SRF bringt medienethisch desaströsen Film

DMZ – WISSEN / GESELLSCHAFT ¦ Marko Kovic ¦          

GASTKOMMENTAR

Im Dok-Film "Privatdetektiv im Einsatz" begleitet SRF einen Privatdetektiv beim Stalking - und macht daraus ein spassiges Vater-Sohn-Portrait ohne den Hauch kritischer journalistischer Distanz.

Der Film ist eine medienethische Kernschmelze. Ich traue meinen Augen nicht.

Der Journalist André Ruch begleitet seinen Vater, der Privatdetektiv ist, bei zwei "Observationen" (Überwachungen). Eine davon ist ein Privatauftrag: Ein Mann hat Kontaktverbot zu seiner Ex-Partnerin und lässt sie darum über den Privatdetektiv überwachen. Das nennt man Stalking.

Ein journalistischer Bericht würde diesen Stalking-Fall kritisch als das, was er ist, thematisieren. Doch das passiert im Dok-Film nicht. Stattdessen wird das Ganze mit lustigen Vergleichen und Spass-Musik verniedlicht. Feel Good-Vibes beim professionellen Stalking.

Das Ausmass des Stalkings im Film ist komplett wahnsinnig. Der Privatdetektiv bringt einen fucking GPS-Tracker am Auto des vermeintlichen neuen Partners der gestalkten Frau an. Wie reagiert der Journi?

Er präsentiert das als lustiges Vater-Sohn-Projekt ("Einen solchen Tracker wollen wir heute anbringen"), wünscht seinem Vater "gutes Gelingen" - und schwärmt davon, dass sein Vater ein "Draufgänger" sei. WHAT. THE. FUCK.

Ein Anwalt und zwei Rechtsprofessor*innen erklären u.a., dass privates GPS-Tracking illegal ist. Die Einordnung des Journalisten? Sein Vater sei ein "Schlitzohr", seine Arbeit ein "moralischer Balanceakt". Dude, dein Vater betreibt illegales Stalking. Das ist kein "moralischer Balanceakt".

Fazit: Ich kann nicht verstehen, wie so ein medienethisch desaströser Film veröffentlicht werden konnte. Was SRF hier macht ist nicht weniger als kumpelhafte Romantisierung professionellen Stalkings. Alle journalistischen Kontrollinstanzen haben versagt.