Ursachen sind andere. Das akute Nesselfieber wird durch Infekte oder Medikamente ausgelöst und klingt meist von selbst wieder ab. Es ist bekannt, dass Urtikaria nach der Covid-19-Impfung in seltenen Fällen auftreten kann. Sollte tatsächlich eine Urtikaria auftreten, ist das meist nach mehreren Stunden oder Tagen nach der Impfung der Fall. Sie gehört zu den seltenen Nebenwirkungen, ist unangenehm, jedoch meist unbedenklich. Nun verbreitet sich die These, dass Nesselfieber häufiger nach dem Booster auftritt. Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, wissenschaftlicher Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz und Leiter der Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich, klärt auf: "Tatsächlich stellen wir auf der Allergiestation am Universitätsspital Zürich fest, dass eine Urtikaria häufiger nach dem Booster auftritt als etwa bei der Erstimpfung – das ist aber grundsätzlich immer noch selten angesichts der Impfzahlen."

 

Nebenwirkungen können im Übrigen bei jeder Impfung auftreten, schwere Nebenwirkungen sind aber klar die Ausnahme. Seit der Zulassung der Impfstoffe gegen Covid-19 Ende 2020/Anfang 2021 wurden weltweit mehr als eine Milliarde Personen mit diesen Impfstoffen geimpft. Sehr selten gab es schwere Nebenwirkungen. So kam es bei einzelnen Personen zu einer schweren allergischen Reaktion direkt nach der Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff. 

 

"Wenn bei Personen, die sich zum ersten Mal impfen lassen, innerhalb der ersten Stunde nach der Covid-19-Impfung ein nesselfieberartiger Hautausschlag am ganzen Körper auftritt, sollte man sich vor der zweiten Covid-19-Impfung mit einer Allergologin, einem Allergologen absprechen, um die nötigen Vorsichtsmassnahmen zu treffen."

Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich

 

Eine länger andauernde Urtikaria im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung und insbesondere der Booster-Impfung wird in einzelnen Fällen beobachtet. Sie kann ausnahmsweise auch länger als 6 bis 8 Wochen bestehen. Da gerade eine länger andauernde Urtikaria aber mannigfaltige Ursachen haben kann, ist ein Zusammenhang mit der Impfung nicht immer eindeutig und auch nicht zwingend. In diesem Fall wenden Sie sich an einen Arzt, eine Ärztin, der oder die eine meist rasch wirkende Therapie, die meist auf Antihistaminika basiert, einleiten kann. Und es können auch andere mögliche Ursachen evaluiert werden.

 

Die Auslöser einer akuten Urtikaria sind gut dokumentiert. Bei einer akuten Urtikaria muss nicht zwingend eine Beteiligung des Immunsystems vorliegen, da die Symptome  auch folgende Ursachen haben können:

  • Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Penicillin, Sulfonamide, Opiate, ACE-Hemmer [Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer], nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente [NSAIDs])
  • Kontakturtikaria (z. B. bei Kontakt mit Pflanzen oder Tieren)
  • Kontaktdermatitis (z. B. bei Kontakt mit giftigem Efeu oder Nickel)
  • Exazerbation einer physikalischen Urtikaria (z. B. urtikarieller Dermographismus oder cholinergische Urtikaria)
  • Physikalische Stimuli (z. B. Druck, Kälte, Wärme, körperliche Betätigung, Sonnenlicht)
  • Bakterien- oder Virusinfektionen (z. B. mit dem Parvovirus B19 oder dem Epstein-Barr-Virus)

Unabhängig von der Covid-Impfung können Prozesse im Körper - wie Fieber, Infektionen, Allergien oder starke körperliche oder psychische Belastung - das Immunsystem aktivieren und so unter anderem eine Urtikaria hervorrufen. Durch die Covid-Impfung werden spezifische Bestandteile des Immunsystems angeregt, um einen Schutz gegen den Virus aufzubauen.

 

Symptome der Urtikaria:  Die Hauptmerkmale einer Urtikaria sind juckende, gerötete Hautflecken, die allein oder in Gruppen in beliebigen Bereichen der Haut auftreten können. Urtikaria kann auch als Quaddeln in verschiedener Grösse und Form auftreten, die im Verlauf der Reaktion wiederholt erscheinen und verblassen können. Patienten mit einer Urtikaria haben unter Umständen auch Schwellungen unter der Haut (Angioödem), die das Ergebnis einer Aktivierung von Mastzellen und Basophilen tief in der Dermis und den subkutanen Geweben sind. Dieses Symptom kann auf den Lippen, den Augenlidern und im Racheninneren auftreten.1 Patienten mit einer chronischen Urtikaria haben gegebenenfalls Phasen einer Exazerbation und Remission, die jahrelang andauern können.

 

"Bisher haben wir keine Fälle beobachtet, bei denen plötzlich andere schwere Symptome aufgetreten sind. Auch in der aktuellen wissenschaftlichen Literatur sind keine genannt. " 

Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich

 

Laut Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier ist je länger der zeitliche Abstand zur Impfung ist, desto unwahrscheinlicher ist der Zusammenhang. Ein Auftritt nach 10 bis 14 Tagen danach könne man kaum mehr mit der Impfung in Verbindung zu bringen.

 

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