Hefe statt Erdöl

DMZ – LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦                                            

KOMMENTAR

 

Die Hefeart Komagataella phaffii scheint es in sich zu haben. Sie soll die Welt verändern können, indem sie den Kampf gegen den Klimawandel aufnimmt. So scheint es sich jedenfalls zu verhalten, wenn sie in einer manipulierter Form wirken kann.

 

Sie schafft es dann, Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre in Itaconsäure und Milchsäure umzuwandeln. Itaconsäure kommt bei der Herstellung von Polyacrylaten (Thermoplaste, die beispielsweise auch in Lacken und Klebstoffen sowie für Superabsorber gebraucht werden) und Gummi zum Einsatz. Bei der Milchsäure handelt es sich um eine Vorstufe von biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen. Sie kann als Ersatz von Erdöl bei der Herstellung von Polymeren eingesetzt werden.

 

Die nach dem japanischen Mikrobiologen Kazuo Komagata benannte Hefeart Komagataella phaffii verstoffwechselt im Normalfall die Alkoholart Methanol. Eine Arbeitsgruppe um Diethard Mattanovich, Senior Researcher am Austrian Centre of Industrial Biotechnology im österreichischen Graz und Professor am Department für Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Wien, schaffte es vorerst , die Hefe so zu verändern, dass sie anstelle des Methanols CO2 „verspeist“. So kann dieses Klimagas umgewandelt werden. Forscher fügten für die Produktion der beiden Säuren Gene ein, so dass sie etwas Sinnvolles produziert. Die Forscher konnten anhand des Kohlenstoff-13-Isotopentests beweisen, dass diese Hefe wirklich CO2 „isst“. Verglichen mit dem normalen Kohlenstoff fehlt diesem stabilen Isotop ein Neutron.

 

Es macht ungefähr 1,1% des gesamten natürlichen Kohlenstoffs auf der Erde aus. Setzt man die Hefe nur diesem Kohlenstoff aus, enthalten auch deren biologische Produkte ausschliesslich das Isotop. Laut Mattanovich ist es nun esstentiell, die Stämme und Prozesse bis zur industriellen Reife weiter zu verbessern. Weiter erklärt Özge Ata, die ebenfalls an beiden Forschungseinrichtungen tätig ist, was im Labormassstab bereits sichtbar gemacht wurde, nämlich dass Treibhausgase in der Tat als Rohstoff für wichtige Chemikalien eingesetzt werden können. Die neue Technologie ist in der Lage, statt weiter Erdöl als Rohstoff zu nutzen, Kohlendioxid in langlebige Materialien zu binden und so der Atmosphäre zu entziehen. Dies würde nicht nur eine klimaneutrale Technologie bedeuten, sondern auch ein sehr wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel sein.

 

 

 

±www.trendsderzukunft/via±


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