False Balance: Beispiel Arena – SRF

DMZ –  ARBEITSWELT ¦ Lena Wallner ¦                             

KOMMENTAR

 

Der Aufstieg und die Verbreitung der autoritären Kräfte weltweit wäre ohne Medien nicht möglich gewesen, und zwar sowohl sozialer wie redaktioneller Medien. Die Verantwortung für eine weitere Stärkung der Feinde der Demokratie, Rechten, Rechtsextremen, Autoritären, Verschwörungsgläubigen, Fake-News, liegt zum guten Teil bei ebendiesen Medien. Dies war schon immer so, auch lange vor der Corona-Pandemie. Es gibt aus dieser Verantwortung kein Entrinnen, egal unter welchen Umständen. Jede Journalistin, jeder Journalist muss sich dieser Verantwortung stellen. Es gibt dabei nur Scheinneutralität, denn diese Leute kämpfen gegen alles, was Journalismus in liberalen Demokratien ausmacht. Was sie damit erreicht und zerstört haben, ist bereits sehr gut sichtbar. Täglich, stündlich...

 

Medienschaffende sollen ausgewogen über Themen berichten. Pro und Contra sollten gleich viel Platz erhalten. In der Praxis jedoch führt dieser Anspruch immer häufiger zu einer medialen Verzerrung. Einige Medien kokettieren sogar mit dieser Verzerrung und Verwirrung. Im Journalismus ist es üblich, Ansichten gegeneinander zu stellen. Werden aber wie in der Corona-Krise naturwissenschaftlich gesicherte Fakten gegen Meinungen gesetzt, verzerrt das die Wahrnehmung. Der Ausdruck "false balance" stammt aus dem Englischen und bedeutet "falsche Ausgewogenheit". Dass immer mehr Medien sich darüber hinwegsetzen und in ihren Stellungnahmen zu den Kritiken immer absurdere Theorien abliefern, geht schon lange nicht mehr. Es ist nicht mehr länger tragbar und es wird Zeit, dass hier endlich etwas dagegen unternommen wird.

 

Medien berichten aktuell und haben den Anspruch, auch die Gegenseite abzubilden. Zumindest sollte man davon ausgehen dürfen. Journalistinnen, Journalisten und Medien kommen in der Position als Vermittler eine besondere Verantwortung zu. Natürlich sind auch diese nicht frei von Fehlern oder Emotionen und unterliegen den Produktionsbedingungen der Branche. Zudem ist mancher Fakt nicht nur vorläufig, sondern oft auch kontextabhängig interpretierbar.

 

Beispiel Arena – SRF (Schweizer Fernsehen)

Liest man auf Twitter jeweils Tweets zur aktuelle Arena-Sendung, wird man den Eindruck nicht los, dass man mit Kritik an der Sendung nur Eines erreicht, dass man blockiert wird. Auf der anderen Seite werden fragwürdige Personen mit noch fragwürdigeren Positionen eingeladen, die mehr als genug Zeit zur Verfügung gestellt bekommen, um ihren Blödsinn unzensiert oder unkommentiert, zu verbreiten. Die kommende Ausgabe der Arena löst auf Twitter erneut eine Flutwelle der Entrüstung aus – verständlicherweise. Es lässt sich nach zwei Jahren nicht mehr von der Hand weisen, dass bewusst die falschen Leute eingeladen werden – es geht leider nur noch um Einschaltquoten. Anders ist der Umstand nicht mehr zu erklären, dass komplett bildungsferne und wissensneutrale Personen ihren Senf auf einen Teil der Schweizer Bevölkerung loslassen dürfen.

 

Die jeweils notwendig werdenden Stellungnahmen von Seiten SRF werden auch immer wie verworrener und unübersichtlicher. Fakt ist, egal wie es dargestellt wird von SRF: Minderheitenmeinungen wird ungebührlich viel Raum gegeben – betonen muss man dabei, dass es sich um Meinungen handelt, nie um Fakten. Auch deshalb hat das spätestens jetzt nichts mehr im TV zu suchen.

 

Die Argumentationen, die letztlich natürlich immer die Bedeutung des Journalismus herausstellen sollen, stolpern immer über dieselbe Herausforderung: nämlich Fakten und Meinungen zu unterscheiden, sowohl beim Input (Recherche) als auch beim Output (Vermittlung). Was im TV gesendet wird, wird leider auch von vielen Leuten geglaubt, egal ob es sich um Fakten oder blosse Meinungen handelt. Vor allem dann, wenn es den Journalisten nicht gelingt, die Aussagen im entsprechenden Kontext erscheinen zu lassen. Doch gerade dies scheint in Mode gekommen zu sein. Aussagen machen lassen und bewusst unkommentiert lassen. Das geht natürlich nicht, wenn man ausgewogen Berichten möchte. Aber genau das möchte man eben offenbar nicht.

 

Denn eigentlich ist es ja einfach: Die Idee der “Ausgewogenheit” betrifft die Qualitätskriterien Repräsentativität, Vollständigkeit und Relevanz. Und bei der Auswahl der Gäste scheitert es in den meisten Fällen grad bei allen drei Kriterien. False Balance vorprogrammiert!

 

Das heisst, der Unterschied von Meinungen und Tatsachen verwischt. 

 

 

 

Gute Arbeit dazu: Vorsicht vor falscher Balance: Werden die Ansichten der wissenschaftlichen Gemeinschaft korrekt dargestellt? (berkeley.edu) (englisch) 

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