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Gehirnerschütterung: Folgen sind nachhaltig

DMZ – MEDIZIN ¦ Markus Golla ¦                                          

 

Jeder zweite Patient hat mehr als ein halbes Jahr nach einem entsprechenden Vorfall Symptome

Bereits eine leichte Gehirnerschütterung kann langanhaltende Auswirkungen haben. Das zeigt eine Erhebung unter der Leitung der University of Cambridge. Die Analyse der Daten einer europaweiten Studie verdeutlicht, dass es bei fast jeder zweiten Person, die einen Schlag gegen den Kopf erhalten hat, zu Veränderungen im Gehirn gekommen ist. Dabei änderte sich die Art und Weise, wie Regionen des Gehirns miteinander kommunizieren. Langfristige Symptome wie Erschöpfung und kognitive Beeinträchtigungen werden befürchtet. Details wurden in „Brain“ publiziert.

 

45 Prozent leiden anhaltend

Laut Forscher Emmanuel Stamatakis nehmen milde traumatischen Hirnverletzungen weltweit zu. Verantwortlich dafür sind vor allem Stürze bei der alternden Bevölkerung und mehr Unfälle im Straßenverkehr. Davon betroffen sind vor allem Länder mit geringen und mittleren Einkommen. „Derzeit besteht keine Möglichkeit vorherzusagen, welche Patienten sich rasch erholen werden und welche dafür länger brauchen werden. Die Kombination von zu optimistischen und ungenauen Prognosen bewirkt, dass bei manchen Patienten das Risiko besteht, dass sie nicht ihren Symptomen entsprechend behandelt werden.“

 

Die Forscher haben 108 fMRT-Scans der Gehirne von Betroffenen analysiert und verglichen sie mit den Ergebnissen von 76 gesunden Freiwilligen. Zusätzlich wurden bestehende Symptome bewertet. Die Teilnehmer wurden über CENTER-TBI rekrutiert. Dabei handelt es sich um ein groß angelegtes europäisches Forschungsprojekt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung von Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata. Mit 45 Prozent wies fast die Hälfte der Patienten immer noch Symptome auf, die von ihrer Verletzung resultierten. Am häufigsten kam es zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und Kopfschmerzen.

 

Oft Anomalien im Thalamus

Die Betroffenen verfügen oft über Anomalien im Bereich des Thalamus. Dabei handelt es sich um eine Hirnregion, die alle sensorischen Informationen integriert und diese Informationen innerhalb des Gehirns weitergibt. Anders als zu vermuten, steht eine Gehirnerschütterung mit einer erhöhten Konnektivität zwischen dem Thalamus und dem Rest des Gehirns in Zusammenhang. Denn dieser versucht häufig als Folge der Verletzung mehr zu kommunizieren. Je ausgeprägter diese Konnektivität war, desto schlechter war auch die Prognose des jeweiligen Patienten.

 

Durch die Untersuchung zusätzlicher Daten von PET-Scans konnten die Forscher Zusammenhänge zwischen langfristigen Symptomen und entscheidenden Neurotransmittern herstellen. Das wird dadurch ermöglicht, dass diese Scans die lokale chemische Zusammensetzung von Gewebe des Körpers darstellen. Patienten mit kognitiven Problemen wie Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis weisen eine erhöhte Konnektivität zwischen dem Thalamus und Bereichen des Gehirns mit einer hohen Konzentration von Noradrenalin auf. Bei Patienten, die über die Emotionen betreffenden Symptomen verfügen, wie Depressionen oder Reizbarkeit, kam es hingegen zur intensiveren Konnektivität mit Bereichen des Gehirns, die über viel Serotonin verfügen.

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