RRRrrrr Renners Rasende Randnotiz - Leck mich im Arsch

Potrait von Olivia Aloisi
Potrait von Olivia Aloisi

DMZ – KOLUMNE ¦ Alon Renner ¦                        Potrait von Olivia Aloisi 

 

«Leck mich im Arsch» ist ein sechsstimmiger Kanon von Mozart, Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791). Kein Witz; schaut selbst bei Wikipedia nach. Herzlich willkommen zu meiner neuen Kolumne!

 

Ihr seht, heute geht es um die grossen philosophischen Zitate. Wie ich auf das Thema komme? Nun, der aktuellen Weltlage muss man hin-und wieder auch die Stirn bieten können.

Komponiert hat Mozart das Musikstück eines schönen Tages um das Jahr 1782. Zu seinen Lebzeiten blieb das künstlerische Werk allerdings unveröffentlicht. Erst seine Witwe Constanze ermöglichte uns den Einblick in soviel Dichtkunst, Lyrik und Poesie. Der Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel, der es sich zur Aufgabe machte, die zarte Schöpfung der Welt kund zu tun, änderte den Text jedoch um. Aus «Leck mich im Arsch» wurde: «Lasst froh uns sein». Als ob das eine das andere ausschliessen würde.

 

Der bedeutendste Vertreter der Wiener Klassik hat uns freilich nicht nur dieses wunderschöne Lied hinterlassen, sondern auch eine weitere Perle:

«Leck mir den Arsch fein recht schön sauber» ist ein dreistimmiger Kanon, bei dem er wohl lediglich als Autor in Erscheinung getreten ist. Die Melodie stammt von Wenzel Trnka von Krzowitz (1739-1791) und trug ursprünglich den Titel: «Du bist eifersüchtig und wahr» (Tu sei gelosa, è vero). Bedenkt man, dass zu der Zeit nicht allzu oft gebadet wurde, war die Aufforderung zu mehr körperlicher Hygiene in der Tat eine sehr sinnvolle Sache!

 

Und auch hier hatte der Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel seine schmutzigen Hände im Spiel, wurde dieser Text doch ebenfalls ersetzt. So, dass die Welt lange glaubte, Komposition und Lyrik sei dem Genie aus Salzburg zu verdanken.

 

Entdeckt wurde dies erst rund zweihundert Jahre später ausgerechnet in der altehrwürdigen Musikbibliothek der Universität Harvard in Cambridge, Boston. Da fanden sich nämlich Erstausgaben der gedruckten Noten mit den handschriftlich eingetragenen Originaltexten.

 

Und siehe da, zum Schrecken der klassischen Musikwelt fanden sich nicht nur diese beiden Kompositionen vor, sondern auch Klassiker wie «Beym Arsch ist’s finster» und «Bona nox, bist a rechta Ox» mit den Zeilen: «Gute Nacht, gute Nacht / scheiss ins Bett, dass’ kracht; / gute Nacht, schlaff fei g’sund / und reck’ den Arsch zum Mund.»

 

Was soll man da noch sagen... Vielleicht wäre es an dieser Stelle angebracht zu fragen, was denn die Motivation für diese geistreiche Lyrik war? Welcher Unmut, Unbehagen und Groll, welche Beklemmung, Bitterkeit und Frustration ihn dazu trieb, solches von sich zu geben? Die meisten Quellen meinen, dass sich zur damaligen Zeit im deutschen Sprachraum ein ausgesprochen derber Fäkalhumor breitgemacht hatte. Und das sogar Luther 300 Jahre zuvor, diesem nicht abgeneigt war. Mehr findet sich hierzu nicht...

 

Und wenn wir schon beim Thema sind: Habt Ihr gewusst, dass die Redewendung «Blas mir in die Schuhe» hauptsächlich in der Schweiz verwendet wird? Nach einer nicht belegten Deutung stammt die Redensart aus dem Militär, während des Dienstes im 1.Weltkrieg: Einfache Soldaten mussten ihren Offizieren in die Stiefel blasen, um sie aufzuwärmen und in Form zu bringen. Jenseits der Landesgrenze hingegen könnt Ihr den Leuten « den Buckel runterrutschen», «sie kreuzweise» oder eben mit einem sechsstimmigen Kanon von Mozart.

 

Hat Sie Euch gefallen meine kleine Kolumne? Nächste Woche geht es weiter, da erfährt Ihr, was sich so alles mit Rasierschaum anstellen lässt. Rasierschaum? Genau, Rasierschaum!

 

Ganz liebe Grüsse

Euer Alon

 

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