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Der Wutbürger des Jahres

DMZ –  BLICKWINKEL ¦ Ruedi Stricker ¦                   

 

Der Krachenwiler Bürger zeichnet sich seit jeher durch aktive Teilnahme am öffentlichen Leben aus. Der Gemeinderat hat sich nun entschieden, das grosse Interesse an politischen Aktivitäten zu honorieren und zum Jahresausklang den Wutbürger des Jahres zu wählen zu lassen. Nachstehend finden Sie den ersten Ausdruck von angesammeltem Frust, der es in die Vorrunde geschafft hat.

 

«An den nicht geschätzten Gemeinderat!!!

Sie kennen mich, und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie diesen Brief gar nicht lesen. Dennoch würde ich nie den Vorwurf auf mir sitzen lassen, meine Meinung nicht vollständig und korrekt kundzutun. Schliesslich interessiere ich mich zweifellos mehr für unsere Politik als der Gemeinderat selber, deren Mitglieder sich sowieso nur in den Rat wählen liessen, weil sie mit ihrer frustrierten Frau und ihren unerzogenen Bengeln zu Hause nichts anzufangen wissen. Oder weil man im Rat hin und wieder ein dreckiges Geschäftli machen kann. Aber das nur nebenbei – schliesslich geht es um die Sache und nicht um Ihre unlauteren Absichten und mangelnden Fähigkeiten. Und schon gar nicht um die regelmässigen Gelage im «Sternen».

 

Apropos «Sternen»: Dass Sie ausgerechnet dieser Dreckbeiz eine Bewilligung für den Betrieb einer Gartenwirtschaft gegeben haben, passt bei näherer Betrachtung zu Ihrer «Strategie»: Zuerst jahrelang uns rechtschaffenen Bürger mit Bauvorschriften schikanieren, um dann aus heiterem Himmel auf Grosszügigkeit umzuschalten. Diese Laissez-faire-Politik fahren Sie nur als Trotzreaktion darauf, dass wir dem Rat auf demokratischem Weg die Löhne gedeckelt haben. Oder wollen Sie uns weismachen, der Pleitewirt vom «Sternen» hätte ein anständiges Schmiergeld aufbringen können? Woher denn? Da müsste er seine Alte auf den Strich schicken, aber wir wissen ja, wie sie aussieht.

 

Aber jetzt zu meiner Steuerrechnung: Als Privatmann könnte ich mich eigentlich darüber freuen, dass meinem Rekurs auf die idiotische Einschätzungsmitteilung stattgegeben wurde. Als verantwortungsvoller Bürger dagegen kann ich in diesem speziellen Fall nur sagen: Pfui Teufel! Aus reiner Feigheit und Angst vor einer öffentlichen Diskussion in der nächsten Gemeindeversammlung zieht die Behörde den Schwanz ein und besticht mich in der Hoffnung, einen kritischen Bürger auf diese widerliche Weise mundtot zu machen. Aber ich sage Ihnen heute: Nein, mich kaufen Sie so nicht. Ich erhebe hiermit Einspruch gegen die Gutheissung meines Rekurses.

 

Und jetzt können Sie von Glück sagen: Wenn mir nicht wegen der ständigen Schriftwechsel mit den Idioten in der Gemeindekanzlei das Papier ausgegangen wäre, hätte das vorliegende Schreiben noch einen ganz anderen Umfang.

 

Respektfreie Grüsse

Willi Habersack, Präsident ABP «Aktion für bürgerzentrierte Politik»

 

Der Ratsschreiber

Ruedi Stricker

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