· 

Die Spaltung der Gesellschaft

DMZ –  POLITIK / Viktor Nowak ¦                                            

KOMMENTAR

 

In unruhigen Zeiten wie diesen muss sich die Gesellschaft mit einer grossen Anzahl von Problemen an allen Ecken und Enden auseinandersetzen. Dieser unerträgliche Overkill mit schlechten Nachrichten und Schreckensbildern verunsichert viele Menschen.

 

Einige geraten in Panik. Für mich erstaunlich ist, dass weite Teile der Bevölkerung sich nicht beeindrucken lassen. Die Ukrainer sollen endlich Ruhe geben und Gebiete an die Russen abtreten. Corona war gestern. Hungersnöte, Naturkatastrophen, Umweltzerstörung sind ihnen egal. Der Klimawandel sei ein Gerücht. Die Energieversorgung werde kaum Probleme bereiten. Kein Verzicht beim Heizen und Strombezug. Sie sind begütert oder nehmen Kredite auf. Schnäppchen jagen, Dinge kaufen, die ihnen Glücksgefühle vorlügen.

 

Konsumwahn und Party bis der Arzt kommt, aus Weihnachtsfrust ab nach Bali. Sie blenden einen unhaltbaren Missstand aus oder verdrängen ihn bewusst. Mehr als 730‘000 Menschen in Armut, 1,3 Millionen sind armutsgefährdet, 500‘000 Working-Poors, die geringe Löhne erhalten, mit denen sie ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren können. (Quelle: Armutsbericht der Caritas Schweiz). Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen? Fehlanzeige. Freiwillige sorgen dafür, dass diese Menschen nicht verhungern. Die vom Wohlstand Verwöhnten verdrängen diesen Skandal. Die Armen seien selbst für ihr Elend verantwortlich. Wer arbeiten will, kriege einen Job und den Ärmsten werde ja geholfen.

 

Wie? Zudem sei die Mehrheit der Betroffenen Ausländerinnen und Ausländer, die es hier nicht braucht. Wie bitte? Auch sie sind Menschen. Als billige Arbeitskräfte sind sie akzeptiert. Firmen, die mit Steuergeschenken angelockt werden, sind willkommen. So erstaunt mich wenig, dass sich die Armen unsichtbar, von der Gesellschaft ausgegrenzt, fühlen. Sie darf es in der angeblich reichen Schweiz nicht geben. Ich vermute, dass viele dieser Begüterten Angst davor haben, selbst mal in diese Situation zu geraten, ein Sozialfall zu werden. Die Gesellschaft ist meines Erachtens nicht nur in politischer Hinsicht gespalten, gar zersplittert. Diese für mich gefährliche Situation wird kaum thematisiert. Löbliche Ausnahme die Sendung „10 vor 10“ vom 21.12.2022. Das reicht nicht. Die Medien versagen für mich auf fast allen Kanälen auf der ganzen Linie. Sie veröffentlichen Listen mit den reichsten Menschen in der Schweiz.

 

Die sogenannten Verlierer lassen sie aussen vor. Reich noch reicher geht in Ordnung, aber Arm noch ärmer darf kein Thema sein. Diese Situation hat von meiner Warte aus auch politisch eine gefährliche Dimension. Die sich vom Staat und der Gesellschaft in Stich gelassen fühlenden Enttäuschten sind ein gefundenes Fressen für Linksextreme und Rechtsextreme. Sie sind anfällig für zerstörerische Verschwörungstheorien, die den Staat als Feind verdammen. Die Rechten planen eine Spaltung der Gesellschaft, wollen einen Umsturz herbeiführen und eine faschistische Diktatur installieren. Sie machen keinen Hehl daraus.

 

Siehe deren Hetzschriften auf Telegramm. Die Gefahr seitens der deutschen Reichsbürger für meine Empfindung nur die Spitze des Eisbergs. Bedrohlich finde ich, dass sie weltweit auf dem Vormarsch sind. Grosses Unbehagen bereitet mir, dass Teile der Bevölkerung diese Gefahr nicht erkennen. Wohlstandsverwahrlosten ist die Wahrung ihres Lifestyles wichtiger. Wenn ich hören muss, dass ihnen egal ist, wer an der Regierung ist, sind sie offenbar bereit, das Menschenrechte verachtende System der Faschisten zu akzeptieren. Ich fordere eine breit angelegte Aufklärungskampagne in allen Medien und Ideen, wie diese zerstörerische Entwicklung gestoppt werden kann. Auch sie sollen dazu beitragen, dass wieder Solidarität, eine für alle Menschen in der Schweiz zufriedenstellendes Leben entstehen kann.

 

Eine Spaltung, gar eine Zersplitterung der Gesellschaft kann sich die Schweiz nicht leisten, wenn die Bevölkerung in demokratischen Verhältnissen, in Ruhe und Frieden leben will.

 

Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der DMZ ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 

Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.

Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.

Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst die Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0