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Kakaoanbau: Mitverantwortung beim Vorantreiben der Abholzung in Westafrika

DMZ – TECHNIK/UMWELT ¦ Patricia Jungo ¦                    

 

Bisher beruhte die Schwierigkeit in der Beurteilung der Nachhaltigkeit des Kakaoanbaus auf den fehlenden guten Karten. Nun ist es dank Satellitenbildern möglich, herauszufinden, wie die Plantagen auch in geschützte Gebiete vordringen.

 

In einer Studie im Fachmagazin „Nature Food“ wird deutlich, dass die Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste und in Ghana weitaus umfassender ist, als bisher vermutet. Demnach sieht es so aus, als würde der Anbau von Kakao auch für einen guten Teil der Abholzung in der Region verantwortlich sein. Die Elfenbeinküste und Ghana mischen bei der globalen Kakaoindustrie ganz vorne mit. Zusammen beträgt ihr Beitrag zur gesamten Kakaoproduktion rund zwei Drittel. Obwohl der Kakaoanbau in beiden Ländern wirtschaftlich, sozial und ökologisch sehr bedeutend ist, kannte man die genaue Ausdehnung und Lage der Plantagen bis anhin nicht wirklich. So war es denn auch gar nicht oder nur sehr schwer feststellbar, inwiefern die Ausbreitung der Kakaoplantagen für Abholzung in geschützten Gebieten verantwortlich zeichnet. Gemäss Schätzungen hat die Elfenbeinküse seit 1950 mehr als 90 Prozent ihrer Waldfläche eingebüsst, Ghana mehr als 65 Prozent. Zur Schliessung genau dieser Wissenslücke haben Nikolai Kalischek von der ETH Zürich und sein Team ein neuronales Netzwerk entwickelt, welches mit einem Datensatz von mehr als 100 000 Kakaofarmen in der Elfenbeinküste und in Ghana trainiert wurde, um so auf frei verfügbaren Satellitenbildern die Lage von Plantagen zu erkennen.

 

Dies erlaubte dem Team das Erstellen von hochauflösenden Karten der Anbaugebiete. Die Richtigkeit wurde stichpunktartig vor Ort überprüft. Aus den Karten lässt sich herauslesen, dass der Kakaoanbau in der Elfenbeinküste für mehr als 37 Prozent und in Ghana für 13 Prozent des Waldverlustes in geschützten Gebieten die Verantwortung trägt. Weiter zeigte die Studie, dass die tatsächliche Anbaufläche mit den offiziellen Angaben stark unterschätzt wird. So scheint es, dass diese Fläche in Ghana um fast 40 Prozent grösser ist, als es die Statistiken des Landes zeigen. Das Forscherteam folgert aus den Erkenntnissen der Studie, dass Fragen zur Nachhaltigkeit des Kakaoanbaus in den beiden westafrikanischen Ländern zu klären sind.

 

Auch Nachhaltigkeitsinitiativen in anderen Regionen könnten ideal von ihrem Werkzeug der Satellitenbildanalyse Nutzen ziehen. Besonders dort, wo die offiziellen Daten nur einen begrenzten Einblick in die tatsächlichen Verhältnisse gewähren, würde eine automatische Erfassung von landwirtschaftlichen Anbauflächen grosses Potenzial haben.

 

 

 

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