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Kinder werden geimpft - die Schweiz wartet (noch immer)

DMZ –  GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Lena Wallner ¦        

 

Die EMA hat bereits Grünes Licht für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von BioNTech/Pfizer bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren gegeben. Nun wird die Impfung auch vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen. Das sagte die Leiterin des NIG, Ursula Wiedermann-Schmidt, bei einer Pressekonferenz in Wien. "Die Kinderimpfung ist sicher", betonte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Derweil geschieht in der Schweiz (immer) noch nichts...

 

EU soll Kinder-Impfstoff im Dezember bekommen

258.000 Dosen des eigenen Impfstoffs mit neuer Formulierung sollen bis zum Jahresende nach Österreich geliefert werden. "Das ist die maximale Menge, die wir bekommen haben", sagte Mückstein. Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte erklärt, die gesamte EU erhalte die Lieferung des Kinder-Impfstoffs am 20. Dezember. Bisher ist das Vakzin in der Europäischen Union erst ab zwölf Jahren zugelassen.

 

In Österreich leben knapp 600.000 Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Bis zum eigenen Vakzine sollen die Kinder unter zwölf Jahre - wie derzeit bereits "off label" durchgeführt wird, weiterhin mit einem Drittel der Erwachsenen-Dosis immunisiert werden. Die zweite Impfung erfolgt im Abstand von drei Wochen. Die Impf-Empfehlung des NIG soll noch am Donnerstag veröffentlicht werden, kündigte Wiedermann-Schmidt an. Die Impfung wird für alle Kinder empfohlen, besonders aber für jene, die Grunderkrankungen haben.

 

Derweil geschieht in der Schweiz (immer) noch nichts

#ProtectTheKids hat kein Verständnis mehr für die zögerliche Haltung der Schweizer Behörden und fordert in einem aktuellen Schreiben mit Vehemenz die Impfung für 5- bis 12-Jährige. „Es darf nicht sein, dass Eltern in einer Jahrhundertkrise hunderte Kilometer weit fahren oder gar in die USA fliegen müssen, um ihre Kinder zu schützen. Der Entscheid der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten, die Abstimmung des Expertengremiums für die Notzulassung der Kinderimpfung fiel auch bei Annahme eines Niedriginzidenzszenarios mit 14 zu 0 Stimmen aus («the overall benefits of the vaccine may still outweigh the risks under this low incidence scenario.» https://www.fda.gov/media/153447/download).“

 

Impfung sicher

Experten in Österreich betonen, dass die Impfung sicher ist. In den USA und in Israel wird sie bereits verabreicht, 3,3 Millionen Kinder haben sie bereits erhalten und dabei seien keine Fälle von schweren Nebenwirkungen aufgetreten. Wie auch Kinder ab zwölf und Erwachsene sollen Kinder unter zwölf Jahren sich drei Tage nach der Impfung erholen, ausserdem für eine Woche sportliche Aktivität einschränken – so die Empfehlungen.

 

Zwar erkranken Kinder und Jugendliche im Vergleich zu Erwachsenen weniger schwer an Covid-19, doch müssen auch immer wieder Kinder intensivmedizinisch behandelt werden. Es gibt Fälle, wo Kinder am multisystemischen Inflammationssyndrom (MIS-C) oder dem pädiatrischen hyperinflammatorischen Syndrom (PIMS) erkranken. Welches Kind es trifft, weiss man nicht, auch deshalb wird die Impfung empfohlen.

 

In der Schweiz steige die Inzidenz bei dieser Altersgruppe in nie dagewesene Höhen, die Kinder würden sich ohne Schutzmassnahmen innerhalb kürzester Zeit infizieren, schreibt #ProtectTheKids eindringlich. Zudem beziffere die Universität Zürich das Risiko für postvirale Syndrome (Long Covid) auf 3%. Ein hohes Risiko also und „Long Covid kann die Kinder sowie deren Umfeld schwer belasten (https://www.tagesanzeiger.ch/nach-zehn-minuten-kommt-der-crash-529930828074).“

 

"Es gibt eine klare Notwendigkeit der Kinderimpfung", betonte auch Peter Voitl, Gründer des Kindergesundheitszentrums Donaustadt. In der Gruppenpraxis des Kinderarztes wurden schon hunderte Kinder geimpft. Auch er warnte, dass Kinder zwar nicht oft, aber doch auch schwere Verläufe haben. "Jeder einzelne dieser Fälle ist vermeidbar", konstatierte Voitl. Von Long Covid sind laut dem Mediziner sechs bis zehn Prozent der Kinder betroffen. Bereits seit Oktober impft der Arzt Kinder in seiner Praxis. Starke Impfreaktionen habe er da keine gesehen. Der Andrang auf Kinderimpfungen sei jedenfalls nach wie vor sehr gross.

 

Auch #ProtectTheKids betont, dass es keinerlei Berichte über schwere Impfreaktionen bei den mittlerweile über 3.6 Mio. geimpften Kindern in den USA (https://covid.cdc.gov/covid-data-tracker/#vaccinations_vacc-people-onedose-pop-5yr). „Dies überrascht in keiner Weise, da die Pfizer-Studie die Kinderimpfung als ausserordentlich sicher einstuft. Zudem weist die Pfizer-Studie einen 90%ige Immunisierung aus. Die Kinderimpfung würde nicht nur den Schulunterricht sicherer machen, sie würde diesen in den Wintermonaten erst ermöglichen.“ Bereits jetzt sei der Unterricht vielerorts beeinträchtigt. „Werden viele Kinder infiziert, dann müssen entsprechend viele auch in Isolation und Quarantäne. Wir haben viele Meldungen aus vielen Landesteilen, wonach halbe Klassen dem Unterricht fernbleiben.“ sagt #ProtectTheKids und fordert angesichts dieser Situation die Möglichkeit, die Kinderimpfungen notfalls auch «off-label» zu ermöglichen.

 

Das österreichische Nationale Impfgremium (NIG) hat die Impfung bereits empfohlen (https://twitter.com/docmarton/status/1463914249122680839), Italien legt am Montag los (https://www.informazione.it/a/28CFA994-AA84-4C10-B0D6-D07C29BD6CA9/Vaccino-5-11-anni-in-arrivo-l-ok-dell-Ema-La-prossima-settimana-alla-primaria-le-prime-dosi).

Nicht nur #ProtectTheKids fragt: „Worauf warten die Schweizer Behörden? Es ist nun 5 nach 12!“

 

 

 

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